Der Untergrund steht im Vordergrund - Volkswagen stellt sich bei der Rallye Spanien mit dem Polo R WRC einer einzigartigen Herausforderung. Der zwölfte und vorletzte Lauf der FIA Rallye-Weltmeisterschaft in dieser Saison ist die einzige Rallye im WM-Kalender, bei der die Teams sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter gegen die Uhr antreten. Perfekt in dieser Disziplin: die alten und neuen Weltmeister* Sébastien Ogier und Julien Ingrassia. Im vergangenen Jahr hatten sich die beiden Franzosen mit einem Sieg auf der Iberischen Halbinsel ihren zweiten WM-Titel gesichert. Auch 2013, als Volkswagen an gleichem Ort den Hersteller-Titel gewonnen hatte, hießen die "Spanien"-Sieger Ogier/Ingrassia. In beiden Jahren auf Platz zwei und damit Garanten für den Doppelerfolg waren die zuletzt auf Korsika siegreichen WM-Zweiten Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila. Mit dem Erfolg bei der Rallye Frankreich haben Latvala/Anttila ihren Vorsprung in der Gesamtwertung auf 34 Punkte gegenüber dem dritten Volkswagen Duo - Andreas Mikkelsen/Ola Fløene - ausgebaut. Verteidigen Latvala/Anttila in Spanien mindestens 28 Punkte ihres Vorsprungs auf die aktuellen WM-Dritten Mikkelsen/Fløene, ist ihnen die "Vizeweltmeisterschaft" nicht mehr zu nehmen.

Volkswagen hat in Spanien klare Ziele, Foto: Sutton
Volkswagen hat in Spanien klare Ziele, Foto: Sutton

"Die Rallye Spanien ist einzigartig. Wir müssen den Polo sowohl auf Schotter als auch auf Asphalt optimal einstellen", so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. "Das bedeutet nicht nur, dass Fahrer und Beifahrer einen wachen Geist und hohe Adaptionsfähigkeit brauchen, sondern es verlangt auch dem Team, allen voran den Mechanikern, alles ab. In den vergangenen zwei Jahren ist uns der Umstieg von Schotter auf Asphalt gut gelungen und wir waren in Spanien erfolgreich. In diesem Jahr ist es natürlich unser Ziel, hier den Sieg-Hattrick perfekt zu machen. Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila haben auf Korsika dominiert und reisen mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein nach Spanien. Sébastien Ogier und Julien Ingrassia hatten bei ihrer Heimrallye viel Pech - klar, dass sie zurückschlagen und ihren achten Saisonsieg feiern möchten. Auch Andreas Mikkelsen und Ola Fløene haben Platz zwei in der Gesamtwertung noch nicht abgeschrieben. Es wird also spannend."

Das ist neu in diesem Jahr - 23 Wertungsprüfungen, 51 Prozent unbekanntes Terrain

Schotter, Asphalt, Asphalt - dieser Oberflächen-Reihenfolge stellt sich die Rallye-WM-Elite am Freitag und den zwei folgenden Rallye-Tagen in Barcelona und Umgebung. Und noch mehr: Insgesamt stehen bei der 51. Ausgabe der Rallye Spanien 23 Wertungsprüfungen - sieben mehr als 2014 - mit insgesamt 331,25 Prüfungskilometern auf dem Programm. Für 51 Prozent der Route müssen die Fahrer/Beifahrer-Duos einen neuen Aufschrieb erstellen.

2014 feierte Sebastien Ogier seinen zweiten WM-Titel in Spanien, Foto: Volkswagen Motorsport
2014 feierte Sebastien Ogier seinen zweiten WM-Titel in Spanien, Foto: Volkswagen Motorsport

Eine große Bandbreite an Herausforderungen - das ist die Rallye Spanien 2015

Die Rallye Spanien bietet eine große Bandbreite an Herausforderungen für Fahrer und Beifahrer. Am Donnerstagabend wird - wie im vergangenen Jahr - die nur 3,2 Kilometer lange Wertungsprüfung "Barcelona" am Montjuïc ausgetragen. Das Gelände der Weltausstellung des Jahres 1929 und der Olympischen Sommerspiele 1992 wird zum Zuschauer-Magneten, wenn die Rallye-WM-Elite auf dem engen Parcours in der katalanischen Metropole die Rallye Spanien eröffnet. Staubig hingegen wird es am Freitag: An diesem Tag stehen die vorrangig auf Schotter zu absolvierenden Prüfungen auf dem Programm. Allesamt mit einer feinen Schotterschicht überzogen, die mit jedem World Rally Car mehr und mehr davongefegt wird. Typisch: die WP "Terra Alta" mit ihren fünf Oberflächen-Wechseln und einem zentralen Asphalt-Abschnitt. Mit 35,68 Kilometern ist sie zudem die längste WP der Rallye Spanien.

Viel Gefühl, gute Linienwahl - was bei der Rallye Spanien gebraucht wird

Nach dem kompletten Umbau der World Rally Cars auf Asphalt-Spezifikation stehen am Samstag und Sonntag insgesamt 199,45 Kilometer gegen die Uhr auf diesem Untergrund auf dem Programm. Teile der "Riudecanyes"-Prüfung aus dem vergangenen Jahr werden dieses Mal in umgekehrter Richtung bei "Duesaigües" absolviert. Deren zweiter Durchgang bildet die Powerstage, bei der für die drei besten Crews Extra-Punkte für die Fahrer- und Beifahrer-WM vergeben werden. Dank der Rallye sind die beiden Kreisverkehre, die hier durchfahren werden, in Spanien berühmt geworden. Selbstredend, dass einer davon mit einem Pflicht-Donut zu bewältigen ist. Schmale, verwundene Bergab-Passagen sind ebenfalls ein prägender Teil dieser bekannten WP. Gefragt sind bei der Rallye Spanien viel Gefühl für das Auto auf den Schotter-Abschnitten und ein gutes Gespür für die perfekte Linienwahl auf den kurvigen, verwundenen Asphalt-Strecken, die manches Mal an klassische Rennstrecken erinnern.

Die Siegesfeier 2014 in Spanien, Foto: Volkswagen Motorsport
Die Siegesfeier 2014 in Spanien, Foto: Volkswagen Motorsport

(Doppel-)Siege, Titel, Meilensteine - erfolgreiches Pflaster Spanien

Zwei Siege bei zwei Auftritten, der erste Doppelerfolg in der Geschichte des Polo R WRC und der vorzeitige Gewinn des Hersteller-Titels 2013 sowie der Fahrer- und Beifahrer-Weltmeisterschaft durch Sébastien Ogier und Julien Ingrassia im vergangenen Jahr - für Volkswagen waren die Asphalt- und Schotter-Pisten der Rallye Spanien stets ein erfolgreiches Pflaster. Im vergangenen Jahr sorgten Ogier/Ingrassia sowie Latvala/Anttila für den seinerzeit zehnten Doppelerfolg des 318 PS starken Allradlers aus Wolfsburg. Vor der diesjährigen Ausgabe der Rallye Spanien schlagen für die drei Volkswagen Fahrer-Duos insgesamt 16 Doppelsiege zu Buche.

Stimmen vor der Rallye Spanien

Sébastien Ogier: Wenn ich an die Rallye Spanien denke, fallen mir natürlich unsere Erfolge in den vergangenen beiden Jahren ein. 2014 haben Julien und ich mit dem Sieg in Spanien unseren zweiten Fahrer-Titel geholt, 2013 haben wir als Team den Hersteller-Titel für Volkswagen vorzeitig gesichert. Die Jubel-Szenen, die strahlenden Gesichter bei allen im Team - so etwas bleibt einfach im Gedächtnis hängen. Dieses Jahr wollen wir wieder einen Grund zum Feiern haben, vor allem nach der für Julien und mich enttäuschend verlaufenen Rallye Frankreich. Das wird jedoch alles andere als einfach. Über die Hälfte der Wertungsprüfungen bei der Rallye Spanien sind neu, da fangen alle bei null an. Hinzu kommt natürlich die Herausforderung mit den unterschiedlichen Oberflächen an den drei Rallye-Tagen. 2014 war es ein enges Duell zwischen Jari-Matti Latvala und mir. Ich erwarte, dass es auch dieses Mal so sein wird. Obwohl die Weltmeisterschaft entschieden ist, geben wir natürlich Vollgas. Ich denke, das zeichnet uns auch als Team aus. Alle geben 100 Prozent und jeder ist hungrig auf den Sieg.

Jari-Matti Latvala: Die Rallye Spanien gehört zu meinen Lieblingsrallyes. Im vergangenen Jahr war es ein enges Duell zwischen Sébastien Ogier und mir. Ich habe bis zum Schluss alles gegeben und die abschließende Powerstage gewonnen. Leider haben mir zum Sieg etwas mehr als elf Sekunden gefehlt. Zu Beginn der Rallye war ich noch nicht zu 100 Prozent im Schotter-Modus. Ich hatte mehr auf die Asphalt-Abstimmung hingearbeitet und damit vor allem am letzten Rallye-Tag die Wertungsprüfungen für mich entschieden. Du musst aber an den ersten Tagen in Spanien auf Schotter eingestellt sein, wenn du vorn mit dabei sein möchtest. Daraus habe ich gelernt und weiß nun, wie ich den Polo abzustimmen habe und dass ich diese Abschnitte sauberer fahren muss. Die Oberfläche der Schotterprüfungen ist relativ hart, allerdings liegt eine feine, lose Schicht darüber. Der Sieg auf Korsika hat mir auf jeden Fall eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein gegeben. Jetzt stehen noch zwei Rallyes an und ich möchte bei beiden um den Sieg kämpfen.

Andreas Mikkelsen: In diesem Jahr gibt es bei der Rallye Spanien einige neue Wertungsprüfungen. Das kommt mir entgegen. Ich mag es, mich an neue Abschnitte heranzutasten, und war auf diesen in der Vergangenheit immer schnell unterwegs. Eines ändert sich bei der Rallye Spanien allerdings nicht: Den ersten Tag fahren wir - mit Ausnahme der Barcelona-WP am Donnerstag - auf Schotter, die anderen beiden Tage auf Asphalt. Es ist immer knifflig, sich innerhalb eines Tages von Schotter auf Asphalt umzustellen. Hoffentlich werden Ola und ich schnell unseren Rhythmus finden. Im vergangenen Jahr hat mich ein Plattfuß am Samstag über zwei Minuten gekostet. Ohne ihn wäre ein Platz auf dem Podium möglich gewesen, so bin ich Siebter geworden. Ich habe die Rallye Spanien in meiner Karriere noch nicht fehlerfrei absolviert. Eine fehlerfreie Rallye ist daher auf jeden Fall mein Ziel in diesem Jahr. Darüber hinaus wäre eine Podiumsplatzierung gut, aber natürlich möchte ich auch ein Wörtchen um den Sieg mitreden. Durch Jari-Matti Latvalas Sieg auf Korsika ist der Abstand zu ihm und Platz zwei in der Gesamtwertung größer geworden. Es sind noch zwei Rallyes zu absolvieren und ich gebe natürlich nicht auf. Ich mache mir aber auch keinen unnötigen Druck, denke nicht zu viel nach und versuche, im Idealfall vor ihm ins Ziel zu kommen und ein gutes Resultat zu erzielen.