Niki Lauda hat ihn zum "Genie auf Rädern" geadelt, eine Expertenjury wählte ihn einst zum besten Rallyefahrer aller Zeiten, in der Vor-Schumacher-Epoche war er Deutschlands erfolgreichster Automobilsportler überhaupt: Walter Röhrl, der "Lange" aus Regensburg, der mit seinen 1,96 Meter immer aufrecht, ehrlich und unerschrocken nicht nur hinter dem Lenkrad, sondern auch neben den Rallyepisten auftrat, wird heute 60 Jahre alt.

Zweimal, 1980 und 1982, gewann er den WM-Titel, sein Rekord von vier Siegen bei der Rallye Monte Carlo auf vier verschiedenen Fabrikaten ist noch immer unerreicht. Aber trotz seiner Erfolge - die glitzer- und Glamourwelt, aus der sich viele erfolgreiche Sportler auch nach ihrer aktiven Karriere nicht verabschieden können und wollen, war nie seine Welt und ist es heute erst recht nicht. Keine Häuser an den "In-Plätzen" der Welt, keine Affären, keine Show: Da ist er viel lieber mit seiner Frau Monika zusammen, mit der er seit 1979 verheiratet ist, geht Skifahren, in die Berge, hält sich weiterhin topfit.

Walter Röhrl ist dem Rennsport noch immer verbunden., Foto: Hardwick/Sutton
Walter Röhrl ist dem Rennsport noch immer verbunden., Foto: Hardwick/Sutton

Der Hektik, Protz und Pomp kann der Lange entfliehen, ein paar Stories und Klischees werden ihn aber wohl ewig verfolgen. So die ‚Geschichte, dass seine Karriere als Chauffeur des Regensburger Bischofs begann. Was nicht ganz stimmt: Röhrl war zwar bis 1970 bei der Kirche angestellt, aber als Sekretär und Chauffeur des Rechtsvertreters der bayerischen Bischöfe. Und dann der berühmte Satz vom Allrad-Audi, mit dem auch "ein dressierter Affe" gewinnen könne. So dahingesagt, aus Frust, zu Beginn der 80er mit einem konventionellen Auto gegen den Quattro kaum noch eine Chance zu haben. Aber weil damals gerade die Französin Michele Mouton im Quattro gewonnen hatte, wurde die Bemerkung zum ewigen Politikum...

Immerhin - erst mit dem Opel, dann mit dem Lancia ärgerte Röhrl Audi so lange, bis man in Ingolstadt entschied, dass es so nicht mehr weitergehe: Ab 1984 saß er dann selbst im Quattro, auf dem Höhepunkt der damaligen Gruppe-B-Autos, jener Leistungsmonster, die kaum noch zu kontrollieren waren. Für Walter Röhrl immer noch die tollste Zeit seiner Karriere. Wobei ihn die Geschwindigkeit allein dabei nie interessierte, Röhrl war vor allem Perfektionist: Die komplette Kontrolle über das Auto, "das mir gehorchen musste wie der kleine Finger", das war immer sein Ziel - und gerade mit diesen Autos demonstrierte er sie überzeugender als jeder andere.

Als er Ende 1987 die Rallye-Szene verließ, fand er schnell neue Herausforderungen: Pikes Peak, die TransAm, die IMSA-Serie, auch ein Gastspiel in der DTM zu Beginn der Neunziger, dann Langstreckenrennen. Auch heute noch lässt ihn der Motorsport nicht los: Als Repräsentant und Versuchsfahrer für Porsche ist er der Szene weiter verbunden - und schnell ist er dabei immer noch: "Für alles über acht Minuten auf der Nürburgring-Nordschleife setze ich nicht einmal den Helm auf. Erst drunter geht's zur Sache..." Die hauptberuflichen Testpiloten hängt er da immer noch ab.

Für Porsche gibt Röhrl noch Gas., Foto: Porsche
Für Porsche gibt Röhrl noch Gas., Foto: Porsche

Vielen heutigen Entwicklungen in der Renn- und Rallyeszene steht er freilich kritisch gegenüber: Zuviel Show, zuviel Zirkus, zu weit weg von den normalen Leuten, von den Fans. Der Rallyesport insgesamt habe sich für seinen Geschmack auch zu sehr in Richtung Rundstrecke entwickelt, weg vom einsamen Kampf im Wald nur gegen die Uhr. Insofern ist er froh, "dass ich in der für mich richtigen Zeit für mich dabei war."

Er bleibt sich treu - in jeder Beziehung: Auch seinen heutigen Geburtstag feiert er ganz typisch für sich. Nicht mit einem rauschenden Fest an seinem Wohnort St. Englmar im bayerischen Wald, sondern mit einer Skitour in der Nähe seiner Hütte in Saalbach/Hinterglemm in Österreich. Allein, oder im ganz kleinen Kreis. Aber die Uhr wird wahrscheinlich auch dabei wieder mitlaufen - ganz ohne Leistungsnachweis geht es bei ihm einfach nicht: "Ich bin und bleibe nun mal ein ehrgeiziger Wettkampftyp." Happy birthday, Walter Röhrl!