Bei Williams wollte man den Großen Preis von Indien im Anschluss an das Rennen differenziert betrachten. "Mit nur einem Punkt sind wir nicht zufrieden - sehr wohl aber mit dem Fortschritt, den wir erzielt haben", versuchte Chefingenieur Mark Gillan das Ergebnis seines Rennstalls einzuordnen. Dabei war er darum bemüht, nicht falsch verstanden zu werden. Man sei schon glücklich darüber, es am Sonntag in die Top-10 geschafft zu haben. "Aber wir wollen natürlich mehr als Platz zehn", sagte der Brite, der seine Forderung als realistisch ansah: "Brunos und Pastors Pace war heute sehr gut. Besonders Bruno konnte am Ende des Rennens sehr pushen und hat sich toll geschlagen."

Trotzdem seien die Rennen beider Piloten durch äußere Einflüsse eingeschränkt worden. "Bei Bruno durch den Verkehr - er steckte lange hinter Rosberg fest, was wirklich frustrierend war - und bei Pastor dadurch, dass er in Runde 31 von Kamui Kobayashi getroffen wurde. Danach hatte er einen Schaden am Hinterreifen und musste an die Box kommen", klärte der Techniker auf. Doch Gillan war durchaus auch dazu bereit sich an die eigene Nase zu fassen. "Leider hat uns wieder einmal das Qualifying das Resultat verschlechtert. Wir müssen uns einfach weiter vorne qualifizieren, dann können wir auch unsere wahre Pace fahren. Dass wir die haben und sie da war, haben wir gezeigt."

Das Auto ist jetzt stabiler

Schweißperlen auf der Stirn: Senna musste sich den Punkt hart erkämpfen, Foto: Sutton
Schweißperlen auf der Stirn: Senna musste sich den Punkt hart erkämpfen, Foto: Sutton

Platz sieben oder acht sei seiner Meinung nach in Greater Noida definitiv drin gewesen. "Aber das Überholen ist schwer und wenn man weiter hinten startet, ist es unglaublich hart, wieder nach vorne zu kommen", erklärte Gillan. "Die nächsten drei Rennen sind dabei noch einmal richtungsweisend. Das Team und beide Fahrer haben begriffen, dass das Qualifying enorm wichtig ist. Wir müssen uns besser qualifizieren, dann können wir im Rennen auch weiter vorne bleiben." Das Material dazu könne seine Truppe den Piloten nun wieder stellen, nachdem man in Korea zuletzt noch hinter den eigenen Ansprüchen hinterherhinkte.

"Das Auto ist jetzt viel stabiler", fand Gillan und sah sein Team auch für die kommenden Rennen gut gerüstet. "Ich sehe keine Probleme, was die Streckencharakteristika der anstehenden Läufe betrifft, wobei Austin natürlich noch ein bisschen ein Ausflug ins Blaue ist", meinte der Brite. Mit einer relativ unbekannten Strecke hätte man aber auch schon dieses Wochenende in Neu Delhi zu kämpfen gehabt - und dabei eine ganz eigene Herangehensweise entwickelt. "Die Strecke verändert sich gerade am Freitag immer stark, besonders hier, wo sie sonst sehr wenig genützt wird - wenn man dort also Arbeit am Set-Up verrichtet, muss man sehr vorsichtig sein", wusste Gillan.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Bei Williams habe man sich die Not allerdings einfach zur Tugend gemacht. "Wenn man stattdessen lieber die Entwicklung vorantreibt, kann man die Zeit sehr wohl sinnvoll nützen", so der Chefingenieur, der anfügte: "Im Umkehrschluss heißt das für uns, dass das erste Freie Training sehr wohl seinen Wert hat, dieser allerdings eher in Sachen Entwicklung als in Bezug auf die Abstimmung zu beziffern ist." Um kontinuierlich Fortschritte zu generieren, helfe einem diese Taktik auch gleich, wie das Team in Indien unter Beweis stellte. "Es ist gut, dass die Pace wieder da ist und wir unterm Strich ein gutes Wochenende haben konnten, obwohl wir zu Beginn noch einige Probleme hatten." Diese hätten, wie zuletzt auch, in erster Linie mit dem Handling des FW34 zu tun gehabt.

"Dieses Wochenende ist uns diesbezüglich aber ein klarer Fortschritt gelungen, weshalb wir auch bei den nächsten Rennen wieder stark sein sollten." Alles hinge aber wie immer vom Zusammenspiel der Reifen mit der Balance des Autos ab - und von den Fahrern. Hervorheben wollte Gillan in Indien daher auch noch einmal die Leistung Bruno Sennas, der von P13 aus in die Punkte vorstieß. "Bruno hat heute wirklich hart attackiert und viele gute Überholmanöver produziert." In der allerletzten Rennrunde schickte sich der Brasilianer sogar an, die schnellste Rennrunde aller Piloten zu erzielen und fuhr im ersten Sektor die Bestzeit. "Er war im ersten Sektor das ganze Rennen über stark und dort konstant unter den Schnellsten", freute sich Gillan.