Die Volkswagen Werkspiloten Bruno Saby und Michel Périn stehen bereits nach vier von sechs Läufen zum FIA Marathon-Rallye-Weltcup als vorzeitige Titelgewinner fest. In der ersten Jahreshälfte verbuchten sie mit dem Volkswagen Race-Touareg bei fünf Rallyes – einschließlich der nicht zum Weltcup zählenden Rallye Dakar – nicht weniger als drei Gesamtsiege, neun Etappensiege und 13 Führungstage. Bruno Saby ist mit fast 40 Jahren Wettbewerbserfahrung auf Rundstrecke, bei klassischen Rallyes und im Marathon-Rallyesport einer der erfolgreichsten französischen Piloten. Er feierte zwei Siege in der Rallye-Weltmeisterschaft, bevor er 1992 in den Marathon-Rallye-Sport wechselte und im Jahr darauf bei der Rallye Dakar siegte. Seit dem Jahr 2004 ist Saby Volkswagen Werkspilot. Der 56-Jährige, der in der Freizeit gern mit den erwachsenen Söhnen Damien und Pierre angelt oder Golf spielt, lebt mit Ehefrau Renée in Grenoble.

Was bedeutet der Titelgewinn im FIA Marathon-Rallye-Weltcup für Sie?

Bruno Saby: Für mich war das ein großer Moment, meine Gefühle sind schwer zu beschreiben. Bei Volkswagen hatte ich jetzt erstmals in meiner Karriere die Möglichkeit, um einen Titel zu kämpfen. Ich bin überglücklich, dass mir Volkswagen diese Chance ermöglicht hat – und natürlich, dass mein Beifahrer Michel Périn und ich gewonnen haben. Ich habe in der Vergangenheit in der Rallye-WM mit Peugeot und Lancia zusammen gearbeitet und für sie Punkte für den Gewinn der Marken-Weltmeisterschaft gesammelt. Einer meiner größten sportlichen Erfolge war mein Sieg bei der Rallye Monte Carlo im Jahr 1988. Doch ich hatte nie die Gelegenheit, eine komplette Saison als Fahrer zu bestreiten. Deshalb ist mir dieser Titel so wichtig. Für die Mannschaft von Volkswagen ist es eine tolle Belohnung für die harte Arbeit.

Welchen Anteil hat Ihr Beifahrer Michel Périn?

Bruno Saby: Für Michel freut mich unser Titelgewinn ganz besonders. Ich vertraue ihm sehr stark. Michel ist sehr professionell, nicht nur beim Navigieren. Er motiviert die Mannschaft, er bewegt Dinge, und er hat einen besonderen Wettkampfgeist.

Was hat sich geändert, seitdem Sie im Jahr 2004 zu Volkswagen gekommen sind?

Bruno Saby: Die Mannschaft hatte zu Beginn nur wenig Erfahrung im Marathon-Rallyesport. Motorsport-Direktor Kris Nissen hat seitdem mit Hochdruck daran gearbeitet, eine super Mannschaft zusammen zu stellen, die richtigen Leute für das Projekt zu gewinnen. Jetzt haben wir ein starkes Team. Auf der technischen Seite hat Eduard Weidl den Touareg immer weiter verbessert. Bei Teammanager Peter Utoft, der von der Rundstrecke kam, laufen die Fäden zusammen, er fühlt sich im Marathon-Rallyesport inzwischen zu Hause. Auf der logistischen Seite ist das Projekt in den erfahrenen Händen von Paco Crous. Kurz: Das gesamte Team hat sich mit jeder Rallye verbessert, immer mehr Erfahrungen gesammelt und die Motivation ist durch die guten Resultate immer besser geworden. Wir haben weder auf der technischen, noch auf der organisatorischen oder logistischen Seite Defizite.

Welche Rallye war für den Weltcup-Titel entscheidend?

Bruno Saby: Der erste Weltcup-Lauf in Argentinien und Chile. Der war für mich und meinen Beifahrer Michel Périn wichtig. Dieser Sieg, der erste für den Volkswagen Race-Touareg, war zugleich auch das schönste Erlebnis der Saison. Es war eine gute Bestätigung für mich, dass ich noch immer meinen Platz in dieser Disziplin habe, und für Volkswagen, dass die Entscheidung, mich zu verpflichten, richtig war.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den anderen Volkswagen Werkspiloten?

Bruno Saby: Wir arbeiten im Team perfekt zusammen. Es herrscht eine super Stimmung. Ich bin sehr glücklich über die gute technische Kooperation mit Jutta Kleinschmidt. Wir diskutieren technische Dinge, treffen gemeinsame Entscheidungen, wir haben immer ernsthaft gearbeitet und das Fahrzeug voran gebracht. Auch die Kooperation mit Giniel de Villiers läuft hervorragend. Die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und dem Team ist ebenfalls perfekt.

Was sind die Stärken des Touareg, was kann man noch verbessern?

Bruno Saby: Der Race-Touareg ist sehr zuverlässig, wir haben kaum technische Defekte. Die Mannschaft hat das Fahrwerk stetig weiter entwickelt, auch am Motor haben wir große Fortschritte erzielt. Verbesserungspotenzial sehe ich vor allem am Fahrwerk.

Welches Ziel hat Volkswagen im bisherigen Saisonverlauf verfolgt: den Titelgewinn oder die Vorbereitung für die ‚Dakar´ 2006?

Bruno Saby: Priorität hat ohne wenn und aber die Vorbereitung auf die Rallye Dakar 2006. Ich war positiv überrascht, dass wir in diesem Jahr bereits Rallyes gewinnen konnten und nun den Marathon-Rallye-Weltcup uneinholbar anführen und damit vorzeitig für uns entscheiden konnten.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

Bruno Saby: Ich möchte meine Karriere fortsetzen und Volkswagen helfen, bei der Rallye Dakar zu siegen. Ich bin glücklich, dass ich die Chance hatte, einen Fahrertitel zu gewinnen, aber das ist ein Bonus. Der Erfolg der Mannschaft hat Vorrang.

Ab sofort verstärkt der zweimalige Rallye-Weltmeister Carlos Sainz die Mannschaft von Volkswagen. Wie schätzen Sie ihn ein?

Bruno Saby: Carlos ist ein harter Arbeiter. Er hat verstanden, dass diese Sportart sehr schwierig ist und er sich anpassen muss. Er ist ein sehr intelligenter Mann und ich glaube, dass er es schaffen wird. Viele Fahrer aus dem klassischen Rallyesport haben den Einstieg in den Marathon-Rallyesport versucht, einige haben es geschafft, einige jedoch nicht. Sie waren zwar schnell, konnten das aber nicht durch Resultate bestätigen. Als klassischer Rallyefahrer muss man bei der ‚Dakar´ viel lernen: die Navigation, das Feststecken im Sand, das Schlafen im Zelt, das wenige Essen. Dazu kommt der enorme Anspruch an Kondition und Konzentration während der drei Wochen und den extrem langen Etappen. Man muss sich an diese ganzen Schwierigkeiten anpassen, um Erfolg zu haben. Man wird abwarten müssen, wie Carlos damit klar kommt.

Wie hat ihnen die Rallye d´Orient gefallen?

Bruno Saby: Dies ist eine Rallye, die ich liebe, denn ich mag den Veranstalter René Metge. Er ist ein Mann mit viel Erfahrung als Fahrer und Organisator. Die Rallye d´Orient ist komplett anders als die Weltcup-Läufe in der Wüste. Trotzdem haben wir Fahrer und die Mannschaft wichtige Erfahrungen gesammelt. Denn die Rallye Dakar 2006 führt durch Guinea, dort sind die Strecken ähnlich. Wir können dort von den Erkenntnissen in der Türkei profitieren. Jede Rallye ist eine interessante Erfahrung.