Michelin hatte sich bereits vor 1973, dem Gründungsjahr der offiziellen Marken-Weltmeisterschaft, im Rallye-Sport engagiert und nutzte die auf den Wertungsprüfungen geschöpften Erkenntnisse, um die Leistungs- und Belastungsfähigkeit seiner Reifen auf Asphalt, Schotter, Eis und Schnee unter Beweis zu stellen. Bis zum Ende der Saison 2004 konnte Michelin in Zusammenarbeit mit anderen großen Namen des Sports 36 WM-Titel gewinnen: 19 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften, 16 Mal die Fahrerwertung. Dazu kommen insgesamt 213 Siege bei WM-Läufen – mehr als alle anderen Reifenhersteller zusammen.

1973 – das Jahr der Berlinette

Mit der legendären Renault Alpine A110 gewinnen Jean-Claude Andruet, Jean-Luc Thérier, Bernard Darniche und Jean-Pierre Nicolas sechs von 13 Läufen und damit die erstmals ausgeschriebene Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Dieser Erfolg unterstrich auch das Potenzial der neuen Radialreifen-Technologie von Michelin.

1981 – irgendwann ist immer das erste Mal

Palastrevolution im Reich von Königin Sylvia: Zum ersten Mal gewinnt mit dem Finnen Hannu Mikkola ein Nicht-Schwede auf schwedischem Boden. Zugleich ist es auch das erste Mal, das mit dem legendären Audi quattro ein allradgetriebenes Rallye-Auto als Sieger über die Ziellinie rollt. Und noch ein Beweis, dass sich die Zeiten unweigerlich ändern: In San Remo gewinnt im gleichen Jahr zum ersten Mal eine Frau einen Lauf zur Rallye-WM: die Französin Michèle Mouton, der "Schwarze Vulkan". Die Konstrukteurs-WM geht an Talbot und Michelin.

1982 – der Beginn einer neuen Ära

Erstmals treten die Rallye-Fahrzeuge in den neuen Reglements-Gruppen B, A und N bei der Rallye-WM an. Walter Röhrl gewinnt auf seinem Michelin-bereiften Opel Ascona 400 das Duell gegen die Audi-Pilotin Michèle Mouton um den Fahrer-WM-Titel. Doch die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft geht an die Ingolstädter – ein Vorgeschmack auf die zukünftige Dominanz der Allradler im Rallye-Sport.

1983 – vier gewinnt

Lancia beschert dem Heckantrieb einen letzten Erfolg: Die Italiener gewinnen die Konstrukteurs-WM. Mit dem Fahrer-Titel darf sich Hannu Mikkola schmücken, nachdem er vier Siege mit seinem Audi quattro herausgefahren hat. Michelin kann sich als neuer Reifenpartner von Audi mitfreuen.

1984 – Doppelsieg für Michelin

Der Reifenhersteller aus Clermont-Ferrand gewinnt die Konstrukteurs-WM und mit Stig Blomqvist die Fahrerwertung. In der zweiten Saisonhälfte sorgen auch die Peugeot 205 T16 mit Michelin-Pneus mit drei Siegen für Furore und zeigen das Potenzial der neuesten Gruppe B-Fahrzeuge auf.

1985 – Peugeot und Michelin dominieren

Wie erwartet, erobern die Michelin-bereiften Peugeot 205 T16 die Rallye-Welt im Sturm. Die Marke sichert sich mit sieben Siegen erstmals den Titel in der Konstrukteurs-WM. Fünf Siege gehen auf das Konto des Finnen Timo Salonen, der damit auch die Fahrerwertung gewinnt, und seines Landsmanns Ari Vatanen. Aber Lancias Doppelsieg beim traditionellen Saisonfinale in Großbritannien sollte schon einen Ausblick auf die kommende Saison geben...

1986 – und wieder gewinnt Michelin-Partner Peugeot

Peugeot sichert sich gemeinsam mit Michelin erneut die Konstrukteurs-WM. Der neue Star des Werksteams, der Finne Juha Kankkunen, gewinnt die Fahrerwertung. Doch die Saison wird von grausamen Unfällen überschattet: Drei Zuschauer verlieren bei der Rallye Portugal ihr Leben, auf Korsika kommt der hochtalentierte Lancia-Pilot Henri Toivonen zu Tode. Die Fahrer rebellierten: Mit mehr als 500 PS haben sich die Gruppe B-Boliden zu Geschossen entwickelt, die nur noch von Wenigen beherrscht werden können. Nicht nur die Gruppe B wird zu Sarge getragen, auch die geplante, nochmals extremere Silhouette-Formel Gruppe S wird zu den Akten gelegt. Fertige Prototypen von Toyota auf MR2-Basis sowie von Audi verschwinden ungezeigt für mehr als zwei Jahrzehnte in Abstellkammern.

1987 – eine gewinnbringende Innovation

Michelin bereichert den Rallye-Sport, der fortan in der Tourenwagen-ähnlichen Gruppe A ausgetragen wird, um eine technische Innovation: Das ATS-System (für "Appuie temporaire souple") verhindert, dass ein beschädigter Reifen Luft verliert und ermöglicht so die Weiterfahrt. Ursprünglich für den Einsatz auf Schotterpisten gedacht, wurde diese Innovation in den Folgejahren auch für andere Fahrbahnoberflächen weiterentwickelt.

1988 – eine fruchtbare Zusammenarbeit

Nach dem Wechsel zu Michelin gewinnt Lancia mit vier Siegen für den Delta HF 4WD und sechs Erfolgen mit dem neuen Delta HF integrale den Titel in der Konstrukteurs-WM. Lancia-Pilot Miki Biasion sichert sich mit fünf gewonnen Läufen den Titel in der Fahrer-WM. Zwei Youngster empfehlen sich für höhere Aufgaben: Didier Auriol siegt mit einem heckgetriebenen "Flügel-Cossie" bei der Tour de Corse, auf Platz fünf landet Carlos Sainz.

1989 – Erfolg auf ganzer Linie

Die Michelin-Partner räumen ab: Die Marke mit dem Bibendum gewinnt zwölf von 13 Läufen. Lancia und Miki Biasion verteidigen erfolgreich ihre jeweiligen Titel. Mit Mazda, Mitsubishi und Toyota fährt eine neue Generation Michelin-bereifter Gruppe A-Fahrzeuge ins Rampenlicht. An der Elfenbeinküste gewinnt Alain Oreille mit seinem kompakten Gruppe N-Renault 5 das afrikanische Rallye-Abenteuer – auf Pneus von Michelin.

1990 – Lancia und Michelin weiterhin an der Spitze

Lancia gewinnt erneut mit Michelin die Konstrukteurs-WM. Miki Biasion, Didier Auriol und Jahu Kankkunen teilen sechs Siege unter sich auf, die Krone in der Fahrerwertung trägt jedoch ein anderer davon: Toyota-Pilot Carlos Sainz gewinnt den Titel. Für Fahrzeuge mit Turbolader wird ein 40- Millimeter großer Luftmengenbegrenzer vorgeschrieben.

1991 – 100. WRC-Sieg für Michelin

Nach einer besonders langen und anstrengenden Saison sichern sich Lancia und Michelin erneut den Gewinn der Konstrukteurs-WM. Mit fünf Siegen entscheidet Juha Kankkunen das Duell mit Carlos Sainz um die Fahrer-WM für sich und wird zum dritten Mal Weltmeister – was vor ihm noch keinem Fahrer gelungen ist. Mit Didier Auriols Sieg in San Remo kann Michelin den 100. Triumph bei der Rallye-WM verbuchen.

1992 – Lancia und Michelin erneut top

Didier Auriol fährt mit seinem Michelin-bereiften Lancia Delta 16V Evo einen weiteren persönlichen Rekord heraus und gewinnt fünf Läufe. Das reicht zwar nicht für den Gewinn der Fahrer-WM, die sich Carlos Sainz auf seinem Toyota Celica sichert, aber in der Konstrukteurs-WM liegt Lancia zum sechsten Mal vorne – und bricht damit alle Rekorde.

1993 – Michelin bringt Toyota nach vorn

Erfolgreiche Rochaden: Toyota wechselt auf Michelin, Juha Kankkunen wechselt zu Toyota und holt prompt seinen vierten WM-Titel. Auch für den japanischen Automobilhersteller geht es steil aufwärts: Zum ersten Mal kommt der Konstrukteurs-Weltmeister aus dem Land der aufgehenden Sonne. In dieser Saison werden erstmals die Reparaturmöglichkeiten eingeschränkt – ein erster Schritt in Richtung zentrale Service-Bereich, wie er heute gang gäbe ist.

1994 – im Zeichen der Tricolore

Toyota und Michelin verteidigen erfolgreich ihren Titel in der Konstrukteurs-WM, gleichzeitig triumphiert Didier Auriol als erster Franzose bei der Fahrer-WM. Mit seinem Konkurrenten Carlos Sainz hatte er sich die ganze Saison über packende Duelle geliefert – in Argentinien trennten die Fahrer zum Beispiel nur ganze sechs Sekunden.

1996 – der nächste fliegende Finne kündigt sich an

Das Jahr markiert den Beginn der "Mäkinen-Ära". Der Mitsubishi-Fahrer und Michelin-Pilot gewinnt fünf Rallyes – mehr als die Hälfte der WM-Läufe – und sichert sich damit den Titel in der Fahrer-WM. Der Titel in der Konstrukteurs-WM geht dennoch an Subaru.

1997 – Punktsieg für Mäkinen

Erneut ein Jahr der Premieren: Mit dem Subaru Impreza gewinnt erstmals ein so genanntes "World Rally Cars" (WRC) einen WM-Lauf. Das neue Punktesystem (10-8-6-5-4-3-2-1) lehnt sich an die aus der Formel 1 bekannten Methodik an. Die Fahrerwertung entscheidet Mitsubishi- und Michelin-Pilot Tommi Mäkinen für sich – mit einem Punkt Vorsprung auf Colin McRae.

>1998 – 150. Sieg für Michelin

Toyota-Pilot Carlos Sainz beschert Michelin in Neuseeland den 150. WM-Sieg. Zugleich sorgt "El Matador" für eine der knappsten WM-Entscheidungen in der Geschichte der Rallye-WM: Nachdem Titelfavorit Tommi Makinen gleich auf der ersten Etappe auf der Ölspur eines Fahrzeugs aus dem historischen Rahmenprogramm ausrutschte und seinen Mitsubishi Lancer eines Rades entledigte, sah Sainz bereits wie der sichere Weltmeister aus. Doch in Sichtweite des Ziels der letzten Wertungsprüfung versagte der Motor seines Toyota Corolla den Dienst – das Aus. Tommi Mäkinen erfährt auf dem Weg zum Flughafen, dass er zum vierten Mal in Folge den WM-Titel in der Fahrerwertung gewonnen hat. Sein Arbeitgeber Mitsubishi und auch Michelin beschließen die Saison als Konstrukteurs-Weltmeister – der erste Markentitel für die drei Diamanten.

1999 – Michelin-Partner Peugeot: auf ein Neues

In Spanien und auf Korsika geschieht ungeheuerliches: Citroën-Pilot Philippe Bugalski gewinnt beide Asphalt-Läufe mit seinem frontgetriebenen, Michelin-bereiften Xsara Kitcar – vorerst die letzten Erfolge für einen Nicht-Allradler in der Rallye-WM.

2000 – Michelin-Partner Peugeot: auf ein Neues

Peugeot und Michelin wiederholen mit dem 206 WRC ihren Sieg in der Konstrukteurs-WM. Ein weiterer fliegender Finne macht zudem von sich reden: Marcus Grönholm siegt bei vier Läufen und sichert sich mit seinem Michelin-bereiften Peugeot den Titel in der Fahrer-WM – und beschert den "Löwen aus Sochaux" gleichzeitig ihren 30. Sieg in der Fahrerwertung.

2001 – spannend bis zum Schluss

Der letzte Lauf sollte alles entscheiden: Vor der Rallye Großbritannien hatten noch vier Fahrer und zwei Hersteller eine mathematische Chance auf den jeweiligen Titelgewinn. Der Doppelsieg von Michelin-Partner Peugeot mit Marcus Grönholm und Harri Rovanperä entschied die Saison zugunsten des französischen Herstellers, der damit zum zweiten Mal die Konstrukteurs-WM gewann.

2002 – ein Hattrick für Peugeot und Michelin

Diesmal dominieren Peugeot und Michelin von Anfang an die Saison. Marcus Grönholm setzt sich mit seinem 206 WRC bereits im Februar an die Spitze der Fahrer- und Konstrukteurs-Wertung und gibt sie nicht mehr ab. Die Meister stehen bereits zwei Läufe vor Saisonende fest. Citroën und Michelin triumphieren mit Sébastien Loeb in Deutschland und geben damit bereits einen Vorgeschmack auf die kommende Saison.

2003 – neuer Rekord für Michelin

Erstmals bestreitet Michelin-Partner Citröen alle WM-Läufe und gewinnt prompt mit Sébastien Loeb im Citroën Xsara WRC den Konstrukteurs-Titel. In der Fahrer-Wertung muss der Franzose gegenüber dem finnischen Youngster Petter Solberg zurückstecken, der für Subaru fährt. Ford-Pilot Markko Märtin sichert Michelin mit dem Gewinn der Finnland-Rallye den 200. WM-Sieg – einer der Höhepunkte in dieser spannenden Saison, bei der sechs verschiedene Fahrer und vier unterschiedliche Hersteller mindestens einen der insgesamt 14 Läufe gewannen.

2004 – hello and goodbye

Diesmal sichert sich Sébastian Loeb souverän den Weltmeister-Titel. Bereits beim 14. Lauf entscheidet der Elsässer die Fahrer-Wertung für sich und die Konstrukteurs-Wertung für Citröen und Michelin. Sein erfolgreicher Teamkollege Carlos Sainz bestreitet seine letzte Saison mit Stil: Der zweifache Weltmeister gewinnt in Argentinien den 26. WM-Lauf seiner einzigartigen Karriere.