Ogier selbst von Grippe nicht zu stoppen: "Diese Rallye war sehr komisch für uns, da ich am Montag noch nicht einmal wusste, ob ich starten kann, weil ich mich so kaputt fühlte", gestand Ogier unmittelbar nach der Zieldurchfahrt in Portugal. Tatsächlich war dem WM-Leader an allen Tagen deutlich anzumerken, dass er körperlich nicht ganz auf der Höhe war. Immer wieder fehlte es an Energie und die Interviews fielen oftmals kürzer als gewohnt aus. Kein Wunder, hatte Ogier auch die letzten beiden Wochen Antibiotikum geschluckt und dementsprechend nicht trainiert.
Aber stoppen kann so ein grippaler Infekt den Franzosen nicht. Knapp eine Minute nahm er in den drei Tagen dem zweitplatzierten Hirvonen ab. Stellt sich nur die Frage, wer ernsthaft noch daran zweifelt, dass ein fitter Ogier in diesem Jahr seinen Namensvetter Loeb an der WM-Spitze ablösen kann. Die einzige Unbekannte ist noch, ob er auf lange Sicht die Rekorde des Meisters egalisieren oder sogar schlagen kann.
Volkswagen löscht alle Fragezeichen aus: Ob nach Rang zwei in Monte Carlo, dem Sieg in Schweden oder dem Erfolg in Mexiko; jedes Mal hieß es von Volkswagen: "Wir müssen noch abwarten. Das waren alles sehr spezielle Rallyes, erst Portugal wird den Aufschluss geben, wo wir wirklich stehen." Dieser Aufschluss ist mehr als eindeutig ausgefallen: Platz eins und drei in der Gesamtwertung und acht Bestzeiten sprechen eine deutliche Sprache. Auch in Europa führt der Weg zum Sieg nur über VW.
Gleichzeitig zeigte der Polo in Portugal erstmals Schwächen. Auf WP12 funktionierte Ogiers Kupplung nicht mehr richtig und er büßte rund 30 Sekunden ein. Noch schlimmer bei Latvala: Seine Kraftübertragung streikte und damit war der Heckantrieb auf WP12 und WP13 Geschichte. Umso beeindruckender gleichzeitig, dass das Team beide Probleme beheben konnte und sowohl Ogier als auch Latvala in der Power Stage noch Punkte ergatterten.
Die verschenkten Siege: Ogier dominiert alles nach Belieben. Das liegt aber auch daran, dass es ihm seine Gegner ein ums andere Mal leicht machen. Mads Östberg lag mit seinem Ford in Führung, als er am Freitag einen Salto von der Strecke machte - weil er eine Pacenote falsch verstanden hatte. "Diesmal hatte ich ein perfektes Auto und ich habe es versaut", war der Norweger sauer auf sich selbst. Allerdings hatte er wirklich Glück im Unglück. Der Fiesta rollte über eine Baumreihe und kam erst auf einer tiefergelegenen Straße auf dem Dach zum Stehen. Wäre der Wagen weitergerollt, hätte Östberg einen ähnlichen Moment wie Jari-Matti Latvala 2009 in Portugal erleben können, als er sich 17 Mal einen Berg abwärts überschlug.
Viel bitterer vielleicht noch der Ausfall von Dani Sordo. Der Citroen-Mann bestritt in Portugal bereits seine 101. Rallye in der WRC - so nah am Sieg war er aber selten. Die schnellste Zeit im Qualifying und am Samstagmorgen nur 4,4 Sekunden hinter Leader Ogier. Er wollte Druck machen, doch vor lauter Eifer hörte er nicht aufmerksam zu, was ihm sein Beifahrer sagte und knallte gegen einen Baum. "Alles lief perfekt bis zu diesem Punkt. Ich fühlte mich fantastisch im Auto, tatsächlich fühlte ich mich auf Schotter bisher noch nie so gut", war Sordo tieftraurig. Bleibt nur zu hoffen, dass seine 102. Rallye mehr Glück, aber das gleiche Gefühl im Citroen mit sich bringt.
Hirvonen enttäuscht erneut: Eigentlich kann man bei einem zweiten Platz nicht von Enttäuschung sprechen, denn schließlich war Hirvonen auch in Portugal - wie übrigens auch in der WM-Wertung - der zweitbeste Pilot der Welt. Aber das kann nicht der Anspruch des erfahrensten Mannes im Feld sein. Dass der Citroen deutlich mehr hergegeben hätte, zeigte Dani Sordo mit seinem Sieg im Qualifying und Rang zwei bis zu seinem Ausfall.
Da ist es wieder, das Wort Ausfall. Das passiert Hirvonen selten bis nie, denn Konstanz ist seine Stärke, wie er bereits im Interview mit Motorsport-Magazin.com erklärte. Mit Konstanz wird er aber wohl nie Weltmeister, sondern bleibt - eben konstant - immer die zweite Geige in der WRC. Zwar spricht Hirvonen immer wieder davon, dass die WM noch lange nicht entschieden ist, aber langsam gehen dem Finnen die Gelegenheiten aus, Ogier auch irgendwann einmal zu schlagen und in der WM aufzuholen.
Kubica beeindruckt bei seiner ersten WRC2-Rallye: Am Ende des Tages steht für Robert Kubica der 20. Gesamtrang bei der Rallye Portugal zu Buche. Die WRC2-Wertung schloss der Pole sogar als Sechster ab - nach zwei Ausfällen und bei seiner ersten Rallye! Bei seinem ersten Ausfall am Freitag gingen dem Citroen-Piloten schlicht die Ersatzreifen aus, weil er zu viele Reifenschäden erlitt und auf der Verbindungsetappe war schließlich Schluss.
Das Problem war der Samstag. Das speziell durch seine Handverletzung für Kubica konstruierte Schaltsystem gab nach einem Hydraulikdefekt den Geist auf und der Pole musste manuell - mit der rechten, verletzten Hand - schalten. "Das Getriebe streikte und ich musste den Rest der Prüfungen mit einer Hand fahren", erklärte der ehemalige Formel-1-Pilot. Schlecht geschlagen hat sich der Citroen-Mann aber nicht. Auf zwei WPs gelang ihm die 13. schnellste Zeit, im Durschnitt platziert er sich auf Rang 16. Für einen Piloten, der jahrelang beinahe ausschließlich auf Rundkursen unterwegs war und vor Portugal lediglich ein paar Testtage auf Schotter absolvierte, kein schlechtes Ergebnis.
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