Gabriele Tarquini durfte sich in Vallelunga mit seinem künftigen Arbeitsgerät anfreunden. Der Italiener, der über Erfahrungen mit Saug-, Turbo- und Dieselmotoren verfügt, ist ein geeigneter Entwicklungsfahrer. Nach dem zweitägigen Test in Italien steht für ihn fest: Honda sollte in der Lage sein, schnell zur Spitze aufzuholen. Während er sich in Sachen Motor bedeckt hält, äußert er sich lobend über das Chassis: "Das Auto ist sehr sensibel und reagierte auf alle Veränderungen, die wir vorgenommen haben", kommentiert der Weltmeister von 2009 seine ersten Eindrücke. "Ich hatte ein gutes Gefühl."

Der Hauptfokus habe aber nicht auf dem Chassis, sondern auf dem Motor gelegen: "Das ist der wichtigste und am schwierigsten abzustimmende Teil des Autos, zumindest in dieser frühen Phase." Gerade für die Fronttriebler ist es in der WTCC wichtig, dass der Motor sein Drehmoment behutsam entfaltet, um nicht die Reifen zu zerstören. Tarquini erklärt das Prozedere: "Das ist ein ganz neues Projekt und zu Beginn muss man eine Reihe von Funktionstests durchführen, um die Bereiche zu identifizieren, an denen man arbeiten muss." Wichtig sei die Zahl der gefahrenen Kilometer. Diese wurde jedoch durch zahlreiche Kinderkrankheiten am Fahrzeug reduziert.

Die WTCC darf nicht unterschätzt werden

Eine Reihe von Kinderkrankheiten sorgte für Verzögerungen beim Vallelunga-Test, Foto: Honda
Eine Reihe von Kinderkrankheiten sorgte für Verzögerungen beim Vallelunga-Test, Foto: Honda

Angetan zeigt sich der 50-jährige auch vom Engagement von Honda: "Sie haben ein großes Interesse an diesem Programm. Es ist das erste, seit sie die Formel 1 verlassen haben. Das bedeutet, dass viele Ingenieure involviert sind und alle unter einem großen Druck stehen." Tarquini lobt die Masse an Arbeit, die von Honda in kurzer Zeit erledigt wurde, aber es seien noch immer einige Daten zu analysieren. "Ich bin optimistisch, denn sie haben das Wissen, wie man richtig entwickelt, und der erste Test war eine große Motivation für alle", deutet er die Stimmung im Team.

Und sein Eindruck vom Motor? "Es ist noch zu früh, das zu sagen, aber ich habe viel Vertrauen in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Sie nehmen die besten verfügbaren Technologien und ich bin sicher, dass der Motor sehr konkurrenzfähig sein wird." Honda habe eine große Reputation und die Fans hohe Erwartungen, doch er warnt davor, die WTCC zu unterschätzen: "Die vorigen Jahre haben gezeigt, dass es nicht einfach ist, in die WTCC einzusteigen und direkt vorne mitzufahren. Mit einem Werksteam einzusteigen ist keine Garantie für Erfolg. Das mussten auch Seat und Chevrolet erfahren." Stattdessen bedürfe es einer Menge harter Arbeit, um erfolgreich zu sein.

Mit einer Mischung aus Zuversicht und Ansporn an das Team nimmt Gabriele Tarquini das Honda-Projekt in Angriff. Auch wenn beim Test motorenseitig noch nicht alles hundertprozentig lief, ist er sich dennoch sicher, dass es die japanische Marke an die Spitze schaffen kann: "Ich bin mir sicher, dass es zu Beginn schwierig wird, aber wenn ich die Leidenschaft und den Willen im Team sehe, bin ich davon überzeugt, dass wir schnell aufschließen werden."