Debakel, Drama, Niederlage, peinlicher Auftritt. Nur einige Formulierungen, die 2013 mit Williams in Verbindung gebracht wurden. Es dauerte zehn Rennen, bis der erste Punkt ins Haus flatterte - lediglich vier weitere sollten folgen. Nun hat Williams reagiert: Neue Verantwortliche, neuer Motorenlieferant, neuer Pilot. Die ersten Zeichen stehen auf Aufschwung und der Wegweiser scheint wieder auf die Siegerstraße zu führen.

Foto: Sutton
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Das Team: Bei Williams standen vor der Saison alle Zeichen auf Umbruch. Das Team wilderte ordentlich in anderen Gefilden und wurden reichlich fündig: Jakob Andreasen von Force India, David Wheater von Lotus, Craig Wilson von Mercedes, Rob Smedley von Ferrari oder Rod Nelson sind nur einige Beispiele. Den größten Fortschritt soll aber Pat Symonds als Technischer Direktor bringen. "Es läuft besser, seit Pat Symonds hier ist", verriet Valtteri Bottas. "Er hat die Dinge auf eine bessere Basis gestellt, was sich hoffentlich so schnell wie möglich auf die Performance unseres Autos auswirken wird."

Neuzugang Felipe Massa ist jedenfalls fest überzeugt, dass Williams wieder ein Siegerteam werden kann. "Wir haben die richtigen Zutaten, nun müssen wir nur den Kuchen backen", scherzte er. Der Brasilianer kommt mit vielen Eindrücken von acht Jahren Ferrari nach Grove und gibt die klare Marschrichtung vor: " "Es gibt eine Menge zu verstehen, aber auch einige Dinge, die geändert werden müssen."

Auch finanziell tat sich einiges: Neben Petrobas, Uhrenhersteller Oris und Genworth Lifestyle Protection hat das Team potenziell noch einen ganz besonderen Sponsor im Köcher: noch in dieser Woche soll das Team die Rückkehr von Martini als Großsponsor bekanntgeben.

Team - Note: gut

Foto: Sutton
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Das Auto: "Der Wechsel zu Mercedes war für den Rennstall die beste Entscheidung und hat die Ausgangsposition für die neue Saison komplett verändert. Das war ein Volltreffer", geht Massa auf die wohl entscheidendste Änderung für 2014 ein. Während der FW35 noch von Renault angefeuert wurde - aktuell für viele Teams ein großes Problem - scheint der FW36 mit der Mercedes-Power-Unit perfekt für die Saison aufgestellt.

Cheftestingenieur Rod Nelson untermauerte aber vehement, dass der gesamte Bolide einen großen Sprung im Vergleich zum Vorjahr gemacht. "Ein Auto ist mehr als nur ein Motor oder eine Power Unit. Es ist eine Kombination aus allem - auch guten Fahrern und Designern." Offenbar hat die Mannschaft diese Kombination perfekt hinbekommen, denn am Samstag in Bahrain brannte Massa mit 1:33.258 Minuten die absolute Bestzeit der gesamten Testfahrten in den Asphalt.

Auto - Note: gut

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Die Zuverlässigkeit: Der FW36 zeigte sich als wahrer Kilometersammler und landete in der Gesamtabrechnung mit 4.893 Kilometern nur knapp hinter Mercedes. Während der beiden Bahrain-Auftritte lag Williams sogar an der Rundenspitze. Lediglich ein Mal blieb der Bolide auf der Strecke stehen - Rekord der Testfahrten. Am finalen Tag gab die Power-Unit aufgrund von Laufzeitüberschreitung den Geist auf.

"Mit der Anzahl von Runden, die wir auf sie gefahren haben, war es keine große Überraschung", gab Nelson zu. Lediglich in Jerez gab es einige Kinderkrankheiten, die aber schnell ausgemerzt wurden. Am vorletzten Testtag hieß es von Williams, dass die Basis in Sachen Zuverlässigkeit abgearbeitet ist und nun die Arbeit an der Performance forciert werden würde.

Zuverlässigkeit - Note: sehr gut

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Die Fahrer: Die Mischung ist klar: jugendlicher Speed und pure Erfahrung. Mit Felipe Massa hat Williams jahrelange Ferrari-Erfahrung verpflichtet. Der Brasilianer sorgte während der Testfahrten für zwei Bestzeiten und Begeisterungsstürme. "Felipe ist unglaublich gut, er macht keine Fehler. Er ist das einzig Wahre. Ich kenne Fernando [Alonso] aus meiner Renault-Zeit und weiß daher, dass Felipe kein Versager ist", schwärmte Rod Nelson.

Massa würde auch auf der Ingenieursseite gute Kenntnisse aufweisen und seine Hausaufgaben solide erledigen. "Er ist allem gegenüber offen und probiert Sachen aus, auch wenn er nicht ganz davon überzeugt ist. Gleichzeitig sagt er, was er denkt. Er ist unglaublich ehrlich, was uns alle sehr überrascht hat." Neben dem Brasilianer fährt Valtteri Bottas sein zweites Jahr für die Mannschaft aus Grove. Der Finne zeigte 2013 Höhen und Tiefen und zählt zu den großen Talenten. Während der Testfahrten überzeugte er mit konstant schnellen Rundenzeiten und gutem Feedback.

Fahrer - Note: gut

Redaktionskommentar:

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Saisonziel: Rückkehr zu Top-Platzierungen

Pro:Williams hat alle überrascht. Nach der ersten Bestzeit in Jerez hieß es noch, Füße auf dem Boden behalten und ruhig bleiben. Mittlerweile entwickelt sich die Mannschaft aus Grove aber zum Geheimfavoriten. Der FW36 zeichnete sich durch Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit aus - die absolute Bestzeit von Massa kommt schließlich nicht von ungefähr. Williams hat mit Mercedes einen starken Motorenpartner und mit Massa und Bottas eine solide Fahrerpaarung. Für die Mannschaft geht es darum, in den ersten Saisonrennen durchzukommen und die Zuverlässigkeitskarte auszuspielen, dann ist vielleicht sogar der ganz große Wurf möglich. Wie die Truppe aus Grove über den Saisonverlauf mit dem Entwicklungstempo der anderen mithalten kann, steht auf einem anderen Blatt, aktuell stehen die Zeichen jedenfalls auf Erfolg. (Marion Rott)

Contra: Die Liste der Neuzugänge bei Williams sieht beeindruckend aus und auch mit Mercedes scheint das Team auf den richtigen Partner zu setzen. Allerdings habe ich Zweifel, dass sich all die Maßnahmen, die dazu dienen sollen, auf die Siegerstraße zurückzukehren, schon 2014 auszahlen werden. Es dauert sicher eine Weile, bis sich jeder in seiner Rolle eingefunden hat und ein Rädchen ins andere greift. Bis dahin wird sich das Traditionsteam wohl in Geduld üben müssen. (Annika Kläsener)

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