Dreizehn Rennen bin ich in dieser Saison bereits im Porsche Supercup und Porsche Carrera Cup gefahren. Wenn man bedenkt, dass ich vor Saisonbeginn noch nicht einmal wusste, ob ich in beiden Serien an den Start gehen werde, ist es nicht schlecht, dass ich jetzt in beiden Meisterschaften zu den Top-3 gehöre und um den Titel kämpfe. Natürlich hofft und wünscht man sich immer, ganz vorne mitzufahren, aber ob alles auch so eintrifft, wie man es sich vorstellt, steht oft auf einem anderen Blatt.

Pech im Supercup

Jan gibt den Supercup noch nicht verloren., Foto: Porsche
Jan gibt den Supercup noch nicht verloren., Foto: Porsche

Zu Beginn der zweiten Saisonhälfte scheint sich mein Glück etwas gewendet zu haben. Hatte ich in der ersten Hälfte eher im Carrera Cup Pech, traf es jetzt den Supercup. In Silverstone waren die Bedingungen schwierig. Trotzdem war ich viel schneller als Jeroen Bleekemolen, der mich in den Notausgang schickte. Danach wurde er abgeschossen und es entstand ein Riesenchaos. Da zeigte sich mal wieder: wenn man einmal abgelenkt ist und die Konzentration kurz verliert, läuft es nicht mehr. Man muss immer zu 110% konzentriert sein. Nach meinem Dreher und dem Treffer von Damien Faulkner war das Rennen für mich praktisch gelaufen.

Beim nächsten Rennen in Hockenheim war ich wieder schneller als Bleekemolen, der sich verbremste, ich stach innen rein und war eigentlich schon vorbei, als er mir plötzlich gegen das Hinterrad fuhr. Das stand danach schief, was sich beim Anbremsen vor der Mercedes-Tribüne auswirkte - das Auto drehte sich ohne Ankündigung von alleine weg. Diese beiden Rennen haben mich in der Meisterschaft zurückgeworfen, aber das gleiche Pech kann auch andere noch erwischen - dann wäre ich plötzlich wieder dran. Deshalb werde ich jetzt voll auf Angriff fahren, zu verlieren habe ich nichts mehr.

Regenfreude im Carrera Cup

Jan's erster Sieg im Porsche Carrera Cup., Foto: Porsche
Jan's erster Sieg im Porsche Carrera Cup., Foto: Porsche

Während ich in Hockenheim ein paar unliebsame Bekanntschaften mit diversen Niederländern gemacht habe, die mich im Qualifying aufhielten oder mir im Rennen mehrmals ins Auto fuhren, machte ich beim Carrera Cup in Zandvoort viel bessere Erfahrungen mit den Niederlanden. Zwar war das Wetter nicht so toll, weil es kurz vor dem Rennen anfing zu regnen, mir machen solche Bedingungen aber viel Spaß. Dann zeigt sich, wer das Auto wirklich beherrscht und wer das letzte bisschen Mut besitzt.

Die anderen Fahrer und Teams haben bei den ersten Regenschauern hektisch Reifen gewechselt und nervös am Setup Änderungen vorgenommen, wir blieben dagegen ganz ruhig. Schon im Qualifying war zu sehen, dass die Strecke wegen des Winds und des rauen Asphalt schnell abtrocknete. Also sagte ich zu meinen Jungs: "Lasst alles wie es ist." Ich fuhr mit einem Trockensetup und Slicks in die Startaufstellung, probierte dabei verschiedene Linien aus und merkte sofort: das könnte etwas werden.

Ich ging am Start innen an Chris Mamerow vorbei und fuhr danach ganz, ganz vorsichtig, riskierte nichts. Trotzdem blickte ich nach einigen Runden in den Rückspiegel und fragte mich: "Wo bleiben denn die anderen?" Nach fünf Runden hatte ich bereits 16 Sekunden Vorsprung. Ich weiß bis heute nicht, wie ich das gemacht habe. Ich bin einfach gefahren und hatte einen Riesenspaß dabei. Alles lief wie am Schnürchen, kein einziger Quersteher, kein Ausritt, selbst Thomas Jäger auf Regenreifen ist einmal durchs Kiesbett gerodelt. Schon nach sechs oder sieben Runden hat mein Team an der Boxenmauer ein Schild mit der Aufschrift "easy" rausgehalten, was wegen der normalerweise super engen Abstände im Carrera Cup absolut ungewöhnlich ist.

Titelchancen in beiden Cups

Top in beiden Markenpokalen: Jan fuhr sich in einige Notizbücher., Foto: Porsche
Top in beiden Markenpokalen: Jan fuhr sich in einige Notizbücher., Foto: Porsche

Mein Ziel war es eigentlich, auf das Podest zu fahren, aber dann ganz oben zu stehen, nach so einer grandiosen Fahrt, war unbeschreiblich. Das gesamte Rennen war perfekt. Nach dem Pech der letzten Rennen und den vielen vierten Plätzen im Carrera Cup haben das mein Team und ich gebraucht. Es hat gezeigt, was wir wirklich können. Auch in der Meisterschaft sind wir jetzt wieder dran. Klar, auch hier gilt wie im Supercup: wenn alles normal verläuft, habe ich keine realistische Chance mehr. Aber die Nullrunde von Nicolas Armindo in Zandvoort hat bewiesen, dass ein Ausfall alles verändern kann.

Es ist in beiden Meisterschaften alles offen. Ich liege jeweils in den Top-3 und habe quasi einen kleinen Rollentausch mit Chris Mamerow, er ist Zweiter im Carrera Cup und ich bin es im Supercup. Damit sind wir die konstantesten Fahrer in beiden Markenpokalen. Das zeigt, welches Potenzial in uns steckt und es wäre schön, wenn das auch anderen auffallen würde und es vielleicht ein paar Türen für 2009 öffnen könnte.