Für Audi endete in einem bis zur letzten Sekunden spannenden Qualifying im siebten Lauf zur WEC in China eine Serie: Seit Mai war der Audi R18 e-tron quattro im Zeittraining ungeschlagen. Nun steht es im Kampf mit Herausforderer Toyota 5:2 für Audi.

Die Startnummer eins war im Zeittraining in Shanghai klar der schnellere der beiden Audi-Hybridsportwagen. Marcel Fässler begann das Zeittraining. Er erreichte im Mittel seiner beiden schnellsten Runden den zweitbesten Wert mit 0,432 Sekunden Rückstand auf Toyota-Pilot Alexander Wurz. In seiner schnellsten Runde war er sogar 261 Tausendstel schneller als der Qualifying-Rundenrekord aus dem Vorjahr. Als Benoît Tréluyer auf Fässler folgte, verringerte der Franzose den Abstand zur Spitze im Schnitt seiner ersten beiden Runden auf 0,217 Sekunden.

Da Tréluyer in seinem ersten Anlauf im Verkehr zurückstecken musste, kam er an die Box, um nachzutanken und einen weiteren Anlauf auf den gebrauchten Reifen zu starten. Tatsächlich gelang ihm dabei am Ende in einer Zeit von 1:48,091 Minuten seine persönlich beste Runde. So verringerte der Vorjahres-Weltmeister seinen Rückstand auf den Toyota Nummer sieben bis auf 0,089 Sekunden und verpasste mit seinen Teamkollegen Startplatz eins denkbar knapp. Damit geht eine Serie von fünf WEC-Trainingsbestzeiten in Folge für Audi zu Ende.

Im Audi R18 e-tron quattro Startnummer zwei erreichten Allan McNish und Tom Kristensen im Mittel der vier schnellsten Zeiten einen Wert von 1:49,173 Minuten. So starten die Tabellenführer neben dem Toyota Nummer acht aus der zweiten Reihe. Die Ausgangspositionen sind beim Sechs-Stunden-Rennen in der chinesischen Metropole jedoch eher zweitrangig. Auf dem rauen Asphaltbelag und in den engen Kurvenkombinationen geht es darum, sich das Rennen taktisch einzuteilen und reifenschonend zu agieren, denn am Samstag werden Temperaturen von deutlich über 20 Grad Celsius erwartet.

Stimmen aus dem Audi-Lager

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): "Wir wussten, dass das Qualifying hier für uns sehr hart würde, weil uns die Strecke nicht besonders liegt. Aber wir haben gezeigt, dass wir wirklich bis zum Schluss kämpfen. Ben hat am Ende noch eine tolle Runde gezeigt. Die Voraussetzungen für das Rennen sind schwierig: Wir haben keinen Vorteil in Sachen Rundenzeit und noch dazu einen Nachteil wegen des kleineren Tankvolumens. Aber sechs Stunden sind lang, und die ganze Mannschaft wird alles dafür geben, um ein gutes Ergebnis einzufahren."

Chris Reinke (Leiter LMP): "Wir haben ein spannendes Qualifying gesehen, in dem wir bis zum Schluss alles versucht haben. Die Charakteristik der Strecke hier in Shanghai ist für uns eine der schwierigsten der ganzen Saison, und wir sind trotzdem auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Das ist für uns die Bestätigung einer guten Vorbereitung. Für das Rennen erwarten wir einen harten Kampf um den Sieg."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor): "Das war ein interessantes Qualifying. Der Toyota hat zunächst eine starke Zeit vorgelegt. Ben war sehr stark, hatte aber ein bisschen Pech mit dem Verkehr und musste noch einmal an die Box, um ein wenig Sprit zu holen. Glückwunsch an Toyota, die jetzt erst einmal vorne stehen. Aber wir werden ihnen morgen einen guten Kampf bieten. Bei unserer Startnummer zwei lief es nicht so rund, das müssen wir uns jetzt genauer anschauen. Jetzt bereiten wir die beiden Autos perfekt für das Rennen vor."

Marcel Fässler (#1): "Fast hätten wir die Pole geholt, es hat nur ganz wenig gefehlt. Ben ist toll gefahren, das ganze Team hat das Auto super vorbereitet. Ich wollte vielleicht ein wenig zu viel auf meinen schnellen Runden, aber trotzdem haben wir eine gute Ausgangsposition für das Rennen."

André Lotterer (#1): "Das war ein schönes Qualifying, in dem wir bis zum Ende gekämpft haben. Ben hat das toll gemacht, auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat. Er kam in seiner zweiten schnellen Runde ein bisschen in den Verkehr. Es war knapp, aber auch so schauen wir optimistisch aufs Rennen."

Benoît Tréluyer (#1): "Das war ein enges Qualifying und ein schöner Kampf mit Toyota. Wir haben uns heute eine gute Abstimmung erbarbeitet, was uns sehr geholfen hat. Ich geriet zweimal in den Verkehr auf meinen schnellen Runden, aber das gehört zum Spiel dazu. Wir haben ein gutes Auto für das Rennen morgen."

Loïc Duval (#2): "Ich hatte wenig zu tun heute Nachmittag, aber es hat trotzdem Spaß gemacht, den Jungs beim Kampf um die Pole zuzuschauen. Gratulation an Toyota, aber auch unser vierter Startplatz ist für ein so langes Rennen völlig in Ordnung. Natürlich würden wir lieber weiter vorne stehen, aber Dinge wie dichter Verkehr gehört zu einem Qualifying in der WEC dazu. Glückwunsch an Toyota, aber auch an unser Schwesterauto."

Tom Kristensen (#2): "Ich bin mit dem Qualifying nicht zufrieden. Ich hatte auf meinen drei Runden immer viel Verkehr. Aber jetzt blicken wir auf morgen: In den Trainingssitzungen haben wir uns einige Dinge erarbeitet, die uns im Rennen helfen sollten. Darauf haben wir uns hauptsächlich konzentriert."

Allan McNish (#2): "Das war ein ganz schön schwieriges Qualifying. Unser zweites Training lief nicht optimal, weshalb wir nicht ideal auf das Zeittraining vorbereitet waren. Auf eine Runde gesehen ist das Auto sehr schnell. Aber unser größtes Thema ist, die Reifen über die Distanz gut zu behandeln."