Es war zwar vom Ergebnis her nicht der Saisonauftakt, den ich mir erhofft hatte, trotzdem ist die Gesamtbilanz von Melbourne für mich und das Williams-Team positiv, weil sich gezeigt hat, dass wir ein sehr konkurrenzfähiges Auto haben. Obwohl mein Qualifying nicht optimal lief - ich hatte noch ein paar Probleme mit den weichen Reifen, was sich aber garantiert bald ändern wird - wären sicherlich ohne den Zwischenfall in der ersten Kurve Punkte für mich drin gewesen.

Ich hatte ja einen wirklich guten Start, habe beim Anbremsen der ersten Kurve schon einige Autos überholt, und habe da aus dem Augenwinkel schon gesehen, dass es innen ein bisschen eng wird, dass da einige Leute, Webber, Hülkenberg, Ricciardo, am Kämpfen waren, und ich habe schon extra ein bisschen mehr Platz gelassen, für den Fall, dass sich da wer dreht oder irgendein Chaos ausbricht. Aber dann hat mich halt Ricciardo am Kurvenausgang doch erwischt, mich umgedreht und meinen Reifen aufgeschlitzt...

Bruno Senna war auch ohne Punkte mit dem Auftakt glücklich, Foto: Sutton
Bruno Senna war auch ohne Punkte mit dem Auftakt glücklich, Foto: Sutton

Ich war ja auf neuen Softs gestartet, die Idee war, mit nur einem Stopp zu fahren, weit über 20 Runden mit dem Soft und dann mit dem Medium bis zum Ende. Das hätte perfekt funktioniert, ich bin ja am Freitag sehr viele Reifenhaltbarkeits-Tests gefahren, wir waren uns absolut sicher, dass das die ideale Strategie ist. Aber durch den Reifenschaden ging das nicht mehr, weil wir keinen neuen Satz Softs mehr hatten - und mit einem gebrauchten hätte der lange erste Stint nicht funktioniert.

Also sind wir gleich auf Medium gegangen, aber dann kam noch etwas dazu, was mein Rennen beeinträchtigt hat. Das Setup war auf den Soft abgestimmt, die Planung war gewesen, dass wir dann beim Wechsel auf den Medium eine kleine mechanische Veränderung machen müssten. Das ist aber beim ersten Stopp aus irgendeinem Grund nicht passiert, auch, weil da zum Beispiel noch ein bisschen Unsicherheit herrschte, ob der Flügel was abbekommen hat, da war man dann damit beschäftig. Jedenfalls hatte es zur Folge, dass das Auto da, gerade in den ersten 15 Runden, extrem schwer zu fahren war, sehr kritisch - und ich ziemlich viel Zeit verloren habe. Aber trotzdem haben die Reifen 29 Runden lang gut gehalten, das zeigt, wie Reifen schonend unser Auto ist, und das ist sehr vielversprechend.

Beim zweiten Stopp haben wir diese kleine Veränderung gemacht, und schlagartig war das Auto dann auch wesentlich besser, was sich in meinen Rundenzeiten gleich gezeigt hat. Aber dann kam die Safety-Car-Phase und danach die Berührung mit Felipe, die mein Rennen endgültig zerstört hat, sonst wäre vielleicht noch ein Punkt drin gewesen, wenn man sich anschaut, wie weit Ricciardo noch vorgekommen ist, der auch in diesen Kampf mit Massa verwickelt war. Was da passiert ist, war ein typischer Rennunfall, Daniel hat mit Felipe gekämpft, ich konnte davon erst profitieren, aber dann kam Felipe immer weiter in meine Richtung, ich weiß nicht, ob Daniel ihn berührt hat, und dann sind halt wir zwei aneinander geraten.

Ich hätte aber auch nicht mehr Platz lassen können, man kann gerade in der späteren Phase eines Rennens nicht zu weit nach außen fahren, da liegt so viel von dem Gummiabrieb, wenn man da drauf kommt, fliegt man ganz schnell ab. Unsere Autos hatten sich verhakt, dabei wurde nochmal mein Reifen aufgeschlitzt, wir mussten durch den Kies... Nach dem Stopp zum Reifenwechsel bin ich zwar nochmal raus, aber nach ein paar Runden hat das Team mich rein geholt. Der eingesammelte Kies hatte die Kühler verstopft, die Wassertemperaturen gingen hoch - und es stand nicht dafür, den Motor zu riskieren. Schade natürlich, aber es kommen ja noch 19 Rennen.

Williams war eine der Überraschungen des Auftaktwochenendes, Foto: Sutton
Williams war eine der Überraschungen des Auftaktwochenendes, Foto: Sutton

Sonntag Nacht hatte ich noch ein bisschen Spaß auf der F1 Rocks Afterparty, am Montag stand dann ein leichtes Training und ein bisschen Bummeln mit meiner Freundin in Melbourne auf dem Programm. Am Dienstag ging es nach Malaysia und heute, am Mittwoch, war ich hier schon wieder an der Strecke, unter anderem zum obligatorischen "Trackwalk" mit meinem Ingenieur. Wenn man das in der Mittagshitze macht, ist das gleichzeitig keine schlechte Akklimatisierung an die feuchte Hitze hier.

Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, dass es hier am Wochenende weiter geht. Denn auch wenn am Anfang natürlich ein bisschen Enttäuschung im Team da war, dass wir aus den wirklich guten Möglichkeiten in Melbourne nichts machen konnten und ohne Punkte weggefahren sind - viel wichtiger ist, dass unsere Vorstellung dort insgesamt allen unheimlich Auftrieb gegeben hat.

Sicher ist die Streckencharakteristik hier ganz anders, deswegen muss man mit Prognosen noch ein bisschen vorsichtig sein. Aber wir glauben, dass wir auf jeden Fall wieder sehr gut aufgestellt sind, in Melbourne waren wir in den schnellen Kurven gut, beim Anbremsen gut - von all dem gibt es hier auch sehr viel, das spricht dafür, dass es funktionieren sollte. Aber es wird sicher wieder eng sein.

Ich hoffe, dass ich da auch noch ein bisschen weiter vorne stehe und deshalb am Start gar nicht in irgendwelchen Trouble komme. Ich bin jedenfalls sehr gelassen und zuversichtlich, wir haben in Melbourne auch wieder viel gelernt, unser Rennspeed ist gut - auch wenn man vielleicht noch ein, zwei Rennen warten muss, um eine endgültige Rangordnung zu kennen.