Auf dem 5,54 km langen Sepang International Circuit stehen am Wochenende 56 Runden auf dem Programm. Das entspricht einer Gesamtdistanz von 310 km. Die Strecke vor den Toren Kuala Lumpurs besteht aus 15 Kurven. Darunter befinden sich schnelle, mittelschnelle und langsame Passagen. Demzufolge wird mit mittlerem bis hohem Abtrieb gefahren. Bei eingeschaltetem DRS erreichen die Boliden eine Höchstgeschwindigkeit von 312 km/h - ohne DRS sind es 300 km/h.

Der Vollgasanteil beträgt pro Runde 70 Prozent. Auf eine Renndistanz gesehen verbrauchen die Autos 153 kg Benzin. Acht Bremszonen bedeuten, dass die Fahrer für 15 Prozent pro Umlauf die Bremse betätigen. Der Bremsenverschleiß ist in Sepang mittelhoch.

Mit 100 km/h ist in Sepang eine höhere Boxen-Durchfahrtsgeschwindigkeit erlaubt als zuletzt in Melbourne. Die Dauer einer Boxengassendurchfahrt beläuft sich in Malaysia auf 22,5 Sekunden. 10 kg Benzin bedeuten in Sepang 0,36 Sekunden Zeitverlust.

In Sepang geht es am Wochenende wieder heiß her, Foto: Sutton
In Sepang geht es am Wochenende wieder heiß her, Foto: Sutton

Der Kurs in Sepang ist einer der ersten aus der Feder des Aachener-Architektenbüros von Hermann Tilke. Mit langen Geraden, Haarnadelkurven und schnellen Esses trägt der Kurs seine Handschrift. Die erste Kurve verläuft zunächst rechts herum und wechselt dann nach links. Das resultiert in Positionsverschiebungen nach dem Rennstart.

Im Gegensatz zum Albert Park gibt es in Sepang einige Hochgeschwindigkeitskurven. Der erste und dritte Sektor bestehen aus langen Geraden und einigen Haarnadelkurven. Im zweiten Sektor gibt es einige mittelschnelle und schnelle Passagen, was besonders die Reifen beansprucht.

Reifenstrategie und andere Punkte, die es zu bedenken gilt

Pirelli liefert nach Sepang den mittleren und harten Reifen an. Damit ist die Reifenwahl eine Stufe härter als zuletzt in Melbourne. Der Unterschied in der Rundenzeit zwischen den beiden Reifentypen wird etwa bei 0,6 Sekunden liegen und damit weiter auseinander sein als in Melbourne. Im Vergleich zu Melbourne werden auch deutlich höhere Streckentemperaturen erwartet. 45 Grad Celsius sind keine Seltenheit und damit die höchste Streckentemperatur des gesamten Jahres.

Damit sind die Reifen am oberen Ende ihres Arbeitsbereiches angekommen. Der erste Stint mit einem Startgewicht von 150 kg an Bord erschwert den Reifen das Leben zusätzlich. Außerdem ist der Asphalt rauer und es gibt mehr mittelschnelle und schnelle Passagen, was die Reifen besonders fordert. Zusätzlich gibt es in Malaysia immer eine hohe Regenwahrscheinlichkeit.

Auf den langen Geraden in Melbourne ist das DR-System am Heckflügel besonders effektiv. Überholmanöver werden dadurch ermöglicht. Die Strategen der Top-Teams müssen sich deshalb keine übermäßigen Sorgen machen, wenn ihre Piloten nach dem Boxenstopp in einem Pulk langsamerer Fahrer zurück auf die Strecke kommen.

Boxenstoppfenster

Vergangenes Jahr gewann Sebastian Vettel mit einer Dreistopp-Strategie in Sepang. Pirelli lieferte die softe und harte Reifenmischung an. Letztes Jahr lagen die Boxenstopps um die 12., 23. und 40. Runde herum. Drei Stints wurden auf den Option-Reifen und der letzte auf den Prime-Reifen gefahren. Simulationen besagen, dass eine Zwei-Stopp-Strategie etwa 3 bis 4 Sekunden schneller ist.

Demzufolge wird ein Wechsel auf Option-Reifen beim ersten Boxenstopp in der 16. Runde und ein Wechsel auf die Prime-Mischung in der 34. Runde vorgeschlagen. Obwohl ein Drei-Stopper nach 40 Runden vorne liegt, ist er nicht in der Lage, einen genügend großen Vorsprung herauszufahren, um nach seinem letzten Stopp noch vorne zu liegen und am Ende des Rennens die Zwei-Stopper einzuholen. Es wird auf alle Fälle eng.

Auch der Regen kann das Ergebnis in Sepang beeinflussen. Er kann zu jeder Zeit einsetzen und sehr stark sein. Es muss immer auch eine gewisse Flexibilität in die Strategie für Sepang mit eingebaut werden.

Kann Red Bull McLaren diesmal Paroli bieten?, Foto: Sutton
Kann Red Bull McLaren diesmal Paroli bieten?, Foto: Sutton

Die Teams werden die Trainingssitzungen dazu nutzen, das schnellste Setup auszuarbeiten, um das Rennen unter trockenen Bedingungen zu beenden. Es wird wichtig sein, herauszufinden, wie lange der Medium-Reifen hält, um darüber die Rennstrategie zu entwickeln. Es wird auch wichtig, herauszufinden, ob man womöglich einen Boxenstopp einsparen kann, indem man die harten Reifen früher im Rennen verwendet. Das würde über 20 Sekunden einsparen und Positionen auf der Strecke bringen.

Start-Performance

Die Startperformance ist für die Strategie sehr wichtig, wie wir auch zuletzt in Australien gesehen haben, als Button Hamilton gleich beim Start überholen konnte. In Sepang wird sich negativ auswirken, wenn Teams kein KERS verwenden. Der Start bis in die erste Kurve ist mit 600 Metern relativ lang. KERS bringt auf diese Distanz einen Vorteil von 7 bis 10 Metern gegenüber einem Fahrzeug ohne KERS.

In Melbourne konnte Perez im Sauber 10 Plätze gutmachen. Massa und Timo Glock gewannen 6 Positionen, Räikkönen und Alonso je 4, Pic, Kobayashi jeweils 3, Rosberg 2, Button, Schumacher, Vettel, Maldonado und Kovalainen jeweils 1.

Positionen halten konnten nur di Resta und Petrov. Plätze verloren haben Hamilton (-1), Grosjean (-3), Webber (-4) und Vergne (-5). Senna, Ricciardo und Hülkenberg wurden in der ersten Runde in Unfälle verwickelt.

Boxenstopp-Tabelle

Eine gute Strategie braucht auch immer gute Boxenstopps und gut vorbereitete Mechaniker. Reifenwechsel werden in der Formel 1 teilweise in weniger als 2,5 Sekunden absolviert.

In der untenstehenden Tabelle sind die schnellsten Boxenstopps aus Melbourne aufgeführt. Die Zeiten beziehen sich auf die Zeit, die sich ein Fahrzeug zwischen dem Boxengasseneingang und dem Ausgang befindet. In Klammern ist die Position von 2011 vermerkt.

1. Ferrari 21.910s (5)
2. McLaren 22.837s (3)
3. Red Bull 22.915s (1=)
4. Mercedes 23.017s (1=)
5. Williams 23.166s (7)
6. Toro Rosso 23.257s (8=)
7. Lotus 23.310s (6)
8. Sauber 23.832s (8=)
9. Caterham 24.397s (8=)
10. Force India 24.579s (4)
11. Marussia 25.046s (11).