Mark Webber ziert sich noch ein bisschen, bei Red Bull endgültig seine Unterschrift unter den Vertrag für das nächste Jahr zu setzten. Ob das Verhandlungstaktik ist, oder man in stressigen Wochen vor der Sommerpause bisher nur einfach keine Zeit für den Papierkram gefunden hat, ist dabei nicht klar. In jedem Falle beteuert Webber selbst, dass bei seiner Entscheidung auch auf lange Sicht und in Bezug auf die Zukunft nur ein einziges Kriterium entscheidend ist.

"Das hängt letztlich von meiner Motivation ab", sagte der WM-Zweite gegenüber Servus TV, auf die Frage nach der langfristigen Fortsetzung seiner Karriere im Hause Red Bull. Es sei einzig und allein seine Entscheidung, betonte Webber, dessen aktueller Vertrag bei den Österreichern Ende 2011 ausläuft. "Es kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Entscheidung getroffen werden muss und das ist bald - in den kommenden Wochen", meinte Webber, der allerdings nicht besonders in Eile schien. Auf der anderen Seite gab er aber auch an, mit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz in der vergangenen Woche ein äußerst gutes Gespräch geführt zu haben.

Ricciardo soll als Nachfolger aufgebaut werden

Mit 149 Punkten liegt der 34-Jährige derzeit in der Gesamtwertung zwar deutlich hinter Teamkollege Sebastian Vettel, der auf 234 Zähler kommt, doch seine Hoffnungen auf den Titel wollte er deshalb noch lange nicht aufgeben. In der Formel 1 sei durchaus immer alles möglich. "Wenn ich jetzt aufgebe, ist ja außer Sebastian keiner mehr da, der die Chancen auf den Titel hat", erklärte der Red-Bull-Pilot mit Blick auf die Konkurrenz. Dass Webber ob seines Alters aber nicht mehr viele Jahre für den Titelkampf in Frage kommt, dessen ist man sich auch bei seinem Team bewusst.

Motorsportberater Dr. Helmut Marko hat vor diesem Hintergrund bereits einen Nachfolger für den Australier ins Auge gefasst - ausgerechnet ein Landsmann Webbers soll es werden. Die Rede ist von Talent Daniel Ricciardo, der momentan bei HRT geparkt ist, um Erfahrung zu sammeln. Im nächsten Jahr würde sich dann als Verbesserung ein Cockpit bei der Scuderia Toro Rosso anbieten, während Webber 2012 noch einmal eine Red-Bull-Chance bekommt, bevor Ricciardo 2013 dann endgültig den Aufstieg ins Weltmeisterteam vollziehen könnte. So detaillierte Szenarien wollte Marko zwar selbstredend noch nicht prognostizieren, er unterstrich aber die Absicht, das Talent auf lange Sicht ganz nach Oben zu bringen.

Wenn Webber Ende 2012 aufhören sollte, würde "wahrscheinlich einer der Junioren" das Cockpit erben. Dass in Bezug auf Ricciardo der nächste Schritt aber ein Renncockpit bei der Red-Bull-Tocher Toro Rosso wäre, sei auch klar. Zuletzt wurde der Australier bereits zur Sitzprobe im Werk in Faenza gesichtet. "Ja, wenn er sich gut schlägt, dann ist das die Absicht", meinte Marko in Bezug auf einen Wechsel zu den Italienern. Sein Schützling nahm sich diese Worte scheinbar zu Herzen. In seinem erst dritten F1-Grand-Prix schlug der 22-Jährige am vergangenen Wochenende in Budapest erstmals seinen erfahrenen Stallgefährten Liuzzi.