Die Spitze gehört in Griechenland einem Piloten, mit dem die wenigsten gerechnet hatten - am wenigsten vielleicht er selbst. Nach zwei Nachtprüfungen am Freitagabend führt Evgeny Novikov mit seinem Ford Fiesta das Feld deutlich an. 30,3 Sekunden trennen den Russen von seinem ersten Verfolger Dani Sordo, der alleine die Citroen-Flaggen hochhält. Als letzte verbliebene Chance für VW komplettiert Jari-Matti Latvala das Podest.
Der Kampf um die Spitze
39,1 Sekunden trennen Rallye-Leader Novikov nach rund 70 Kilometern vom Drittplatzierten Latvala. Dass er nun Lunte gerochen hat, machen zwei Bestzeiten in der Nacht deutlich. "Alles hat recht gut funktioniert und ich habe diesmal keine Fehler gemacht", freute sich Novikov über seine unverhoffte Führung. Diese ist ihm aber bei Weitem noch nicht sicher, denn Dani Sordo lauert. "In dieser Prüfung habe ich es langsamer angehen lassen und dadurch Zeit verloren. Dennoch bin ich froh, dass wir ohne ein Problem hier stehen", erklärte der Spanier.
Richtig Spaß hatte Latvala. Nur 2,8 Sekunden hinter Novikov - bei deutlich schlechterer Startposition - können als kleine Kampfansage gewertet werden. "Die Fahrt in der Dunkelheit machte Spaß und der Staub stellte keinerlei Problem dar", erklärte der Finne. Zwar hatte er kleine Schwierigkeiten mit Untersteuern, aber auch das konnte seine Fahrfreude nicht trüben.
Wenn die Lichter ausgehen
Während Latvala in der Dunkelheit Spaß hatte, hatte Teamkollege Andreas Mikkelsen eher Stress. Bei seinem Versuch, Thierry Neuville von P4 zu verdrängen, machte ihm das Anzeigelicht für den Gangwechsel Schwierigkeiten, denn es quittierte den Dienst. "Ich hatte manchmal Probleme, es zu sehen - es ist ein Kampf, wenn man nicht weiß, in welchem Gang man ist", erklärte ein erschöpfter Norweger. Ein bisschen Durchatmen kann er allerdings, denn Nasser Al-Attiyah, Martin Prokop und Khalid Al-Qassimi liegen bereits mit einem kleinen Abstand auf den folgenden Plätzen.
Die Dramen an Tag eins
Sebastien Ogier, Mikko Hirvonen und Mads Östberg waren die Namen, die als potenzielle Sieganwärter genannt wurden. Bereits in der ersten Prüfung schlugen die griechischen Götter aber unbarmherzig zu. Sebastien Ogier erlitt einen Reifenschaden und blieb wenig später durch fehlenden Benzindruck seines VW Polo R WRC stehen. "Morgen geht es unter Rally2 weiter - die Rallye Griechenland ist noch nicht vorbei", gab sich der WM-Führende dennoch kämpferisch.
Mehr verzweifelt als kämpferisch war Hirvonen. Durch ein Problem mit der Lenkung ließ der Citroen-Mann bereits auf Kineta - Pissia rund sechs Minuten liegen - Rang 13 war das Resultat. Beim verzweifelten Versuch, sich wieder näher heranzuarbeiten der nächste Fehler, diesmal vom Finnen selbst. Im Asphaltbereich der zweiten Prüfung traf er auf der Außenseite einer Kurve einen Wall, das Auto stieg auf und er war auf zwei Rädern unterwegs. Trotz knapp verhindertem Überschlag fuhr der Citroen-Mann noch eine Zeit von 18:08.6 Minuten - drittschnellste Zeit.
Das würde Östberg auch gerne von sich behaupten. Nachdem er auf WP1 ein Rad und gleichzeitig rund drei Minuten verlor, lief es in der griechischen Nacht nicht besser. "Es war schwierig, ich konnte einfach keinen Rhythmus finden", erklärte der Ford-Pilot, der nach dem Problem auf WP1 immer noch enttäuscht war, obwohl er auf Rang neun sogar wieder in den Punkte angekommen ist.
Kubica für in der WRC2
Eine kleine Sensation bahnt sich in Griechenland an. Bei seiner zweiten WRC2-Rallye liegt Robert Kubica an der Spitze. Mit zwei Top-10-Zeiten belegt er momentan den zehnten Rang im Gesamtklassement und hat 38,2 Sekunden Vorsprung auf seinen ersten Verfolger - trotz eines großen Patzers. "Wir drehten uns. Ich kam von der Linie ab und konnte das Auto nicht mehr halten", schilderte der Pole im Anschluss.
Ergebnis nach zwei Prüfungen:
1. Evgeny Novikov, Ford 50:59.3
2. Dani Sordo, Citroen +30.3
3. Jari-Matti Latvala, Volkswagen +39.1
4. Thierry Neuville, Ford +51.1
5. Andreas Mikkelsen, Volkswagen +1:14.6
6. Nasser Al-Attiyah, Ford +1:32.9
7. Martin Prokop, Ford +2:34.3
8. Khalid Al-Qassimi, Citroen +3:22.4
9. Mads Östberg, Ford +3:30.1
10. Robert Kubica, Citroen +4:17.3
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