Am Donnerstag platzte bei McLaren die große Bombe. Ron Dennis kehrt wieder ins Tagesgeschäft beim britischen Traditionsrennstall zurück. Der Vorsitzende der McLaren Group wird zum CEO, also zum Geschäftsführer der McLaren Group, zu der auch der Formel-1-Rennstall gehört. Der 66-Jährige ist somit in der Hierarchie über Teamchef Martin Whitmarsh, doch was wird sich bei McLaren dadurch ändern? Eine ganze Menge, wie der ehemalige Formel-1-Pilot John Watson meint.

"Er ist nun federführend, es ist seine Verantwortung", so Watson, der 1985 seine Formel-1-Karriere bei McLaren beendete beim britischen Skysports. "Im Endeffekt wird Martin Whitmarsh, der bislang Teamchef war, nicht mehr länger der Boss in der Formel 1 sein - das ist jetzt Ron Dennis." Ob die Rückkehr des ehemaligen Teamchefs sofort Früchte tragen wird, bezweifelt Watson zwar, was Dennis konkret ändern wird, könne er sich aber durchaus vorstellen.

"Ich glaube, Ron wird versuchen wieder seine Führungsphilosphie, wie er meint, wie ein Formel-1-Team konstruiert ist und funktioniert, einzuführen. Das kann auch zum Teil personelle Änderungen mit sich ziehen", meint Watson. Dabei sei keine Abteilung vor den Änderungen sicher. "Ich kann mir vorstellen, dass das alle Bereiche des Unternehmens betrifft, von ganz oben bis ganz unten. Das betrifft Ingenieure genauso wie Techniker oder Fahrer - einfach alle. Es besteht die Möglichkeit, dass es unter der Kontrolle von Ron im Formel-1-Team eine massive Kursänderung gibt."

Dass Dennis ausgerechnet jetzt zurück ins Tagesgeschäft bei McLaren kehrt, hält der Nordire nicht für einen Zufall. "Man bedenke, dass Honda ab 2015 wieder offizieller Motorenpartner von McLaren ist", gab Watson zu bedenken. Zwar fädelte Dennis 1994 die Partnerschaft mit Mercedes-Benz ein, seine größten Erfolge feierte er mit McLaren aber Ende der 1980er und Anfang der 1990er mit Honda als Motorenpartner.

Nach einem sportlich katastrophalen Jahr wird es bei McLaren also nun größere Veränderungen geben. Für die sportlichen Misserfolge 2013 und den verpassten Titel 2012 macht Watson aber nicht Teamchef Whitmarsh verantwortlich. Zwar habe er einen neuen, etwas entspannteren Führungsstil nach Woking gebracht, das wäre aber nicht gleichbedeutend mit Misserfolg. "Diese zwei Dinge hätten Ron Dennis genauso passieren können", glaubt Watson.

Doch dass Lewis Hamilton Ende 2012 McLaren verließ und bei Mercedes anheuerte, das wäre Dennis nicht passiert, schließlich war es Dennis, der Hamilton schon als 12-Jährigen unter seine Fittiche nahm und mit ihm gemeinsam den Gewinn der Weltmeisterschaft 2008 feierte. "Zu sehen, dass dieses Talent nun zu einem Konkurrenten wechselt, das hätte Ron niemals gewollt."

Ron Dennis machte Lewis Hamilton zum Star, Foto: Sutton
Ron Dennis machte Lewis Hamilton zum Star, Foto: Sutton

Der Abgang Hamiltons sei darüber hinaus nicht nur sportlich ein Verlust gewesen sondern auch aus kommerzieller Sicht. Es wäre nun schwieriger, Partner längerfristig an sich zu binden, so Watson. Der Telekommunikationskonzern Vodafone stieg Ende 2013 bei McLaren aus, einen großen Sponsor, der den Wegfall der Vodafone-Millionen kompensieren könnte, konnte McLaren noch nicht präsentieren.

Dass Martin Whitmarsh in dieser Form als Teamchef weitermachen wird, hält Watson für unwahrscheinlich. "Es ist möglich, dass Martin Whitmarsh in dieser Rolle weitermacht, aber es ist ziemlich unwahrscheinlich. Ich glaube, Martin wird versuchen eine andere Position innerhalb der McLaren Group zu finden, denkt darüber nach, eine Auszeit zu nehmen oder geht irgendwo anders hin. Aber das ist eine Angelegenheit, die zwischen den involvierten Parteien und vor allem von Martin selbst diskutiert werden muss."