Ein Paradies für die Anhänger des perfekten Drifts: Volkswagen stellt sich in Schweden der einzigen Rallye der Saison, die komplett auf Eis und Schnee ausgetragen wird. Beim zweiten Lauf der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft starten Sébastien Ogier/Julien Ingrassia, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila und Andreas Mikkelsen/Ola Flöene mit viel Rückenwind. Die drei Volkswagen-Duos, die beim Saisonauftakt in Monte Carlo für einen historischen Dreifachsieg des Polo R WRC gesorgt hatten, eröffnen in der frisch verschneiten Gastgeber-Region Värmland die Route als Erste, Zweite und Dritte der Gesamtwertung.

Alle drei blicken auf eine stolze Bilanz bei der Rallye Schweden zurück: Ogier/Ingrassia sind neben den Rekordchampions Sébastien Loeb/Daniel Elena die einzigen Mitteleuropäer, die je in Schweden gewonnen haben - 2013 mit dem Polo R WRC, gleichzeitig der erste Triumph für Volkswagen in der WRC. Für Latvala/Anttila ist Schweden das einzige WM-Land, in dem sie bereits dreimal siegreich waren - 2008 bei ihrem allerersten Erfolg in der Rallye-WM, 2012 und zuletzt 2014 mit Volkswagen. Andreas Mikkelsen feierte 2014 zudem mit Rang zwei bei der Rallye Schweden sein erstes Podiumsresultat in der Königsklasse des Rallye-Sports.

Schweden für Volkswagen ein gutes Pflaster

"Wir haben nur die besten Erinnerungen an die Rallye Schweden und reisen jedes Jahr mit viel Vorfreude an", so Volkswagen-Motorsport-Direktor Jost Capito. "Die Rallye, bei der man als Team den allerersten Sieg gefeiert hat, vergisst man nie. 2013 war das eines unserer Highlights in der Rallye-WM mit dem Polo R WRC. Vergangenes Jahr haben wir packende Zweikämpfe um den Sieg innerhalb von Volkswagen erlebt und es war das erste Mal, dass sich unsere drei Fahrer als ebenbürtig und allesamt siegfähig präsentiert haben - inklusive unseres 'Juniors' Andreas Mikkelsen, der sich gegen Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala behauptet hat. Aber all das ist Geschichte und wir werden wieder alles geben, um auch 2015 erfolgreich zu sein. Wir sind bei der Rallye Schweden ungeschlagen. Und würden es gern bleiben."

Sébastien Ogier driftet durch Schwedens Wälder, Foto: VW Motorsport
Sébastien Ogier driftet durch Schwedens Wälder, Foto: VW Motorsport

Auch WM-Spitzenreiter Ogier schwärmt: "Keine andere Rallye wird komplett auf Eis und Schnee ausgetragen und das liebe ich. In diesem Jahr sieht es ganz danach aus, dass wir sehr gute Bedingungen haben", so der Franzose, der darauf hofft, dass es vor den Wertungsprüfungen keinen Neuschnee geben wird. "Im Vergleich zur 'Monte' kann man jedoch sagen, dass die Bedingungen bei der Rallye Schweden deutlich berechenbarer sind und für uns Fahrer längst nicht so fordernd sein werden."

Mit Power und Slides - Traumbedingungen in den Wäldern von Värmland

Welcome to Winter Thunderland: Kaum eine Rallye ist bei den Volkswagen Fahrern so beliebt wie die Rallye Schweden. Die speziellen Schweden-Spikes an den schmalen Michelin-Wettbewerbsreifen sorgen für mehr Haftung auf Eis und Schnee, als es die Crews auf Schotter gewohnt sind. Reifenlotterie wie bei der Rallye Monte Carlo? Fehlanzeige. Denn zur Wahl steht genau dieser eine Reifentyp. Die äußeren Bedingungen präsentieren sich zudem meistens besonders konstant und vermitteln den Fahrern viel Grundvertrauen in das Haftungsniveau. Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen sind zudem auf diesem Terrain zu Hause. Die besten Nachrichten vor der kommenden Rallye Schweden bringt darüber hinaus der Wetterbericht. Kurz vor der Rallye Schweden sorgten ergiebige Schneeschauer für Traumbedingungen in den Wäldern von Värmland.

Das ist ganz nach dem Geschmack von Jari-Matti Latvala: "Ich habe auf Schnee und Eis das Rallye-Fahren gelernt. Schon als Kind bin ich auf zugefrorenen Seen gedriftet und deshalb fühle ich mich auch bei der Rallye Schweden so wohl." Starke Konkurrenz sieht der Finne nicht nur in seinen Teamkollegen: "Mir ist bewusst, dass neben Sébastien auch Andreas oder Konkurrenten wie Mads Östberg um den Sieg mitfahren werden. Mit diesen Jungs ist in hier immer zu rechnen." Zuversicht strahlt Andreas Mikkelsen vor der Rallye Schweden aus: "Leute fragen mich im Moment, ob ich mit dem Polo R WRC aus dem vergangenen Jahr überhaupt siegfähig bin. Davon bin ich überzeugt und mit den richtigen Bedingungen ist mein erster Sieg durchaus realistisch," gibt sich der Norweger kämpferisch.

Jari-Matti Latvala hofft auf den Sprung ganz nach oben, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala hofft auf den Sprung ganz nach oben, Foto: Sutton

6,5 Millimeter für den maximalen Grip: die Schweden-Spikes sind Drifters Liebling

Sie sind das Bindeglied zwischen World Rally Car und der verschneit-vereisten Rallye-Piste: die neuen Michelin X-Ice North 3, die ausschließlich in Schweden zum Einsatz kommen. Kurz: die Schweden-Spikes, die frisch für 2015 weiterentwickelt wurden. Sie sind schmaler als ihre Asphalt- und Schotter-Pendants. Das Allerwichtigste ragt aber um 6,5 Millimeter aus den Profilblöcken heraus - die insgesamt 380 Spikes, die sich in Schnee und Eis sprichwörtlich festkrallen. Sie halten nicht nur Temperaturen von bis zu minus 25 Grad Celsius, sondern auch extrem hohen Geschwindigkeiten stand. Die Rallye Schweden zählt zu den WM-Läufen, deren Durchschnittstempo jenseits der 100-Kilometer-pro-Stunde-Marke liegt. 2014 bildete die WP "Rämmen" mit 117,69 km/h Schnitt die schnellste Prüfung der Rallye. Sie wird 2015 am Samstag als zwölfte und 16. Wertungsprüfung erneut ausgetragen.

Ausflug nach Norwegen, Heimspiel für Andreas Mikkelsen

Die Rallye Schweden 2014 war sein endgültiger Durchbruch in der Rallye-WM: Andreas Mikkelsen geht mit großen Ambitionen sein Heimspiel an - frenetische Anfeuerungen durch seine Fans inklusive. Die Route führt aus der Region Värmland am Freitag bereits im Rallye-Tempo über die Grenze nach Norwegen - dem Heimatland des 25-Jährigen. Hier stellen sich die Rallye-WM-Asse vornehmlich Neuland: Die WP "Röjden", die die Teilnehmer nach Norwegen nehmen, wurde zuletzt im Jahr 2011 in umgekehrter Richtung gefahren und stellt deshalb für die Fahrer und Beifahrer ein Novum dar.

Auch die Sonderprüfung "Finnskogen" wird als neu bewertet - sie gleicht nur teilweise jener WP gleichen Namens aus dem Vorjahr und wird ebenfalls in umgekehrter Richtung absolviert. Allein "Kirkenaer", ebenfalls jenseits der Grenze ausgetragen und die mit seinen aufgetürmten Schneewällen und Tausenden von Zuschauern größte Fan-Arena der Rallye-WM, ist nahezu mit der Ausgabe des Vorjahres identisch.

Auf Bewährtes dagegen treffen die Fahrer in Schweden: Die Prüfungen am Samstag und Sonntag werden nahezu unverändert zum Vorjahr ausgetragen. Und das ist gut so: "Fredriksberg", "Rämmen", der "Hagfors Sprint", "Lesjöfors" und "Värmullsaasen" sind wahre Klassiker und bilden das Rückgrat der Rallye Schweden. Eine Wertungsprüfung sticht jedoch stets hervor und ohne sie ist die Rallye Schweden undenkbar: "Vargaasen" mit der berühmt-berüchtigten Sprungkuppe "Colin's Crest". Hier werden die besten Flugeinlagen mit dem "Colin's Crest Award" belohnt - benannt ist die Trophäe nach dem stets wagemutigen Colin McRae. Rekordhalter seit 2014: Weltmeister Sébastien Ogier mit 41 Metern.