Mitte Dezember letzten Jahres erreichte Petter Solbergs Karriere ihren vorläufigen Tiefpunkt. Nach Subarus Ausstieg stand der Norweger rund sechs Wochen vor Saisonstart nicht nur ohne Cockpit da, auch seine weitere Karriere stand ernsthaft auf dem Spiel. Was danach passierte wird der WRC-Welt noch lange in Erinnerung bleiben. Solberg kaufte einen alten Citroen Xsara und gründete ein Privatteam. Die Meldefrist zur Rallye Irland war bereits verstrichen, doch bei seiner Heimrallye in Norwegen stand er wieder am Start. Sein Ziel, sich weiter im Geschäft zu halten, in der Hoffnung irgendwann wieder in ein Werkscockpit zurückzukehren.

Bei der Rallye Zypern kehrte Solberg auf das Podest zurück..., Foto: Sutton
Bei der Rallye Zypern kehrte Solberg auf das Podest zurück..., Foto: Sutton

In Norwegen reichte es zunächst zu Rang sechs, doch bereits bei der nächsten Rallye auf Zypern gelang ihm die Sensation. Als erster Privatier seit Toni Gardemeister 2005 fuhr er auf das Podest. Um insbesondere bei hohen Temperaturen noch konkurrenzfähiger zu werden, forderte Solberg die letzten Updates für seinen Xsara und bekam sie zur Rallye Sardinien, wo er das Vertrauen auf Anhieb mit einem weiteren Podestplatz zurückzahlte.

In Griechenland gab er mit einem beschädigten Fahrzeug auf, um den Start in Polen nicht zu gefährden, die Rallye Finnland brachte einen weiteren Ausfall. Dennoch konnte Solberg mit guten Zeiten auch in dieser Phase weiter stets auf sich aufmerksam machen und sich in einer Position direkt hinter den Werkspiloten etablieren.

Doch Solberg wollte mehr und verzichtete auf die weite Reise nach Australien. Stattdessen verhandelte er mit Citroen und Ford über ein aktuelleres Fahrzeug und saß bei der Rallye Spanien schließlich in einem C4. Dort zeigte er eine seiner besten Asphaltrallyes in den vergangenen Jahren, wobei er sich insgeheim schon auf die Rallye Großbritannien freuen durfte, wo er einen Gaststart im Citroen Junior Team erleben würde.

...zur Rallye Spanien wechselte er dann in den C4., Foto: Hardwick/Sutton
...zur Rallye Spanien wechselte er dann in den C4., Foto: Hardwick/Sutton

Zwar reichte es beim Saisonfinale schließlich nicht zum erhofften Podestplatz, doch auch Rang vier war unter den schwierigen Bedingungen bei Solbergs erster Schotterrallye im C4 mehr als nur ein versöhnlicher Saisonabschluss. Mit WM Rang fünf und im Durchschnitt 3,5 Punkten pro Rallye schnitt er über die Saison zudem insgesamt besser als in den vergangenen drei Jahren ab.

Petter Solberg hat in diesem Jahr seine Ziele weit überfüllt. In einer Saison ohne größere Fehler hielt er sich nicht nur im Gespräch, er konnte auch seinen Ruf wieder deutlich aufpolieren. Nach der Niederlage im Vorjahr gegen Chris Atkinson, gab es am Ende dieser Saison fast keinen, der in Solberg nicht den potentiell größten Herauforderer von Sébastien Loeb und Mikko Hirvonen sah. Auch wenn sich das Ziel eines Werkscockpits für den Weltmeister des Jahres 2003 wohl auch im nächsten Jahr noch nicht wieder erfüllen dürfte, schaffte er damit die Wende aus einer sehr schwierigen Situation. Derzeit gibt es nun ebenso Gerüchte über einen Verbleib im Junior Team, wie über einen erneuten Start in einem Privatteam, dann möglicherweise mit zwei Autos und zusammen mit Marcus Grönholm.

Wenn man etwas kritisieren möchte, dann vielleicht, dass Solberg gerade in der ersten Saisonhälfte nach einigen guten Ergebnissen ruhig auch etwas mehr Freude hätte zeigen dürfen, statt immer wieder zu betonen, dass sein Fahrzeug eben doch nicht voll konkurrenzfähig sei. Doch objektiv gesehen, gab es an seiner Leistung nichts auszusetzen, war es vielleicht gerade auch dieser Ehrgeiz, der ihn am Saisonende ins C4-Cockpit brachte: Viel riskiert, starke Fahrten gezeigt, keine Fehler gemacht und den hervorragenden alten - in den letzten Jahren aber etwas ramponierten Ruf - wieder hergestellt:
Note: 1