1. Wer ist offizieller Jerez-Rundenkönig?

Mercedes legte einen Teststart par excellence hin und führt nach vier Tagen sämtliche Wertungen an. Nico Rosberg war nicht nur der einzige, der eine komplette Renndistanz abspulte, sondern war mit insgesamt 188 Runden respektive 832 Kilometern der Fahrer mit den meisten Runden. Mercedes war zudem das Team, das die meisten Kilometer in Jerez abspulte (309 Runden respektive 1368 Kilometer) sowie der Motorenhersteller mit den meisten Testkilometern (3874). Zum Vergleich: Red Bull (21 Runden respektive 92 Kilometer) und Renault (668 Kilometer) waren in beiden Wertungen Schlusslicht.

Runden-Bilanz Jerez, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Runden-Bilanz Jerez, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

2. Wie bewerten die Fahrer das neue Fahrgefühl?

Die Formel 1 setzt wieder auf Turbo-Power. Für die meisten Piloten stellte sich schon nach wenigen Runden ein deutlich verändertes Fahrgefühl als in der Vorsaison ein, als die Boliden noch von V8-Saugmotoren angetrieben wurden. "Es ist ziemlich anders zu fahren, denn das Auto hat wesentlich mehr Drehmoment und kommt ziemlich aggressiv", erklärte Adrian Sutil. Dem konnte sich Lewis Hamilton nur anschließen: "Wenn man auf das Gaspedal tritt, ist das Heck viel instabiler, weil es durch das höhere Drehmoment mehr Wheelspin gibt."

Als einer der wenigen Fahrer vermochte Fernando Alonso keine Veränderungen festzustellen. "Ich habe mich ins Auto gesetzt, bin losgefahren und habe weder in puncto Fahrstil noch Handling einen großen Unterschied gespürt", meinte der Spanier. Daniel Ricciardo kam zwar nur wenig zum Fahren, glaubt aber nicht, dass er große Anpassungsprobleme haben wird. "Es ist definitiv ein neues Gefühl, wenn die Power kommt, aber nichts Verrücktes, oder etwas, das eine lange Gewöhnungszeit benötigt", so der Australier.

3. Warum brach Red Bull den Test am Freitag vorzeitig ab?

Vettel zum Zusehen verdammt, Foto: Sutton
Vettel zum Zusehen verdammt, Foto: Sutton

Während die Konkurrenz auf der Strecke am Freitag noch ihre Runden drehte, baute Red Bull bereits seine Zelte ab. Der Serien-Weltmeister erlebte in Jerez eine Alptraumwoche. Am Dienstag sorgte eine falsch eingebaute Feder an der Hinterradaufhängung, dass Vettel kaum zum Fahren kam. Endlich auf der Strecke qualmte es nach drei Runden aus dem RB10. Am Mittwoch war für Vettel nach acht Runden Schluss, weil es ein Problem an der Power Unit gab. Das gleiche Schicksal traf Daniel Ricciardo am Donnerstag. Und als am Freitag ein mechanisches Problem am RB10 auftauchte, entschied Red Bull lieber in die Fabrik zurückzukehren und den Fokus auf Bahrain zu richten.

4. Welche Probleme gab es bei Renault?

Die Testfahrten sind zu Ende und der erste Verlierer scheint festzustehen: Renault. Alle Teams mit französischer Power hatten in den vergangenen vier Tagen zu kämpfen. Immerhin konnte der Motorenhersteller am Mittwoch ein Problem eindeutig identifizieren und zwar handelte es sich dabei um ein Hardware-Problem am Energiespeicher der Power Unit. Wie Remi Taffin, Leiter des Renault-Einsatzteams, zugab, wurde man von diesem speziellen Problem überrascht. "Es ist etwas anderes, wenn man auf der Strecke fährt statt nur Dyno-Runs abzuspulen", verteidigte sich Taffin.

5. Was war der Grund für Hamiltons Crash?

"Es passierte alles so schnell. Ich war auf der Geraden unterwegs und als ich bremste, verlor ich das Auto", erzählte Lewis Hamilton, der am Ende der Start- und Zielgeraden geradeaus ins Kiesbett rauschte und unsanft in der Streckenbegrenzung einschlug. Schnell wurde der Frontflügel als Corpus Delicti identifiziert. "Es gab einen wenig dramatischen Schaden am Frontflügel, der dann unter das Auto gekommen ist", beschreibt Paddy Lowe den Unfallhergang. Wie genau der Schaden am Frontflügel aussah, wollte er nicht verraten.

"Es war nicht direkt die Befestigung am Frontflügel. Wir wissen, wo der Defekt auftrat, jetzt müssen wir noch herausfinden, wieso genau er auftrat." Nach einer Nachtschicht der Mechaniker konnte Nico Rosberg am Tag darauf den Test wieder aufnehmen. "Das Team musste die Teile nach England hochfliegen. Es wurde die ganze Nacht daran gearbeitet und heute Früh um 5 Uhr kamen die Teile hier an der Strecke wieder an und wurden auf das Auto gepackt. Das war eine unglaubliche Teamleistung", lobte Rosberg seine Mannschaft.

6. Warum flog Adrian Sutil gleich zwei Mal ab?

Eine lange Nacht stand auch den Sauber-Mechanikern bevor, nachdem Adrian Sutil bei seiner Premiere in den Reifenstapeln landete und sich dabei den Frontflügel und das linke Vorderrad beschädigte. "Auf der letzten Runde verlor einer der Reifen stark an Temperatur. Das traf mich überraschend als ich aus der Kurve herausbeschleunigte, auf der Geraden vom dritten in den vierten Gang schaltete, das Auto ausbrach und ich von der Strecke rutschte", beschrieb der Deutsche den Unfallhergang. Die Reifentemperatur spielte auch bei seinem Abflug am Freitag eine Rolle. Das Auto habe sich wie auf Eis angefühlt, berichtete Sutil. Doch der Deutsche nahm es mit Humor: "Wenigstens wird einem beim Fahren nicht langweilig, denn man ist damit beschäftigt, das Auto auf der Strecke zu halten."

7. Wieso fuhr McLaren am ersten Testtag nicht?

McLaren glänzte am ersten Tag der Testfahrten mit Abwesenheit. Wegen eines Elektronikproblems und Schwierigkeiten mit der Hydraulik musste der MP4-29 am Dienstag in der Garage bleiben, doch eine Nachtschicht der Mechaniker sorgte dafür, dass Jenson Button am Mittwoch auf die Strecke gehen konnte. Technische Probleme hielten sich in weiterer Folge in Grenzen, sodass McLaren nach Mercedes schlussendlich die zweitmeisten Kilometer aller Teams abspulte. Kevin Magnussen markierte in 1:23.276 Minuten sogar die beste Zeit der Testfahrten.

8. Warum wurde die Jungfernfahrt von Kvyat vertagt?

Rookie Daniil Kvyat, Foto: Sutton
Rookie Daniil Kvyat, Foto: Sutton

Daniil Kvyat brannte auf seine erste Ausfahrt, doch elektrische Probleme wie sie Toro Rosso offiziell bezeichnete, machten dem jungen Russen am Mittwoch einen Strich durch die Rechnung. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass auch der STR9 Probleme mit dem Renault-Motor hatte. Das Team entschied aus Sicherheitsgründen, die Verluste einzuschränken und sich komplett auf den nächsten Tag zu konzentrieren. Am Freitag kam Kvyat endlich zu seiner Jungfernfahrt und drehte immerhin neun Runden.

9. Warum zeigte Marussia den Boliden erst am Donnerstag?

Die Marussia-Trucks trafen zwar rechtzeitig in Jerez ein, aber das Auto fehlte. Ein technisches Problem zwang das Team dazu, den Boliden vorerst in der Fabrik in England zu lassen, um an der Behebung zu arbeiten. Mit zwei Tagen Verspätung wurde der MR03 am Donnerstag dann aber doch der Öffentlichkeit vorgestellt und Max Chilton absolvierte das fünf Runden umfassende Rollout.

10. Wie verlief die Zusammenarbeit zwischen Räikkönen & Alonso?

Fernando Alonso gab am Rande der Testfahrten einen Einblick in die Zusammenarbeit mit Neo-Teamkollege Kimi Räikkönen. "Wir haben jeden Abend ein Meeting, wo alles von Fahrer- und Teamseiten offengelegt wird. Ich habe sämtliche Runden, die Kimi in den ersten beiden Tagen gefahren ist, auf meinem Computer und Kimi wird sämtliche Informationen erhalten, die wir heute und morgen aus den Daten herauslesen", verriet der Spanier. Jeder wisse, was der andere im Auto tue. "Ich weiß, dass Kimi mit seinem Auto sehr zufrieden war. Ich habe heute einige andere Sachen ausprobiert, die er mit Sicherheit in Bahrain austesten wird", so Alonso.

11. Warum sehen die neuen Autos so seltsam aus?

Eine schlimmer als die andere, Foto: Sutton
Eine schlimmer als die andere, Foto: Sutton

Schockzustand unter den Formel-1-Fans: Die neue Fahrzeuggeneration hat Monster-Nasen! Vergleiche mit Dildos, Nasenbären und Staubsaugern schossen wild durch das Internet. Aber warum sehen die neuen Fahrzeugnasen so seltsam aus? Ganz einfach: Das Reglement schreibt es vor! Um die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen, wurde die maximale Höhe der Fahrzeugnase von 550 mm im vergangenen Jahr deutlich auf 185 mm in dieser Saison verringert. Das führte zu den umstrittenen Nasen vieler Vertreter des 2014er Feldes.

"In dieser Saison müssen wir wohl noch mit den hässlichen Nasen leben", sagte Jo Bauer, der Technische Delegierte der FIA, zu Motorsport-Magazin.com. Dabei scheinen wir Glück im Unglück gehabt zu haben: Bei den Nasen-Lösungen, die Bauer bislang zu Gesicht bekam, sollen noch deutlich hässlichere dabei gewesen sein, als letztlich auf der Strecke landeten.

12. Wieso war Lotus nicht in Jerez?

Seit Anfang Januar war klar, dass Lotus die Testfahrten in Jerez nicht bestreiten wird. "Bei den Tests in Jerez nehmen wir nicht teil, weil die Progression des Autos in manchen Bereichen langsamer verlief als geplant. Das Thema ist die Nase, die nicht korreliert ist. Das gesamte Auto ist von der FIA homologiert, mit Ausnahme der Nase. Dass wir beim ersten Test nicht dabei sind, ist somit rein technischer Natur und nicht finanzieller", erklärte der scheidende CEO Patrick Louis gegenüber Motorsport-Magazin.com. Lediglich bei der Enthüllung des neuen Boliden hielt man sich nicht bis Bahrain zurück.