Chaz Davies war in Imola auf einem anderen Stern. Und das nicht nur in den Rennen, bereits seit dem ersten Training am Freitag hatte der Ducati-Pilot das Fahrerfeld inklusive beiden Kawasaki-Piloten fest im Griff. Am Samstag und Sonntag gelang Davies dann der Triumph für Arbeitgeber Ducati im eigenen Vorgarten: nicht einer, sondern gleich zwei Siege brachte der Waliser nach Borgo Panigale. Motorsport-Magazin.com hat sich das Erfolgswochenende Davies' angesehen.

Die rote Dominanz begann bereits am Freitagmorgen. Mit einer Bestzeit von 1:47.441 lag Davies im ersten Training nur 0.502 Sekunden vor Verfolger Leon Camier. Bedenklich für die anderen Piloten sollte die Rundenzahl sein, in der Davies seine besten Sektorenzeiten fuhr. In Runde 16 von 24 ging er im FP1 das letzte Mal in die Box, seine besten Sektorenzeiten fuhr der Ducati-Pilot in Runde 20 und 24. In der letzten Runde toppte Davies sogar noch die allgemeine Bestzeit mit seiner 1:47.441. Soviel Konstanz und Schnelligkeit auch mit abgefahrenen Reifen hätte allen anderen Fahrern zu denken geben müssen. Dementsprechend fiel das Urteil des Meisters selbst aus: "Ich habe mich seit der ersten Runde wohl auf dem Bike gefühlt und konnte gleich viel konkurrenzfähiger sein als letztes Jahr auf dieser Strecke", erklärt Davies. "Am Nachmittag haben wir am Getriebe gearbeitet und konnten uns da weiter verbessern. Deshalb haben wir unsere Longruns auch konstant über die Runden bringen können. Ich habe zwei verschiedene Hinterrad-Optionen probiert und beide haben funktioniert."

Im FP2 lief es ebenso, seine eigene Bestzeit schlug Davies hier nochmals um 0.427 Sekunden. Zwei der fünf Sektorenbestzeiten fuhr der WM-Zweite erneut spät in der Session, in der vorletzten Runde. Doch nicht nur Davies drehte auf, sondern auch die Konkurrenz schlief nicht. Haupt-Verfolger am Freitagnachmittag war Kawasaki-Pilot Tom Sykes. Aber der biss sich trotz besserer Rundenzeit als Camier die Zähne an Davies aus. Der Vorsprung schmolz so von 0.502 auf immerhin 0.333 Sekunden. Trotzdem gab sich der Ducati-Pilot am Ende des Tages bescheiden: "Für einen Freitag ist mein Ergebnis in Ordnung."

Samstag: Strike Nummer eins

Was am Samstag "in Ordnung" war, wurde bei Ducati am Samstag ausgebaut und zum ersten Mal in einen Sieg verwandelt. Im dritten Freien Training verbesserte sich Davies erneut und fuhr zum ersten Mal in die 1:46er Zeiten. Im Gegensatz zur Konkurrenz, die in den mittigen 1:47er Zeiten lag. In der zweiten Superpole-Session wurde er nochmals schneller, aus der 1:46 wurde eine 1:45.598. Damit war die Konkurrenz ausgeschaltet, Qualifying-Zweiter Davide Giugliano kam mit 0.457 Sekunden Rückstand auf Davies nicht aus den 1:46er-Zeiten heraus. Von den Kawasaki-Piloten nicht zu reden, die nur auf den Rängen drei und vier landeten. Mit der Pace aus den ersten Trainingssessions war bereits abzusehen, dass Davies in Rennen Nummer eins ein harter Brocken werden würde.

Nicht anders kam es dann im Rennen. Nach dem chaotischen Start lag Davies bereits in der ersten Kurve in Führung und versuchte, zu entwischen. Den Trend aus dem FP1, seine besten Sektorenzeiten zum Ende zu fahren, behielt der Waliser zwar nicht bei, profitierte aber von den Problemen Reas. Dieser machte zur Rennmitte nicht nur einen selbstverschuldeten Fehler, sondern hatte das ganze Wochenende über mit Problemen in Sachen Motorbremse zu kämpfen. Teilweise hatte der amtierende Weltmeister arge Probleme, seine Ninja zu stoppen. All das spielte auf in Davies' Karten, der aber nicht zuletzt trotzdem eine starke Pace vorlegte.

Vor allen in den ersten beiden Sektoren war Davies gegen Rennende nur wenig langsamer als am Anfang, während er in den Sektoren drei, vier und fünf ordentlich Federn lassen musste. Zu diesem Zeitpunkt war der Vorsprung auf Rea aber bereits so groß, dass dies seiner Dominanz keinen Abbruch tat. "Mein Start war toll und dann habe ich nach der ersten Kurve auch noch geführt. Ich war mir gar nicht sicher, ob das passiert, weil Jonathan so ein guter Starter ist, auch wenn er am Ende der ersten Reihe war", berichtet Davies nach dem Rennen. "Ich war allein vorn und habe das genutzt, um ein paar schnelle Runden abzuspulen." Mit der richtigen Einstellung den Schwierigkeiten im Kawasaki-Lager glückte Davies Sieg Nummer eins. Das allein schon löste einen Freudentaumel in der Ducati-Box aus, doch am Sonntag ging der Triumphzug noch weiter.

Sonntag: Strike Nummer zwei

Wo Davies am Samstag aufgehört hatte, knüpfte am Rennsonntag gleich weiter an. Auch hier wurde der Ducati-Pilot seiner Rolle als Siegkandidat gerecht. Zwar war das Sonntagsrennen um einiges langsamer als das des Vortags, Davies dominierte dennoch erneut in vorbildlicher Manier. Wie am Samstag führte der Ducati-Pilot von der ersten Kurve an und baute seinen Vorsprung Stück für Stück aus. Anders als am Vortag wurde Davies in drei Sektoren zu Rennmitte schneller, wohingegen bei Rea dort vermehrt Probleme auftraten. Somit brauchte der Ducati-Pilot nur noch seine Pace aufrecht zu halten und Fehler vermeiden.

Dies gelang Davies meisterhaft. Nach allen 19 Runden konnte er sich auf einem souveränen Vorsprung von 4.262 Sekunden auf Rea ausruhen und auch den zweiten Sieg des Wochenendes nach Borgo Panigale holen. Ein weiterer Fehltritt und die generellen Probleme Reas kamen ihm dennoch entgegen. Der Dank im Parc Ferme galt jedoch allein dem, der sich über den Doppelsieg am meisten freuen sollte: der Arbeitgeber. "Ich bin so stolz auf die Arbeit von Ducati. Ich habe so ein starkes Paket von ihnen gekommen", schwärmt Davies. "Es ist das Heimrennen für Ducati und dann habe ich auch noch zwei Rennen auf einmal gewonnen. Es ist wirklich toll." Genau dieser Doppel-Heimsieg wird es sein, der Davies seinen Platz in der Ducati-Ruhmeshalle sichern wird.