Liegt nach der aktuellen Erfolgsstory ein gewisser Druck bei der Auto-Präsentation auf dem Team?
Mark Webber: Der Erfolg des Teams in den letzten Jahren war erstaunlich, wir konnten einige Titel erzielen. Sowohl die Fahrer-WM mit Sebastian, als auch den Konstrukteurstitel mit einer ziemlich dominanten Vorstellung im letzten Jahr. Mit jeder Präsentation steigen die Erwartungen, aber das Team kann nicht noch weiter nach vorne kommen, als es schon ist. Das Hauptziel unserer Konkurrenten ist natürlich, uns von der Tabellenspitze zu vertreiben. Aber das wissen wir natürlich, so dass unsere Jungs erneut unglaublich hart arbeiten. Wir konzentrieren uns auf genau das, was wir in den letzten drei bis vier Jahren auch gemacht haben. Kontinuität ist besonders wichtig und ein Grundstein für den Erfolg des Teams. Auch all unsere Partner waren großartig in den letzten Jahren und es gibt keinen Grund, warum 2012 nicht wieder ein großartiges Jahr werden sollte.

Bist du nervös, dass du das neue Auto auf der Teststrecke debütieren wirst oder denkt man eher über andere Sachen nach?
Mark Webber: Ich freue mich darauf, das neue Auto zum ersten Mal fahren zu dürfen. Wie bei jedem neuen Auto ist eine enorme Menge an Arbeit hineingeflossen. Bei der Jungfernfahrt geht es darum, so viele Informationen wie möglich zu sammeln: wo liegen die Stärken des Autos und wo finden wir eventuelle Schwächen? Anschließend geht es darum, diese möglichst schnell zu beheben. Vor Melbourne haben wir nicht viel Gelegenheit dazu, dass Auto zu testen. Bevor wir es merken, ist das Winter-Programm vorbei. Das ist eine große Verantwortung, auf die ich mich sehr freue.

Die vergangene Saison war schwierig für dich. Was konntest du aus 2011 mitnehmen?
Mark Webber: Ich denke, dass mein letztes Jahr nicht allzu schlecht war. Ich bin Dritter in der Fahrerwertung geworden, knapp hinter dem Zweitplatzierten Jenson. Rückblickend betrachtet, war es großartig, die Saison 2011 mit vielen großartigen Ergebnissen sowie einem Sieg in Brasilien abzuschließen. Als Sportler lernt man ständig dazu und ich freue mich schon auf 2012, das sicherlich einige große Chancen für mich bereit hält. Das alte Klischee man soll jedes Rennen nehmen wie es kommt, zählt für uns nur zu Beginn. Wir bauen darauf auf.

Wie viel Motivation verleiht dir der Sieg in Brasilien?
Mark Webber: Der Sieg in Brasilien war ein tolles Gefühl. Auf diesem Niveau ist das der Lohn für all den Aufwand den ein Fahrer dafür betreibt. Wenn man die Nationalhymne hört, erinnert einen das daran, wie einzigartig ein Sieg ist und wie wichtig es ist, das Beste aus sich herauszuholen. Und gerade diesen Grand Prix zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes.

Das Team kann nicht noch weiter nach vorne kommen, als es schon ist. - Mark Webber, Foto: Red Bull
Das Team kann nicht noch weiter nach vorne kommen, als es schon ist. - Mark Webber, Foto: Red Bull

Was erhoffst du dir vom RB8?
Mark Webber: Der RB8 baut auf Eigenschaften auf, die es zu einem gut fahrbaren Auto machen sollen. Nicht nur von der Motorenseite her, auf der Renault einen guten Job macht, sondern auch aerodynamisch brauchen wir ein Auto, das auf allen Strecken bei allen erdenklichen Temperaturen funktioniert. Außerdem müssen wir das Beste aus den Reifen herausholen - die größte Herausforderung für alle Teams im letzten Jahr. Dies ist nun geschehen. Heute weiß jeder, wie sich die Reifen verhalten, das ist Schnee von gestern. Wir müssen nach vorne schauen und das bestmögliche Auto entwickeln. Und das ohne den angeblasenen Diffusor, der im letzten Jahr eine leistungsstarke Sache bei allen Teams war. Das hat sich in diesem Jahr geändert und ist somit einer der zentralen Bereiche, bei dem wir lernen müssen, den erlitten Verlust zu verstehen.

Hilft dir das Versprechen von Pirelli, den Performance-Unterschied zwischen den Options zu verringern?
Mark Webber: Ja, Pirelli hat den Reifen in diesem Jahr ein bisschen verändert, aber auch das sind keine Neuigkeiten. Die Reifen standen uns schon eine Weile zur Verfügung und die Teams werden meist schnell Herr dieser Dinge. Wir reden hier von einem Zeitraum von einigen Monaten bis zu einem halben Jahr, was für eingeführte Neuerungen sehr schnell ist. Aber wie gesagt, die Teams kennen sich damit bereits aus, so dass wir uns auf die Rennen konzentrieren können.

Bietet 2012 die Chance, einige nicht erreichte Ziele von 2011 nachzuholen?
Mark Webber: Ich denke, viele Sportler und Sportlerinnen, die in einem vergangen Jahr nicht ihr Maximum erreicht haben, kommen zurück, um sich zu verbessern. Die Messlatte wurden in den vergangenen Saisons sehr hoch gelegt, was diese zu einer Herausforderung macht, auf die ich mich sehr freue. Ich hatte einen tollen Winter und habe mich bestmöglich auf die kommende Saison vorbereitet. Auf diese freue ich mich nun und kann es kaum erwarten, wieder Rennen zu fahren. Man kann viel darüber reden, aber wir müssen erst einmal auf die Strecke zurückkommen.

Was hast du den Winter über - fern der Formel 1 - gemacht?
Mark Webber: Ich hatte eine wirklich tolle Winterpause. Nach dem Rennen in Brasilien bin ich nach Europa zurück, um einige Dinge in für Red Bull in Österreich zu erledigen. Anschließend gab es den Showrun in Milton Keynes, sowie die Tasmanien Challenge, die wirklich gut war. Nach diesem großartigen Rennen konnte ich richtig abschalten. Ich war surfen und holte meine Motorräder aus der Garage, mit denen ich auch einiges an Freude hatte. Es tat wirklich gut, ein bisschen Zeit mit mir vertrauten Menschen abseits des Sports zu verbringen. Es war eine perfekte Zeit für mich zum Entspannen. Allerdings muss ich zugeben, dass mein Gasfuß seit Mitte Januar wieder juckt und ich unbedingt zurück ins Auto möchte.