Sebastien Ogier gewinnt mit seinem Beifahrer Julien Ingrassia bei der Premiere der Rallye-Weltmeisterschaft in Kroatien und sichert sich seinen 51. WRC-Sieg nur Stunden nachdem er einen Verkehrsunfall hatte. Elfyn Evans verspielt den Sieg auf den letzten Metern und muss sich mit Platz 2 zufriedengeben. Thierry Neuville komplettiert das Podium.

Dreikampf an der Spitze

Bei den ersten Wertungsprüfungen am Freitag übernahm Hyundai-Fahrer Thierry Neuville mit Beifahrer Martin Wydaeghe die Spitzenposition. Zugute kam ihm dabei, dass er nach einem frühen Unfall von WM-Leader Rovanperä jeweils als Erster starten konnte und somit die sauberste Stage vorfand.

Am Samstag verzockte sich Hyundai allerdings bei der Reifenwahl. Ein Mix aus harten und weichen Reifen war die schlechtere Wahl, während Toyota es anders anging und mit ausschließlich harten Pneus bei den warmen Bedingungen besser zurechtkam. Weltmeister Sebastien Ogier übernahm dadurch die Spitze knapp vor Elfyn Evans. Neuville konnte - auch dank eines Reifenschadens von Ogier - den Rückstand ebenfalls unter zehn Sekunden halten.

Sonntag: Entscheidung fällt in der letzten Kurve

Monte-Carlo-Sieger Ogier übernachtete auf Sonntag in Führung liegend. Doch am Sonntagmorgen dann der Schreck. Auf dem Weg zu WP17 kollidierte der siebenfache Champion in seinem Toyota Yaris WRC auf der Straße mit einem PKW.

Die Folge war ein starker Schaden auf der rechten Fahrzeugseite. Ogier behauptete, dass der Schaden keinen Einfluss auf seine Performance genommen hatte, obwohl er am Sonntag bei den ersten Etappen Zeit auf Evans verlor. Der Vizeweltmeister konnte durch zwei Stage-Bestzeiten auf der 18. Wertungsprüfung die Spitze übernehmen und war auf Kurs zu seinem vierten Rallye-Sieg.

Doch auf der Power Stage fand er nicht ganz in den Rhythmus und durchquerte die letzte Zwischenzeit mit nur einer Sekunde Vorsprung. In der allerletzten Kurve unterlief ihm dann ein Fahrfehler und er ging weit. Am Ende überquerte er die Ziellinie mit sechs Zehntel Rückstand.

Auch in der Power Stage ging der Sieg und damit die fünf Extrapunkte an Ogier vor Craig Breen und Thierry Neuville. Evans und Tänak komplettierten die Top-5. Sebastien Ogier übernahm mit seinem Sieg auch die Führung in der Rallye-WM.

Tänak ohne Chance

Ott Tänak konnte in Kroatien, nachdem er zuletzt mit seinem Beifahrer Martin Järveoja bei der Arctic Rallye Finnland erfolgreich war, nicht überzeugen. Abgesehen von einzelnen Nadelstichen, wie etwa der Bestzeit in der fünften Wertungsprüfung, gelang es ihm über die Dauer der Rallye nicht mit Neuville und den beiden Toyotas mitzuhalten. Platz 4 war die logische Konsequenz.

Beeindruckendes Debüt von Fourmaux

Nachdem bei der letzten WRC-Rallye im winterlichen Nordfinnland bereits Oliver Solberg überzeugen konnte, waren in Kroatien alle Augen auf einen anderen Neuling in der Topklasse der Rallye-WM gerichtet. Der Franzose Adrien Fourmaux trat für M-Sport in einem Ford an und war auf Anhieb der schnellste Pilot im Ford Fiesta WRC.

Nachdem er bereits am Freitag mit Platz 6 aufzeigen konnte, steigerte Fourmaux sich am zweiten Rallye-Tag erneut. Es gelang ihm zunehmend, sich mit den Topfahrern zu messen. Auf der 13. Wertungsprüfung verpassten Fourmaux und Beifahrer Renaud Jamoul ihren ersten Stage-Sieg um lediglich eine Sekunde und dank eines Defekts von Craig Breen kletterte er noch eine Position im Klassement nach oben. Auch ein Unfall am Sonntag konnte das Top-5-Resultat des Ford-Piloten bei seinem Debüt nicht verhindern.

Toyota-Fahrer Takamoto Katsuta entpuppte sich an diesem Wochenende als Wundertüte. Nachdem der Japaner am Freitag über Minuten eingebüßt hatte und nahezu aussichtlos zurücklag, zeigte er sich an den letzten beiden Tagen der Rallye von seiner besten Seite und feierte unter anderem für zwei Stage-Siege.

Dadurch gelang es Katsuta immerhin den Briten Gus Greensmith noch Platz 6 abzujagen. Greensmith spielte bei M-Sport hinter Fourmaux nur die zweite Geige und absolvierte die Rallye unauffällig. Er leistete sich zwar keine Unfälle, blieb aber auch ohne nennenswerte Ausreißer nach oben und kam somit auf Rang 7. Hinter Greensmith erreichte Craig Breen mit Beifahrer Paul Nagle auf Rang 8 das Ziel. Der Ire lag am Freitag auf Kurs zu Position 5, wurde aber am Samstagmorgen von einem Reifenschaden gestoppt.

Rovanperä mit Unfall in WP1

Für den Rallye-Youngster Kalle Rovanperä, der als WM-Führender nach Kroatien reiste, war die Rallye schon nach wenigen Metern beendet. In einer schnellen Rechtskurve auf der ersten Stage verschätzte er sich bei den schwierigen Grip-Verhältnissen, flog von der Strecke und überschlug sich mehrmals. Rovanperä und sein Co-Fahrer Jonne Halttunen blieben dabei unverletzt, aber die Rallye war für das Toyota-Duo beendet.

Für den zweiten vorzeitigen Abgang in der Topklasse sorgte Pierre-Louis Loubet. Ihm unterlief auf der 14. Etappe ein Fahrfehler, nach welchem er von der Strecke abflog. Auch Loubet und sein Beifahrer Vincent Landais entkamen dem Abflug ohne Verletzungen. Das Hyundai-Duo konnte die Rallye zwar zu Ende fahren, lag aber aussichtslos weit zurück.

In vier Wochen geht die Rallye-Weltmeisterschaft in die nächste Runde. Bei der traditionellen Rallye Portugal, die seit 1967 ausgetragen wird und seit 2007 pausenlos im Kalender vertreten ist, geht es für die Piloten vom Asphalt wieder zurück auf den gewohnten Schotterbelag.