So schnell kann es gehen: Red Bull hat sich eindrucksvoll in der Spitzenfraktion der Formel 1 zurückgemeldet. Sebastian Vettel in der ersten Startreihe, Daniel Ricciardo in Reihe fünf - daran hatte nicht einmal Red Bull vor dem Malaysia Grand Prix geglaubt. "Das lag außerhalb unserer Erwartungen und ist eine großartige Ausgangslage für den morgigen Grand Prix", jubelte Teamchef Christian Horner.

In Sepang läuft nun alles auf ein Duell zwischen Red Bull und Mercedes hinaus. Die Bullen waren stark, die Silberpfeile stärker. Vom 1. Training bin hin zum Qualifying stand ein Mercedes-Fahrer am Ende an der Spitze. Und das bei sowohl bei trockenen als auch nassen Bedingungen. Mercedes bleibt der Favorit mit Pole-Setter Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf P3, doch ein Regen-Rennen könnte die Hackordnung durcheinanderwirbeln.

Vettel in Schlagdistanz, Foto: Sutton
Vettel in Schlagdistanz, Foto: Sutton

Red Bull hofft auf Regen

Das Red-Bull-Lager hofft zumindest auf nasse Verhältnisse am Sonntag. "Mercedes war an diesem Morgen sehr schnell im Trockenen", so Ricciardo über das 3. Training. "Ich denke, dass wir im Nassen definitiv bessere Chancen haben. Hoffentlich wird es morgen so wie heute. Sebastian hatte zwar einiges an Abstand auf mich und ich muss schauen, wo ich mich noch verbessern kann. Seine Pace war richtig gut und nah an der Pole dran."

Vettel fehlten rund fünf Hundertstelsekunden zu Hamilton, der nach Melbourne zum zweiten Mal in dieser Saison von der Pole Position startet. Beim Saisonauftakt in Australien hatten die meisten Beobachter Red Bull nicht allzu viel zugetraut - zu groß waren die Probleme mit Renaults Power Unit während des Winters. Doch nach der Ansage im Sepang-Qualifying sieht die Sache wieder ganz anders aus. Herrschte zuvor die Annahme, dass der RB10-Bolide schnell sein würde wenn der Motor läuft, heißt es jetzt nur noch: Red Bull ist schnell.

Rosberg: Vettel kann gewinnen

Vor allem im Regen war das amtierende Weltmeister-Team Mercedes dicht auf den Fersen - bei rutschigen Bedingungen kam der Motoren-Vorteil der Silberpfeile nicht so sehr zum Tragen. "Im Nassen hat Sebastian auf jeden Fall eine Chance auf den Sieg", anerkannte Rosberg die Stärke der Konkurrenz. "Im Trockenen sehen sie an diesem Wochenende auch schnell aus - sie sind bei allen Bedingungen nah an uns dran." Für Rosberg aber generell keine große Überraschung: "Wir hatten das erwartet. Sie sind immer noch die absolute Messlatte im Sport und pushen wie verrückt. Wir erwarten, dass sie den Abstand verringern."

Ziel der Silberpfeile muss nun sein, den bestehenden Vorteil mindestens zu halten. Hamilton war nach der 33. Pole seiner F1-Karriere zumindest zuversichtlich, dass dies auch gelingt. "Ich habe keinen Zweifel, dass andere Teams bei der Entwicklung Gas geben, um den Abstand zu verringern. Aber das machen wir auch und ich glaube daran, dass wir das mindestens so gut schaffen wie die anderen." Problem der Favoritenrollte laut Hamilton: "Es ist immer einfacher, andere zu jagen, als selbst vorn zu bleiben."

Wer hebt die Hand am Sonntag höher?, Foto: Sutton
Wer hebt die Hand am Sonntag höher?, Foto: Sutton

Wolff warnt vor Red Bull

Das wusste auch Toto Wolff, der bemüht war, die Erwartungshaltung ein wenig zu dämpfen. "Wie Nico sagte: Man vergisst schnell, dass Red Bull in den vergangenen vier Jahren die Messlatte war", so der Mercedes-Motorsportchef. "Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben: Diese Jungs haben vier Titel gewonnen und werden zurückkommen. Das haben wir heute im Nassen gesehen." bei normalen Bedingungen war das eigene Team aber doch noch eine Spur stärker, wie Wolff bemerkte: "Wenn man sich das 1. und das 3. Training anschaut, könnte man sagen, dass wir im Rennen wirklich sehr stark sein werden."

Die Mercedes-Stärke in Sepang war natürlich auch Vettel nicht entgangen. Kein Wunder, dass sich der Heppenheimer nicht über einen Regen-Grand-Prix beschweren würde. Insgesamt habe Mercedes laut Vettel das aktuell beste Paket. Das müsse aber nicht bedeuten, dass Hamilton und Rosberg unbesiegbar sind. "Wir wissen, dass im Regen alles möglich ist", sagte er. "Da ist die Performance des Autos vielleicht nicht so wichtig wie im Trockenen. Es wird schwierig sie zu schlagen, unmöglich ist es aber nicht. Es wäre sowieso ziemlich traurig, morgens aufzuwachen und zu denken, dass man nur Zweiter, Fünfter oder Achter werden kann. Wir sind hier um zu gewinnen."

Vor dem zweiten Rennen des Jahres gilt also: Je mehr es regnet, desto besser stehen Red Bulls Siegeschancen - trotz der stärkeren Mercedes-Konkurrenz. "Wenn es morgen nass ist, hat Red Bull eine sehr gute Chance, zu gewinnen", meinte der frühere Formel-1-Pilot Allan McNish im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wenn es trocken ist, sind die Mercedes unerreichbar. Sie hatten auch hier noch eine Sekunde Vorsprung im Trockenen. Im Nassen kommt es aber weniger auf die Motorleistung an und mehr auf andere Faktoren."