Vor acht Wochen bestritt die Superbike-Weltmeisterschaft in Laguna Seca ihr bislang letztes Rennen, nun geht es nach der langen Sommerpause wieder in Europa weiter. Das Rennwochenende im südpanischen Jerez steht auf dem Programm und bildet gleichzeitig den Auftakt in die letzten drei Events der Saison, nachdem die Läufe in Südafrika gestrichen wurden. Nach Jerez geht es noch nach Magny-Cours und zum Finale nach Katar.

Sykes auf Titelkurs

In der Weltmeisterschaft hat Titelverteidiger Tom Sykes vor den finalen sechs Rennen der Saison 2014 die besten Chancen auf den Sieg in der Gesamtwertung. Der Kawasaki-Pilot führt die WM mit 44 Zählern Vorsprung auf Sylvain Guintoli an. Weitere 20 Punkte hinter dem Aprilia-Mann liegt Honda-Ass Jonathan Rea. Sykes' Teamkollege Loris Baz darf sich mit 73 Zählern Rückstand zumindest noch theoretische Chancen auf den Titelgewinn ausrechnen.

Die Strecke: Alte Bekannte

Aufgrund der meist ausgezeichneten Wetterbedingungen in Jerez wird die Strecke sehr gerne für Testfahrten genutzt. Das gilt nicht nur dir Formel 1 oder MotoGP, sondern auch für die Superbike-Weltmeisterschaft. Somit kennen die Piloten die 4428 Meter lange Runde am Circuito de Jerez wie ihre eigene Westentasche. Die Strecke zählt zu den langsameren im Kalender der WSBK, die längste Gerade misst gerade einmal 600 Meter. Der 1986 eröffnete Kurs wurde 1992 und 2001 modernisiert.

Die Stimmung in Jerez ist immer ausgezeichnet, Foto: Kawasaki
Die Stimmung in Jerez ist immer ausgezeichnet, Foto: Kawasaki

Kawasaki: Rückkehr an Stätte des Erfolgs

Für das Kawasaki Racing Team ist Jerez eine ganz besondere Strecke. Hier konnte Tom Sykes im Vorjahr mit seinem Weltmeistertitel die lange Durststrecke des japanischen Herstellers beenden. Der Champion erinnert sich: "Die Rückkehr nach Jerez ist für mich eine sehr emotionale Angelegenheit. Ich hatte vor 2013 noch nie einen Titel gewonnen und letztes Jahr bin ich dann gleich Superbike-Weltmeister geworden. Dieser Ort steckt einfach voller magischer Erinnerungen für mich." Loris Baz will in Jerez seine Aufholjagd in der Weltmeisterschaft starten. "Es sind nur noch drei Wochenenden ausständig, was für mich nicht ideal ist, da ich mich ja in der Tabelle hocharbeiten will. Ich werde dennoch mein Bestes geben um zurückzuschlagen", gibt sich der Franzose kämpferisch.

Durchhalteparolen bei Aprilia

Mit Sylvain Guintoli stellt Aprilia den ersten Verfolger von Tom Sykes in der Weltmeisterschaft. 41 Zähler beträgt sein Rückstand, der nach der Absage der beiden Rennen in Welkom noch schwerer aufzuholen sein wird. Doch er gibt nicht auf: "Ich werde in jedem Lauf um jeden Punkt kämpfen. Jetzt wo Südafrika gestrichen wurde umso mehr. Wir können es immer noch schaffen!" Ebenfalls topmotiviert ist Marco Melandri, der in Laguna Seca Lauf eins für sich entscheiden konnte: "Nach dem Sieg komme ich sehr zuversichtlich nach Jerez und ich bin mir sicher, dass ich dort eine Menge Spaß haben werde.

Honda greift mit neuer Motorspezifikation an

Im Team von Pata Honda hat man in dieser Saison verglichen mit dem Vorjahr wohl den größten Sprung gemacht, was die Entwicklung des Motorrads angeht. Nun hat man in der langen Sommerpause noch einmal nachgelegt, wie der WM-Dritte Jonathan Rea verrät: "Die Jungs in der Werkstatt haben seit Laguna Seca hart gearbeitet und wir können an diesem Wochenende eine neue Motorspezifikation ausprobieren." Leon Haslam fuhr in der achtwöchigen Sommerpause das traditionelle 8-Stunden-Rennen in Suzuka und durfte sich dort über den Sieg freuen. "Es war großartig, dort zu gewinnen. Umso größer ist nun meine Vorfreude auf Jerez", kommt der Brite voller Elan nach Spanien.

Rea stellte 2014 schon mehrmals sein Können unter Beweis, Foto: Honda
Rea stellte 2014 schon mehrmals sein Können unter Beweis, Foto: Honda

Suzuki hofft auf Hitze

Das südspanische Jerez ist immer gut für Hitzerennen. Eine Tatsache, die der Truppe von Voltcom Crescent Suzuki entgegen kommen könnte, meint Eugene Laverty: "Ich hoffe auf hohe Temperaturen. Unser Motorrad funktioniert besser, wenn es heiß ist. Das sollte uns also entgegen kommen." Für Rookie Alex Lowes ist der Circuito de Jerez eine der wenigen Strecken im Kalender, auf denen er bereits mit dem Suzuki-Superbike unterwegs war. "Hier habe ich bereits ein wenig Erfahrung von den Testfahrten. Somit kann ich gleich direkt mit der Arbeit beginnen", freut sich Lowes.

Aufgeladene Akkus bei Ducati

Während für den Großteil des WSBK-Paddocks die Sommerpause zu lange dauerte, war man bei Ducati gar nicht unglücklich über die Unterbrechung, wie Chaz Davies gesteht: "Wir hatten vor der Pause eine ziemlich stressige Zeit mit Testfahrten, der World Ducati Week und ein paar anderen Dingen, also war es definitiv gut, ein bisschen Zeit für Trainingseinheiten und andere Sachen zu haben, die während der Saison einfach zu kurz kommen." Sein Teamkollege Davide Giugliano sieht die Situation ähnlich: "Es war wichtig, etwas Zeit zur Entspannung zu haben. Ich habe die paar Wochen gut genützt und viel trainiert, aber auch am Meer und in den Bergen etwas relaxt."

EVO: Corti kehrt zurück

In der EVO-Kategorie feiert der aufgrund einer Verletzung in Laguna Seca zum Zusehen gezwungene MV-Agusta-Pilot Claudio Corti sein Comeback. Auch Kawasaki-Mann David Salom wird trotz einer vor kurzem durchgeführten Handgelenksoperation bei seinem Heimrennen an den Start gehen um seinen 37 Punkte Vorsprung auf Niccolo Canepa in der EVO-Wertung zu verteidigen. Der enge und vergleichsweise langsame Kurs in Jerez sollte den schwächeren Bikes in der EVO-Kategorie mehr entgegen kommen, als andere Strecken.