"Das war ein wirklich guter Tag, ich finde keine anderen Worte dafür. Ich hätte niemals erwartet, heute in dieser Position zu sein", konnte Sebastien Ogier seine Führung von 36.6 Sekunden in Spanien kaum fassen. Der Weltmeister machte den ganzen Tag Druck und überzeugte vor allem auf Terra Alta. Die Schotter-Prüfung wird durch Asphalt-Abschnitte zur Herausforderung und ging zwei Mal deutlich an den VW-Piloten.

Deshalb gefiel es Ogier nicht, dass er immer wieder auf seinen Vorteil der ersten Startposition und damit des fehlenden Staubs angesprochen wurde. "Ich habe wirklich hart gepusht und ich möchte, dass diese Leistung auch anerkannt wird", sagte er bestimmt. "Dank des Staubs am Vormittag war mein Nachteil als Erster auf der Strecke nicht so groß, aber am Nachmittag hatten wir keinen Staub mehr, das gilt auch für die Asphalt-Bereiche am Vormittag - und dort haben wir den Unterschied gemacht."

Einen kleinen Schockmoment lieferte Ogier seinen Fans allerdings doch noch: Kurz nach der Ziellinie der finalen Prüfung drehte sich der Weltmeister. Für Ogier aber eher witzig als problematisch. "Ich war nicht von der Strecke. Ich hatte einen kleinen Dreher bei rund fünf km/h, weil ich ein bisschen von den Spuren auf der Straße abgelenkt war", lachte der Weltmeister.

Sebastien Ogier hat 36.6 Sekunden Vorsprung, Foto: Volkswagen Motorsport
Sebastien Ogier hat 36.6 Sekunden Vorsprung, Foto: Volkswagen Motorsport

Nach nur einem Tag auf Schotter warten nun zwei Etappen auf Asphalt. Eine willkommene Wiedergutmachung für Ogier, da er in Frankreich nie eine wirkliche Chance hatte, seine Leistung zu zeigen. "Ich musste einfach zusehen, wie andere um den Sieg kämpften, umso hungriger war ich auf diese Rallye", erklärte er. Besonders für die Asphalt-Tage habe er während der Testfahrten ein sehr gutes Setup erarbeitet und blickt voller Optimismus in die kommenden Herausforderungen. Dennoch ist sich Ogier der lauernden Gefahren bewusst. "Morgen warten sehr lange Prüfungen und hohe Temperaturen auf uns. Das könnte hart für die Reifen werden."

Latvala gibt die Hoffnung nicht auf

Genau darauf baut Jari-Matti Latvala all seine verbliebenen Hoffnungen im Kampf um den Sieg in Spanien und damit auch die Vertagung der WM-Entscheidung. "Wir haben morgen eine 50-Kilometer-Prüfung und zudem noch eine 26-Kilometer-Prüfung. Es könnte problematisch mit dem Reifenverschleiß werden", erklärte der Finne auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Vielleicht habe ich noch eine kleine Chance. Wir müssen weiterkämpfen."

Insgesamt erlebte der Finne einen frustrierenden Tag. Von Prüfung zu Prüfung büßte er mehr auf seinen Teamkollegen Ogier ein und sah den Titel in weite Ferne rücken. Bei den kommenden Testfahrten will Latvala nun hart an seinen Fähigkeiten auf Schotter arbeiten, zumal selbst eine Setup-Änderung für den Nachmittag nur geringe Fortschritte brachte. "Ich kämpfe immer noch mit dem Bremsen und dem Reifenverschleiß. Der Fahrer im Auto muss einfach besser werden", erklärte Latvala mit einem gequälten Grinsen.

Andreas Mikkelsen will seinen sechsten Podestplatz, Foto: Sutton
Andreas Mikkelsen will seinen sechsten Podestplatz, Foto: Sutton

Mikkelsen hadert mit den Bedingungen

Wie viele andere Fahrer hatte auch Andreas Mikkelsen speziell am Vormittag mit dem aufgewirbelten Staub zu kämpfen. Durch den fehlenden Wind und nur drei Minuten Startabstand zwischen den einzelnen Piloten war die Sicht deutlich eingeschränkt. "Wir haben sogar so wenig gesehen, dass wir an manchen Stellen gar nicht wussten, ob wir in der Mitte, rechts oder links auf der Straße fuhren", schilderte der Norweger die schwierigen Bedingungen.

Ohne Fehler beendete er den Tag aber auf dem vierten Rang - denkbar knapp hinter dem Podest. Lediglich 0,1 Sekunden trennen Mikkelsen von seinem Landsmann Mads Östberg und dem anvisierten sechsten Podestplatz der Saison.