Ein Simulator ist in der heutigen Formel 1 essentiell. Den Simulator eines F1-Teams kann man nicht mal annähernd mit einem Computerspiel am PC vergleichen, immerhin ist der Simulator angesichts der limitierten Testfahrten ein perfektes Werkzeug, um während der Saison zu testen. Valtteri Bottas lernte in seiner Anfangszeit als Williams-Testfahrer den Simulator besonders gut kennen. Später nutzte er den Simulator, um neue Strecken kennenzulernen. "Die Strecken im Simulator sind absolut detailgetreu und somit eine große Hilfe - auch um Setup-Einstellungen oder die Effektivität von neuen Teilen zu testen", verriet der Finne. Gegenüber Motorsport-Magazin.com gab Bottas einen kleinen Einblick in die fabelhafte Welt der Simulation.

Simulation von Streckenbedingungen

"Wir versuchen so detailgenau wie möglich, die Streckenbedingungen zu simulieren - vom Gripniveau über die Kurvengeschwindigkeiten bis zum Top-Speed auf den Geraden. Wir versuchen jedes Mal, so nahe wie möglich an die Bedingungen ranzukommen, dazu werden nach einem GP-Wochenende sämtliche Details evaluiert.

Wenn wir dann wieder diese Strecke im Simulator testen, kommen wir dank der gesammelten Daten sehr nah an die Realität heran. Dadurch können wir im Simulator Dinge wie Bremspunkte oder mögliche Ideallinien austesten. Es ist sogar möglich, nach einem Freien Training das Setup eines Fahrers im Simulator mit einem anderen, möglicherweise besseren Setup zu vergleichen, um so die ideale Abstimmung für das Wochenende zu finden."

Simulator vs. Rennbolide

"Der größte Unterschied ist, dass man im Simulator keine G-Kräfte simulieren kann. Man kann ein paar wenige Kräfte kreieren, aber keinesfalls Kräfte um die 5G oder mögliche Windgeschwindigkeiten, die auf das Auto wirken. Um dennoch ein echtes Rennfeeling zu vermitteln, wird man in eine Art Tunnel geschoben, in dem sich eine 180-Grad-Leinwand befindet. Drei Projektoren zeigen die Rennstrecke aus Fahrersicht. Wenn man von der Strecke abkommt, wird das ebenfalls auf die Leinwand projiziert."

Gemeinsamkeiten

"Ich sitze in einem detailgetreuen Chassis des Williams-Boliden. Im Cockpit ist alles genauso wie im echten Rennwagen - die Sitzposition, das Lenkrad mit all seinen Knöpfen, die auch dieselben Funktionen haben sowie die Pedale. Ich kann während der Runden die Bremsbalance verstellen und DRS nutzen, was meine Rundenzeit schneller macht."

Arbeitsablauf

"Bis zu 60 Tage im Jahr verbringen die Testfahrer in der Dunkelheit des Simulator-Tunnels. Ein Tag im Simulator beginnt in den frühen Morgenstunden. Wenn das Team sich auf ein Rennwochenende vorbereitet, spule ich üblicherweise ein paar Runden ab, um mich auf die Strecke einzuschießen. Danach sehe ich mir die Daten zusammen mit den Ingenieuren an, vergleiche diese mit den Daten von anderen Fahrern im Simulator, um zu erfahren, in welchen Bereichen wir uns noch verbessern können.

Danach steige ich wieder ins Cockpit und absolviere weitere Runs. Das geht den ganzen Tag so weiter. Die Rundenanzahl hängt davon ab, was wir an jenem Tag testen. Manchmal spule ich nur eine Renndistanz ab, aber es kam auch schon vor, dass ich 200 Runden gefahren bin. Das war das Maximum im Simulator - zumindest bis jetzt."