Nach dem Sieg in Schweden mit dem 2004er Subaru Impreza und dem Sieg in Mexiko mit dem neuen Fahrzeug sah die Rallye-Welt für Petter Solberg sehr rosig aus. Der Norweger führte die Weltmeisterschaft an und hatte zehn Zähler Vorsprung auf Sebastien Loeb. Doch Citroen und Michelin haben in den letzten Wochen hart gearbeitet. Die Franzosen haben eindrucksvoll zurückgeschlagen und der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance gelassen. Loeb siegte souverän in Neuseeland und auf Sardinien und führt nun die WM mit einem Zähler Vorsprung auf Solberg an.

Der Subaru-Pilot hatte sich für Sardinien einen Sieg vorgenommen, schließlich dominierte er den Event im vergangenen Jahr nach Belieben und gewann mit zwei Minuten Vorsprung auf die Konkurrenz. Aber schon am ersten Tag fing sich Solberg eine halbe Minute Rückstand ein. "Als erster Fahrer zu starten ist immer am schwierigsten", sagte der Norweger nach der Sardinien Rallye gegenüber motorsport-magazin.com. "Wir haben beim bremsen hin und wieder Zeit verloren. Es war insgesamt eine schwierige Rallye und der zweite Platz ist unter diesen Umständen das Beste." Am Ende fehlte Solberg fast eine Minute auf Loeb.

Es besteht kein Zweifel, dass der neue Subaru Impreza nicht schnell genug sein sollte. "Der Wagen wurde in vielerlei Bereichen verbessert, allen Voran die Aufhängungen und der Motor", machte Solberg klar. "Doch es ist schwierig große Fortschritte auf einmal zu erzielen."

Das Reifenproblem

Gerade auf dem Reifensektor sind Fortschritte ganz dringend von Nöten. Solberg muss anerkennen: "Ja, Citroen hat einen Reifenvorteil. Sogar einen großen." Denn erneut wählte Pirelli die falschen Reifen. Am Freitag sagte bereits Pirellis Rallye-Manager Fiore Brivio, dass "der KM Reifen die falsche Wahl ist". Und in Neuseeland waren die Pneus derart weich, dass sie sich auflösten – Harri Rovanperä im Mitsubishi kann davon ein Liedchen singen.

Deshalb steht jetzt vor allem eine Sache auf dem Programm: "Wir werden testen", so Solberg im motorsport-magazin.com Gespräch. "Ich werde am Dienstag testen. Es wartet viel Arbeit auf uns. Aber ich habe auch Respekt vor dem Reifenkampf. Die beiden Reifenhersteller liefern sich ein tolles Duell, welches aller Ehren wert ist. Wir müssen weiter hart arbeiten und eine Lösung finden. Für Zypern bekommen wir einen neuen Reifen, der hoffentlich besser funktionieren wird."

Dort möchte Solberg nämlich zurückschlagen. "Ich hoffe, dass wir siegen werden!", sagte uns der Weltmeister von 2003. "Es wird einen harten Kampf an der Spitze mit Sebastien und Marcus geben."

Solberg der Teamleader

Solberg ist nicht nur der erste Fahrer von Subaru, sondern er ist auch eine Art Vorbildfunktion für den jungen Chris Atkinson und Quereinsteiger Stéphane Sarrazin. Gerade Atkinson hat auf Sardinien mit einer Tagesbestzeit seinen Speed erneut unter Beweis gestellt. Allerdings leistete sich der Australier Abflüge am Freitag und am Samstag. "Er ist noch jung und geht Risiken ein, aber das ist in Ordnung", lobte Solberg seinen Teamkollegen. "Unfälle passieren. Naja, shit happens. Aber er ist noch sehr jung und vor allem schnell."

Dem früheren Formel 1 Fahrer Stéphane Sarrazin schaut Solberg oft über die Schulter und steht ihm mit Rat und Tat zur Seite. "Wir wollen das Beste für unser Team und helfen uns gegenseitig", so der Norweger. Sarrazins Fortschritte am vergangenen Wochenende waren dabei beeindruckend, denn der Franzose fuhr einige Top-10 Zeiten und schob sich auf der letzten Etappe noch an Janne Tuohino vorbei.

Die WM

Trotz der zwei Siege von Sebastien Loeb ist die Hoffnung auf die WM längst nicht verloren. Im Gegenteil. Solberg holte schließlich einen dritten Platz in Neuseeland und einen zweiten Platz auf Sardinien. "Mit meiner Saison bin ich bisher ganz zufrieden", sagte Solberg. "Es schaut sehr gut aus, denn ich liege auf Rang zwei. Aber wir müssen noch härter arbeiten."

Solberg und Loeb in einem Team?

Solberg möchte in Zypern seinen dritten Saisonsieg einfahren und Loeb schlagen. Ein schlechtes Verhältnis haben die beiden Top-Fahrer nicht. "Wir haben eine gute Beziehung zueinander und respektieren uns", so Solberg. "Er ist ein sehr netter Kerl. Ich könnte mir durchaus vorstellen mit ihm in einem Team zu fahren. Damit hätte ich kein Problem."

Während Solberg "bis Ende 2006" an Subaru gebunden ist, wird sich Loeb nämlich nach der Saison einen neuen Arbeitgeber suchen müssen, weil sich Citroen und auch Peugeot zurückziehen werden. "Das ist kein großes Problem", entgegnete Solberg. "Suzuki und Hyundai werden nächstes Jahr in die Rallye-WM einsteigen. Sie werden wahrscheinlich im ersten Jahr nicht alle Rallyes bestreiten, aber dafür im Folgejahr die komplette Saison."

Doch bis dahin ist es noch lang. Zunächst einmal gilt die volle Konzentration auf die Zypern Rallye. Solberg: "Ich werde mich in den nächsten Tagen intensiv darauf vorbereiten und natürlich testen."