Ferrari hat unter dem Reifenwechsel zur Saisonmitte gelitten, während andere Teams - wie etwa Red Bull - besser mit der Pirelli-Änderung zurechtgekommen sind. Zuletzt war es auffällig ruhig rund um Pirelli, doch nach dem Qualifying in Korea machte Fernando Alonso kein großes Geheimnis aus seiner Abneigung gegenüber den Reifen. "Ich gebe ihnen nicht die Schuld, aber sie sind nicht gut", polterte der Spanier. "Das sehen wir alle mit unseren Augen, aber es gilt eben für alle." Laut Alonso würden die Reifen im Rennen keine fünf Kilometer durchhalten, wenn jeder Fahrer das Gaspedal stets voll durchdrücken würde. "Die schaffen keine fünf Kilometer. Die Qualität der Reifen ist am Limit", nahm der Ferrari-Star kein Blatt vor den Mund. Auch halte sich der Spaß seiner Meinung nach in Grenzen, wenn man über 95 Prozent einer Runde auf das Reifen-Management achten müsse.

Trotz der Reifenprobleme schaffte es Alonso in den vergangenen Wochen mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerk auf das Podium, in den letzten drei Grands Prix überquerte er die Ziellinie jeweils als Zweiter hinter WM-Rivale Sebastian Vettel. Das hielt ihn aber nicht davon ab, den veränderten Reifenkurs - in Ungarn kam erstmals die 2012er-Kevlarkarakasse in Verbindung mit den neuen Gummis zum Einsatz - als Strafe zu bezeichnen. "Es gab einen großen Wechsel und das war eine große Strafe für Lotus und Ferrari", so Alonso. "Da haben wir Sauber, die in Q1 rausflogen, bevor wir die 2012er-Reifen bekommen haben, und jetzt fahren sie mit beiden Autos ins Q3."

Alonso wirkte nach Platz sechs im Korea-Qualifying - wieder einmal weit hinter Pole-Setter Vettel - frustriert. Das fiel auch Christian Danner auf. "Er kann machen, was er will, aber deshalb fährt das Auto keine Millisekunde schneller", so der Motorsport-Magazin.com-Experte. "Das sorgt für eine grundsätzliche Frustration. Alonso ist zwar ein unglaublich starker Charakter und stabiler Rennfahrer, aber in seinem Selbstverständnis geht er davon aus, das Auto hin und wieder einmal auf Pole zu stellen oder auch ein Rennen zu dominieren."

Bei all seinem Reifen-Frust schwante Alonso, der den WM-Kampf noch nicht aufgegeben hat, Böses vor dem Rennen in Korea - trotz der üblicherweise stärkeren Performance im Renn-Trimm. "Wir müssen uns sorgfältig auf das Rennen vorbereiten, denn es ist nicht klar, dass sich Ferrari verbessert, wir einen besseren Reifenverschleiß haben und andere Fahrer überholen können", meinte Alonso. "An diesem Wochenende ist das nicht so klar und wir müssen hart an uns arbeiten. Wir haben Probleme mit den Reifen und bekommen das Management nicht so gut in den Griff wie andere."

Schwierigkeiten in Sachen Reifen machte der Asturier vor allem im ersten Sektor aus, der hauptsächlich aus Geraden besteht. Alonso: "Es gibt viel Graining und wenn man im ersten Sektor hart pusht, riskiert man sogar, dass man die Runde fast nicht mehr beenden kann. Wir müssen den richtigen Kompromiss finden, um ihn so lange am Leben zu lassen, wie es unsere Ingenieure vorschlagen." Die beste Strategie in Korea sei eine Zwei-Stopp-Taktik. Alonso weiter: "Wir können morgen entweder auf dem Podium stehen und aus den Punkten herausfallen, das hängt von der Pace im Rennen ab."