Endlich - endlich hat bei mir mal an einem Wochenende alles richtig gut zusammengepasst, und das hat sich ja dann auch im Ergebnis niedergeschlagen. Der siebte Platz in Ungarn, mitten zwischen den Top-Leuten, das war für mich und das ganze Team sehr wichtig und die Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Frank Williams hat mir auch gleich nach dem Rennen gesagt, wie zufrieden er mit meiner Entwicklung und meinen Fortschritten im Laufe der Saison sei. Jetzt gilt es, da weiterzumachen - wobei ich davon überzeugt bin, dass es mir helfen wird, dass jetzt die Strecken kommen, auf denen ich letztes Jahr schon mit dem Lotus-Renault gefahren bin. Es ist einfach unglaublich wichtig, schon ein paar Referenzwerte in einem guten Auto zu haben, und auch mit den Pirelli-Reifen, wenn man am Freitagnachmittag zum ersten Mal auf die Strecke geht.

In Ungarn, wo ich ja 2011 immerhin den Freitagvormittag gefahren bin, habe ich das auch schon gemerkt, da war ich gleich von Anfang an viel besser drin und sofort auf Speed. Ein guter Freitag, im Qualifying endlich das erste Mal im Q3, wo ohne einen kleinen Fehler noch mehr drin gewesen wäre, dann ein absolut fehlerfreies Rennen, obwohl es am Ende, als ich durch Gummiabrieb an einigen Aeroteilen einiges an Downforce verloren habe, nicht einfach war, Webber hinter mir zu halten - ich war am Sonntagabend wirklich glücklich und zufrieden.

Es war natürlich genau der richtige Zeitpunkt für solch ein Erfolgserlebnis, jetzt kann ich ganz entspannt und mit sehr viel Sicherheit und zusätzlichem Selbstvertrauen in die Sommerpause gehen. Am Anfang der Woche war ich noch einmal kurz im Werk, bin dann von England aus nach Brasilien geflogen. Da steht am Wochenende, am Samstag, ein großes Fest an - meine Schwester Bianca, die ja gerade am Anfang meiner Karriere, als wir zusammen nach England gegangen sind, unheimlich wichtig für mich war und die sich ja auch immer noch vor allem um meine Sponsorenkontakte in Brasilien kümmert, heiratet.

Bruno Senna fuhr in Budapest ein starkes Rennen, Foto: Sutton
Bruno Senna fuhr in Budapest ein starkes Rennen, Foto: Sutton

Danach komme ich aber gleich nach Europa zurück - und dann heißt es gute drei Wochen wirklich ausspannen, zu Hause in Monaco, den europäischen Sommer ein bisschen genießen und vor allem wieder mal in Ruhe systematisch zu trainieren. Das ist in der letzten Zeit doch ein bisschen zu kurz gekommen, und ich merke, dass mir das schon fehlt. Nicht nur, weil die physische Form leidet, es ist auch eine mentale Frage. In der einen Woche nach Silverstone, wo ich mal zu Hause war und dazu gekommen bin, systematisch was zu machen - Radfahren, Schwimmen - da habe ich schon gemerkt, wie gut mir das tat, wie viel besser ich da entspannen und abschalten konnte. Und das werde ich jetzt ausnutzen - denn der Rest der Saison mit den vielen Überseerennen, den langen Reisen und immer wieder neuen Zeitverschiebungen wird anstrengend genug.

Da ist es wichtig, in absoluter Bestform zu sein, um aus den Möglichkeiten, die wir haben, dann auch das Optimale herauszuholen. Zuverlässig unter die besten Zehn zu fahren und dann eben auch regelmäßig mehr als ein oder zwei Punkte zu holen. Das ist das Ziel, und nach dem Wochenende auf dem Hungaroring bin ich noch optimistischer als zuvor, dass das möglich ist - wir haben ein Auto, das normalerweise auf allen Strecken in der Lage ist, in die Top-Zehn zu kommen. Ein entscheidender Schritt, den wir meiner Meinung nach in Ungarn gemacht haben, war eine an sich kleine Änderung in unserem Bremsbelüftungssystem vorne.

Dadurch werden jetzt die Vorderreifen besser aufgeheizt und ich hatte zum ersten Mal in dieser Saison genau dieses direkte, präzise Gefühl, das ich von der Frontpartie des Autos immer haben will, diese direkte Rückmeldung über das Lenkrad. Wenn ich die habe, dann ist das für mich ein ganz anderes Fahrgefühl, eine ganz andere Welt - das gibt mir viel mehr Vertrauen. Zusammen mit den Ingenieuren glaube ich, dass das jetzt auch keine Eintagsfliege speziell auf dieser Strecke war, das sollte jetzt überall anders auch zumindest so ähnlich funktionieren. Und es kommt in Zukunft bei uns auch noch ein bisschen was in diesem Bereich, was das Beherrschen der Reifentemperaturen angeht.

Wenn ich eine Art Zwischenbilanz nach der ersten Saisonhälfte ziehen soll, fällt die noch ein bisschen durchwachsen aus. Natürlich hatte ich Ups und Downs, aber ich denke, das ist für einen Fahrer, der ja eigentlich in seiner ersten echten kompletten Formel-1-Saison ist, relativ normal, das ist ja bei fast allen Fahren so. Mit meinen Rennleistungen bin ich grundsätzlich zufrieden, das Qualifying war - vor Ungarn - nicht so toll, aber das wird ab jetzt ja hoffentlich auch besser, ich werde auch da immer besser, lerne dazu. Man muss auch sehen, dass diese Saison wohl die engste seit ewigen Zeiten ist, wo zwei Zehntel im Qualifying schon mal sechs oder sieben Plätze ausmachen können. Das macht die Herausforderung noch größer.

Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die zweite Hälfte, vor allem auch schon auf das nächste Rennen in Spa. Das ist ja eine meiner absoluten Lieblingsstrecken, unser Auto sollte da auch gut sein, denn in Silverstone, auf einer ähnlichen Strecke, waren wir ja auch schnell - unser Auto mag schnelle Kurven. Da sollte also auch wieder Einiges möglich sein!