Die Sauber-Hospitality ist eine der beliebtesten Anlaufstellen im Fahrerlager - und dass das so ist, liegt zum großen Teil auch an der "Chefin": Katrin Steinmann sorgt mit ihrer Truppe aus Servicekräften und Köchen dafür, dass sich alle Gäste wohl und willkommen fühlen, dass aber auch das Team perfekt versorgt ist.

Eigentlich ist Katrin gelernte Köchin, "bei uns in der Schweiz heißt das für alle Koch, das ist eine dreijährige Ausbildung", erwarb dann noch Zusatzqualifikationen an einer Service-Fachschule, war Flugbegleiterin, hat an Hotel-Rezeptionen gearbeitet - "wirklich alles, was man sich in dem Bereich so vorstellen kann". Zur Formel 1 kam sie über einen persönlichen Kontakt: "Ich habe einen anderen Koch gekannt, der mich gefragt hat, ob ich das mal machen wollte." So kam sie zu Graf-Catering, dem Unternehmen von Arnold Graf, der schon seit vielen Jahren die Sauber-Hospitality betreut. Das war 2006, noch zu BMW-Sauber-Zeiten, "und angefangen habe ich damals erst einmal im Testteam".

Umstrukturierung nach Test-Verbot

Als dann das Testverbot kam, wurde umstrukturiert, Katrin arbeitete nun auch bei den Rennen und stieg in der Hierarchie immer weiter nach oben. Heute ist sie für alles verantwortlich: Für die Auswahl der Mitarbeiter, deren Auftreten, die komplette Planung des Wochenendes, die Logistik, welche Lebensmittel etwa mitgebracht, welche vor Ort gekauft werden, die Kalkulation der richtigen Mengen, so dass es immer reicht, aber nie zu viel übrig bleibt. "Und dann gilt es natürlich auch, die Vorlieben etwa der Chefs, der Fahrer und besonders wichtiger Gäste zu kennen und zu erfüllen."

Foto: adrivo Sportpresse
Foto: adrivo Sportpresse

Wobei sie mit Fahrern noch nie Probleme hatte - obwohl die ja oft als besonders anspruchsvoll gelten: "Bei uns eigentlich nicht. Der einzige, der vielleicht ein bisschen kompliziert war, war einer, mit dem ich ganz am Anfang mal für eine Zeit lang gearbeitet habe - ich will da jetzt aber keinen Namen nennen. Der hatte manchmal schon ein paar Macken, wollte immer ganz genau dieses oder jenes bestimmte Fleisch oder eine ganz spezielle Vorspeise. Aber die anderen, auch Nico und Esteban jetzt, die sind ganz einfach und unkompliziert." Gerne erinnert sie sich auch an Kamui Kobayashi: "Der hat sogar immer selbst gekocht. Er hatte seinen eigenen Reiskocher dabei, hat sich da seinen japanischen Reis selbst gemacht, der stand immer in der Küche..."

Extrem lange Arbeitszeiten

Was zur Arbeit in der Formel 1 einfach dazu gehört: extrem lange Arbeitszeiten. Früh um 07:00 Uhr beginnt meistens der Arbeitstag an einem Rennwochenende, damit alles vorbereitet werden kann und die Mechaniker vor dem ersten Training noch alle in Ruhe ihr Frühstück bekommen können. Sind abends Journalisten oder Gäste zum Dinner eingeladen, dann ist vor elf, halb zwölf nie Schluss, dann muss ja auch noch aufgeräumt werden, die Fahrt ins Hotel steht an - da wird es meistens deutlich nach Mitternacht, bis man ins Bett kommt - um dann am nächsten Tag schon vor 06:00 Uhr wieder raus zu müssen, um rechtzeitig an der Strecke zu sein.

Viel Stress einerseits, aber andererseits eben auch eine schöne Herausforderung: "Vor allem, wenn eben das Umfeld stimmt. Das ganze Team muss harmonieren - und da habe ich bis jetzt immer Glück gehabt. Es müssen alle an einem Strang ziehen, ähnlich ticken. Das ist schon sehr wichtig, denn man hängt ja doch ständig aufeinander, teilt sich auch die Hotelzimmer. Wenn man solche 16- bis 18-Stunden-Tage hat, richtig Stress ist, alles voll, aber untereinander eine tolle Stimmung herrscht, dann kann man Berge versetzen. Das ist für mich das Spezielle - aus schwierigen Situationen immer das Beste herauszuholen."

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Solche Situationen können sich auch schon mal beim Einkaufen ergeben: Nicht in Europa, da ist das meistens einfach, "aber finde mal in Japan oder China, wo nichts in lateinischen Buchstaben beschriftet ist, so was wie Backpulver... Da stehst du vor einer Menge Tütchen und Packungen - aber was drin ist? Manchmal muss man dann halt ein Päckchen aufreißen und probieren... Aber das finde ich spannend, genauso wie die Tatsache, dass man gerade dadurch Kontakt zu den Leuten in diesen Ländern findet."

Obwohl Katrin und ihre Truppe ja eigentlich bei einer separaten Firma angestellt sind, fühlen sie sich voll dem Sauber-Team zugehörig: "Wir fiebern und leiden mit, auch wenn wir während des Rennens oft gar nicht so viel mitbekommen, weil wir da ja schon wieder am Einpacken und Abbauen sind. Aber man schaut schon, so oft es geht, auf den Monitor, um zu sehen, wo unsere Fahrer liegen. Und letztes Jahr, bei den Podestplätzen, sind wir dann auch immer mit nach vorne gelaufen, zur Siegerehrung. Das war schon was ganz Besonderes."

Wie lange sie diesen Job noch machen will, darauf will sich Katrin Steinmann noch nicht festlegen, so gut ihr ihre Aufgabe auch gefällt: "So etwas entscheide ich immer spontan, von Saison zu Saison! Ich bin einfach nicht der Typ, der lange im Voraus plant."