Der erneute Gewinn der Fahrer- und Konstrukteurs-Weltmeisterschaft 2004 mit Sébastien Loeb und dem Werksteam von Citroën stellt für Michelin einen weiteren Höhepunkt einer überaus erfolgreichen Rallye-Bilanz dar: Bereits in den 80er und frühen 90er Jahren eilte die französische Reifenmarke zuerst mit Audi, dann mit Peugeot von Titel zu Titel. Von 1988 bis 1992 gewann Michelin gemeinsam mit Lancia fünf sowie 1993 und 1994 mit Toyota zwei weitere Weltmeisterschaften. Seit 1996 holte allein der ehemalige Mitsubishi-Pilot Tommi Mäkinen vier Fahrer-WM-Titel. Sein damaliges Team gewann 1998 die Markenwertung mit Michelin – ein Erfolg, den der Reifenhersteller 1999 mit Toyota sowie 2000, 2001 und 2002 mit Peugeot (2000 und 2002 auch Fahrer-WM) und in den beiden Folgejahren mit Citroën wiederholen konnte. Damit sicherte sich der französische Konzern seit 1973, dem Beginn der Rallye-Weltmeisterschaft, insgesamt 19 Konstrukteurs- und 17 Fahrertitel.

Wer sich genauer mit der Entwicklung dieser spektakulären Serie beschäftigt, der erkennt immer wieder spezielle Epochen. Als Audi gemeinsam mit Michelin Anfang der 80er die Rallye-WM-Bühne betrat, wurden die Ingolstädter dem selbst gewählten Slogan "Vorsprung durch Technik" vollauf gerecht: Mit dem quattro trat der Allradantrieb seinen Siegeszug an. Die vielleicht verrücktesten Jahre des Rallye-Sports begannen, denn die doppelte Traktion und die durch das freizügige Gruppe B-Reglement exorbitanten PS-Leistungen ließen den Speed der Turbo-Boliden explosionsartig in die Höhe schnellen. Mit bis zu 600 PS katapultierten sich Topstars wie Walter Röhrl, Stig Blomqvist, Juha Kankkunen, Timo Salonen, Hannu Mikkola oder Ari Vatanen fortan durch den Wald, über Sprungkuppen oder zugefrorene Seen – auch für die Rallyepneus eine heftige Herausforderung.

Es war eine Zeit des süßen Wahnsinns, die plötzlich aus dem Ruder lief und Opfer unter den Fahrern ebenso wie unter den Zuschauern forderte. 1986 endete das Gruppe B-Zeitalter im Rallyesport. Die seriennähere Gruppe A rückte an ihre Stelle. Der Michelin-bereifte Peugeot 205 Turbo 16 wechselte in die Wüste und gewann mehrfach den Marathon-Raid Paris-Dakar. Audi ließ den quattro S1 auch noch einmal antreten: Mit Walter Röhrl am Steuer stürmte das inzwischen fast 700 PS starke Gerät den berühmten "Pikes Peak" in Amerika hinauf – in Fabel-Bestzeit. Peugeot folgte dem Vorbild der Deutschen und stellte den Rekord in den Folgejahren mit Ari Vatanen und Michele Mouton ein. Alle drei vertrauten bei ihren Gipfelstürmen auf Reifen von Michelin.

Dem Gruppe B-Zeitalter schloss sich die Epoche des Lancia Delta an

In der Rallye-Weltmeisterschaft hatte derweil eine neue Ära begonnen: die absolute Dominanz des Lancia Delta HF und Delta integrale. Fünf WM-Titel in Folge sicherten sich die Werks-Equipe aus Italien und Michelin. Erst als sich Lancia von der Rallye-Bühne verabschiedete, kam die Konkurrenz zum Zuge.

Michelin und der Rallye-Sport in Deutschland

Auch in der Rallye-DM eilt Michelin von Erfolg zu Erfolg. So gewann der Schwede Kalle Grundel 1985 am Steuer eines von der französischen Reifenmarke ausgestatteten Gruppe B-Peugeot 205 Turbo 16 den Titel. Ein Jahr später war es der "schwarze Vulkan" Michele Mouton, die am Steuer eines baugleichen Rallye-Boliden diesen Erfolg wiederholte.

Mit dem Wechsel zur Gruppe A, die 1987 auch die deutsche Rallye-Meisterschaft prägte, begann die Profikarriere des heutigen Skoda-Werksfahrers Armin Schwarz. Auf einem von Konrad Schmidt vorbereiteten Audi Coupé quattro und ausgestattet mit Pneus von Michelin sicherte sich der Franke den Titel, den er ein Jahr später am Steuer des riesenhaften Audi 200 quattro prompt verteidigte. 1990 gelangte Michelin-Partner Ronald Holzer an das Ziel seiner Träume: Nach vielen Anläufen überwand der Augsburger sein scheinbar unerschütterliches Abonnement auf den Vizetitel und gewann am Steuer seines Lancia Delta integrale die Meisterschaft. Zehn Jahre später war es Seat-Pilot Matthias Kahle, der die Staffel wieder aufnahm und mit Michelin erneut die Rallye-DM gewann – es sollte der Beginn einer beeindruckenden Erfolgsserie werden: Als Skoda-Pilot eroberte der Deutsche auch in den Jahren 2001, 2002 und 2004 den DM-Titel.