Zweimal kostete ein Kupplungsproblem beim Boxenstopp Antonio Pizzonia eine deutlich bessere Platzierung in den Superleague-Rennen am Nürburgring, doch der ehemalige Formel-1-Fahrer war bei seinem ersten Auftritt für Corinthians Sao Paulo nicht unzufrieden, wie er im Exklusiv-Interview mit dem adrivo Motorsport Magazin bestätigte.

Dein erster Auftritt in der Superleague-Formular - was ist dein Eindruck?
Antonio Pizzonia: Grundsätzlich macht das hier viel Spaß - und ich war ja auch auf Anhieb schnell, Dritter im Qualifying, obwohl ich hier am Samstagvormittag zum ersten Mal überhaupt im Auto saß. Und auch in den Rennen war ich ja sehr schnell - wenn wir jetzt noch die Kinderkrankheiten, vor allem diesen Kupplungsärger, in den Griff kriegen, ist das alles ganz viel versprechend.

Du kennst Formel-Autos aus fast allen Kategorien - wie fühlt sich das hier an?
Antonio Pizzonia: Für mich liegt das Auto vom Fahrgefühl her irgendwo zwischen den ChampCars und der Formel 1. Es ist halt verhältnismäßig groß und schwer, dadurch reagiert es deutlich träger als ein Formel-1-Auto, andererseits sind die Aerodynamik, die Bremsen und die Reifen viel besser als bei den ChampCars. Und in den Motoren steckt sicherlich auch noch eine Menge Potenzial. Im Moment sind sie ja gedrosselt, damit sie länger halten, aber ich denke, da ließe sich noch einiges rausholen. Für mich war der größte Unterschied zu allem anderen das Gewicht - ich bin noch nie ein so schweres Auto gefahren.

Pizzonia sitzt in der Superleague wieder in einem Monoposto., Foto: Superleague Formula
Pizzonia sitzt in der Superleague wieder in einem Monoposto., Foto: Superleague Formula

Was hast Du eigentlich in der Zwischenzeit gemacht, seitdem du nicht mehr Formel 1 fährst?
Antonio Pizzonia: Ich bin eine Zeitlang ein paar Rennen in der ChampCar-Serie gefahren, dann habe ich ja noch mal die GP2 mit Fischella versucht, was schief ging - heute klage ich gegen die... Dann in der brasilianischen Stock-Car-Meisterschaft, die ziemlich hochklassig ist, in der man auch ganz gut Geld verdienen kann. Ich verdiene da jetzt im Prinzip mehr als in meiner Formel-1-Zeit. Aber das Superleague-Angebot war auch toll, deswegen habe ich an diesem Wochenende ja sogar ein Stock-Car-Rennen in Brasilien ausgelassen.

Heißt das, Du könntest Dir für 2009 auch eine Zukunft nur in der Superleague vorstellen?
Antonio Pizzonia: Wenn sich die Serie gut entwickelt, dann bleibe ich vielleicht wirklich nur hier. Denn es macht mir einfach eine Menge Spaß, wieder ein Formel-Auto zu fahren. Sicher, bei den Stock-Cars sind die Rennen an sich gut, es wird viel überholt, aber die Autos kann man halt nicht mit einem Monoposto vergleichen. Und ich bin immer noch sehr gut drauf, körperlich und mental, ich bin absolut fit, diese Rückkehr hier hat mir das auch bewiesen.

Wie siehst du heute mit einer gewissen Distanz die Formel 1?
Antonio Pizzonia: Ich glaube, die Formel 1 ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden, weil heute mehr als ein Team gewinnen kann. Die letzten zwei, drei Weltmeisterschaften waren sehr umkämpft, das war toll.

Für Dich siehst Du aber keinen Weg zurück?
Antonio Pizzonia: Es gibt keine Pläne - aber wer weiß, vielleicht kann das hier ein Schritt wieder in die Richtung sein, aber es ist kein echtes Ziel mehr. Grundsätzlich ist mein Ziel heute, dort zu fahren, wo ich Rennen gewinnen und gleichzeitig Geld verdienen kann.

Wer ist dein WM-Favorit 2008?
Antonio Pizzonia: Ich hoffe natürlich, dass mein Landsmann Felipe Massa den Titel holt.

Die Superleague meint es gut mit Pizzonia., Foto: Superleague Formula
Die Superleague meint es gut mit Pizzonia., Foto: Superleague Formula

Und was hälst Du von den jungen brasilianischen Fahrern?
Antonio Pizzonia: Ich denke, Bruno Senna und Lucas di Grassi sind sehr gut, haben das Potenzial, ihren Weg auch in der Formel 1 zu machen. Was mich ein bisschen beunruhigt, ist, dass dahinter anscheinend gar nichts mehr kommt. Das ist natürlich auch durch die allgemeine wirtschaftliche Situation bedingt, aber für diese Generation, die da kommen müsste, sehe ich ein bisschen schwarz...

Du fährst hier für Corinthians - bist du eigentlich auch ein Fan von dem Club?
Antonio Pizzonia: [lacht] Nein, eigentlich nicht. Ehrlich gesagt bin ich ein Fan des FC Sao Paulo.

Das ist ja fast, wie wenn in Deutschland ein Fan von 1860 München für die Bayern fahren würde. Weiß denn das der Corinthians-Präsident?
Antonio Pizzonia: Ja, und die Presse in Brasilien weiß es auch, und die lästern da auch immer ein bisschen. Aber ich bin Profi, vertrete meinen Namen, meine Karriere genauso vie den Verein - das ist kein Problem.