Je mehr, desto besser: Pirelli war froh über jede einzelne Runde, die die Piloten bei den letzten Testfahrten in Bahrain vor dem Saisonstart abspulten. Insgesamt schafften die Fahrer in den vier Tagen 3.307 Umläufe auf dem Bahrain International Circuit - knapp 1.000 Runden mehr als noch in der Vorwoche. Grund genug für den Reifenlieferanten, eine erste Prognose mit Blick auf die anstehende Saison abzugeben, nachdem die Reifenwahl für die ersten vier Rennen inzwischen feststeht. "Die weiche und die Medium-Mischung passen für die erwarteten Rennbedingungen in Australien, Bahrain und China gut zusammen", sagte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Sie liefern die richtige Balance zwischen Performance und Strategie mit zwei bis drei Boxenstopps pro Auto."

Zeiten von Boxenstopp-Orgien sollen der Geschichte angehören, stattdessen wählte Pirelli nach all der Kritik der vergangenen Jahre lieber einen konservativeren Ansatz. Inwiefern dieser Plan aufgeht, wird sich noch zeigen. Die neue Reifengeneration ist zwar härter und damit haltbarer als ihre fragilen Vorgänger, doch von den so genannten Holzreifen kann keine Rede sein. "Wir sind definitiv überrascht, dass sie wieder schnell abbauen", sagte Nico Rosberg im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Ich finde das ok, so lange wir nicht vier Boxenstopps haben. Solange es sich in Grenzen hält und so lange wir keine Reifenplatzer haben und auch nicht so viel Gummi, der da abfliegt - und das haben sie hoffentlich gelöst - dann ist das ok."

Laut Pirelli sei der Reifenverschleiß im Vergleich zur Vorsaison nun geringer, ohne dabei jedoch an Leistung einzubüßen. "Wir können bislang die Rückschlüsse ziehen, dass die 2014er Reifen konstanter und weniger abbauend sind als ihre Vorgänger, ohne einen Kompromiss bei der Performance einzugehen", so Hembery. Glück für Rosberg und Konsorten: "Wir haben noch ein weiteres Ziel erreicht, nämlich einen weiteren Schritt hin zur Reduzierung der Marbles (Gummiabrieb) auf der Strecke."

Wie viel Potenzial hat der Mercedes?, Foto: Sutton
Wie viel Potenzial hat der Mercedes?, Foto: Sutton

Bei den Zeitunterschieden zwischen den einzelnen Mischungen stellte Pirelli keinen großen Unterschied im Vergleich zu den ersten Tests in Bahrain fest. Der superweiche Reifen sei immer noch rund 07, Sekunden schneller als die weiche Mischung. Zwischen dieser und dem Medium-Reifen betrage die Differenz 1,3 bis 1,5 Sekunden. Die Medium-Mischung sei auf einer Runde ebenfalls 1,3 bis 1,5 Sekunden schneller als der harte Reifen.

Die absolute Testbestzeit gelang Felipe Massa am Samstag auf neuen, superweichen Reifen in 1:33.258 Minuten. Bemerkenswert ist, dass Lewis Hamilton auf seiner schnellsten Runde am Sonntag zwar zwei Hundertstelsekunden Rückstand auf den Brasilianer hatte, seine beste Rundenzeit aber auf gebrauchten, weichen Reifen erzielte.