Sportlich hängt bei Volkswagen der Himmel voller Geigen. Das Team startete 2013 das Projekt Angriff mit dem Polo R WRC und siegte auf ganzer Linie. Erst vor wenigen Wochen sicherte sich Sebastien Ogier mit der Mannschaft seinen dritten WM-Titel in Folge. Seit der vergangenen Rallye in Spanien steht auch fest: Die drei Volkswagen-Piloten belegen in der Endabrechnung auf jeden Fall die Ränge eins, zwei und drei, lediglich muss der Titel des Vize-Weltmeisters noch unter Jari-Matti Latvala und dem Sieger der Rallye Spanien, Andreas Mikkelsen ausgefahren werden. Auch in der Hersteller-Wertung hat Volkswagen mit drei Titeln in Folge eine weiße Weste.

Über allem Erfolg hängt allerdings das Damoklesschwert des Volkswagen-Abgas-Skandals. "Das hat jeder im Team im Hinterkopf und natürlich ist es ein Thema, mit dem sich jeder Mitarbeiter beschäftigt und das ist nicht einfach für jeden", erklärte Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Gibt es Einschnitte, gibt es keine? Das kann man im Moment noch nicht sagen, denn keiner weiß, was die ganze Situation im Endeffekt für Volkswagen bedeutet."

Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito, Foto: Volkswagen Motorsport
Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito, Foto: Volkswagen Motorsport

Capito: Bisher geht alles weiter wie zuvor

Wie im September bekannt wurde, hatte Volkswagen Abgastests von Dieselmotoren manipuliert. Der Konzern erklärte, dass etwa elf Millionen verkaufte Straßenautos weltweit eine Software enthalten, die bei Emissionsprüfungen niedrigere Werte als tatsächlich vorhanden ergab. Am 23. September zog schließlich Konzernchef Martin Winterkorn die Konsequenzen und trat von seinem Amt zurück. Seine Nachfolge trat Porsche-Chef Matthias Müller an.

Schnell wurde klar, dass auf den Volkswagen-Konzern sowohl Bußgelder als auch Strafzahlungen in Milliardenhöhe zukommen könnten. In diesem Bereich stehen natürlich auch die sportlichen Engagements des Konzerns auf dem Prüfstand. Das WRC-Projekt war im vergangenen Jahr bis einschließlich 2019 abgesegnet worden und davon muss Capito auch zum jetzigen Zeitpunkt ausgehen. "Bisher geht alles so weiter, wie es bis jetzt ist", sagte er im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Ob in der kommenden Saison aber definitiv drei Polo R WRC an den Start gehen werden, darauf wollte sich der Volkswagen-Motorsport-Direktor nicht festlegen. "Definitiv kann man gar nichts sagen, denn im Moment muss alles aufgearbeitet werden und man weiß nicht, wie die Situation ist. Aber im Moment ist es so, dass es bleibt, wie es ist."

Ruhe im Team ist bei Volkswagen nun wichtig, Foto: Sutton
Ruhe im Team ist bei Volkswagen nun wichtig, Foto: Sutton

Ruhe innerhalb des Teams

Bei aller Aufregung abseits der Strecke, ist Capito darauf bedacht, an Rennwochenenden den Fokus klar auf die Ziele der Mannschaft zu legen. "Wenn wir bei einer Rallye sind, konzentrieren wir uns darauf, dass wir gewinnen wollen und diesbezüglich gibt es keinen Unterschied zu vorher", erklärte er. Er sieht seine Aufgabe darin, das Team fokussiert zu halten und ihm die Sicherheit zu geben, dass alles weitergeht und sie sich auf das Rallyefahren konzentrieren können. In dieser Beziehung seien aber kaum Eingriffe seinerseits nötig, da im Team ohnehin Ruhe herrschen würde.