Der FIA-Sportwagen-Weltmeisterschaft steht eine Reise in fremde Gefilde bevor - das Ziel: Brasilien. Im Königreich von Samba, Fußball und Bohneneintopf wird der nunmehr fünfte Auftritt der neuen Welttournee des Langstrecken-Rennsports steigen. Der Automobilklub des Westens wagt sich allerdings nicht zum ersten Mal an die lateinamerikanische Atlantikküste; bereits im Jahr 2007 unternahm der französische Verband einen ersten Versuch, das Gepräge seiner Le-Mans-Serien auch in Brasilien zu versprühen.

Rollten damals gerade einmal 23 Boliden im Autódromo José Carlos Pace an den Start, werden es am nächsten Wochenende immerhin deren 28 sein. Die Hauptvermittler der Sarthe'schen Sportwagen-Botschaft: Audi und Toyota. Die beiden Werke aus Ingolstadt sowie Köln-Marsdorf treten jedoch in erster Linie an, um sich gegenseitig zu überbieten. Während die "Herren der Ringe" zuletzt von Sebring bis Silverstone die Welt der Sportwagen dominierten, blieb den fernöstlichen Neulingen ausschließlich das Nachsehen.

Nakajima nicht dabei

In São Paulo wird das Toyota-Team jedoch einen neuen Anlauf starten, Audi die Spitzenposition abspenstig zu machen. Die Stammfahrer Nicolas Lapierre und Alexander Wurz werden dabei jedoch ohne die Hilfe ihres Kollegens Kazuki Nakajima auskommen müssen - der ehemalige Grand-Prix-Starter wird durch einen Einsatz im japanischen Super-GT-Championat verhindert sein. Wie schon beim jüngsten Saisondurchgang in England wird Audi den Deutsch-Asiaten mit einem Zwei-Wagen-Gespann gegenübertreten.

Die zweifachen Le-Mans-Gewinner André Lotterer, Benoît Tréluyer und Marcel Fässler sind gewillt, ihren Siegeslauf fortzusetzen, um so ihre Führung in der Fahrerwertung weiter auszubauen. Während sie sich das Cockpit des hybridgetriebenen R18 e-tron quattro mit der Startnummer eins teilen werden, ist die herkömmliche ultra-Variante des Selbstzünders aus Ingolstadt neuerlich den Ur-Audianern Tom Kristensen und Allan McNish vorbehalten. Indes wird das Feld der LMP1-Kategorie von JRM, Strakka (beide HPD) und Rebellion Racing (Lola-Toyota) aufgestockt.

Enger Titelkampf in den Klassen

Zwar haben sich die Mannen von Audi bereits zu den Weltmeistern der Herstellerwertung gekrönt, doch weitere Titel-Entscheidungen sind bisweilen nicht gefallen. Spannung herrscht besonders in den heißumkämpften Klassen LMP2 und GTE-Am. Erstgenannte wird gegenwärtig von Starworks Motorsports angeführt. Die US-Boys liegen nur zwölf Zähler vor ADR-Delta, den Zweitplatzieren der "kleinen" Prototypen. Derweil hält Larbre Compétition die Führung in der Amateurfahrerwertung des Gran-Turismo-Segments inne.

Bestimmt momentan das GT-Geschehen: AF Corse, Foto: FIA WEC
Bestimmt momentan das GT-Geschehen: AF Corse, Foto: FIA WEC

Die französische Corvette-Crew wähnt sich eines 27-Punkte-Vorsprungs auf ihre ärgsten Verfolger; in der GTE-Pro haben die Spitzenreiter bereits ein weitaus komfortableres Polster aufgebaut. AF Corse (Ferrari) liegt hier nunmehr 55 Punkte vor Aston Martin Racing und weitere vier vor dem Porsche 911 GT3 RSR von Marc Lieb und Richard Lietz (Felbermayr-Proton). Die deutsche Elfer-Truppe droht, bei einem schlechten Abschneiden auf der 4,309 Kilometer langen Strecke von Interlagos bereits den Anschluss an die WM-Spitze zu verlieren.

Jedoch kann die Felbermayr-Equipe im Vergleich zu vielen anderen bereits auf Erfahrungen in São Paulo zurückgreifen. Schon 2007 trat man mit drei Porsche-Boliden in Brasilien an - die Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit und das Fahren gegen den Uhrzeigersinn ist den Blauen ergo nicht unbekannt. Generell lässt der anspruchsvolle 15-Kurven-Kurs mit seiner Mischung aus langen Vollgaspassagen und einem selektiven Mittelteil ein unterhaltsames Sechs-Stunden-Rennen erwarten.