Am 6. Dezember 1986 wurde Sean Edwards in London geboren. Vater Guy hatte in den Siebzigerjahren elf Rennen in der Formel 1 bestritten, danach neun Mal an den 24 Stunden von Le Mans teilgenommen und seine Karriere in der britischen Tourenwagen-Meisterschaft ausklingen lassen. Für Sean war früh klar, dass er auch auf die Rennstrecke wollte. Im Alter von elf Jahren begann er mit dem Kartsport, zunächst in Frankreich und Italien.

Ab 2001 versuchte er in der britischen Szene Fuß zu fassen, 2004 belegte er als Krönung seiner Single-Seater-Karriere Rang fünf in der nationalen Formel Renault. Im Juli des Folgejahres durfte er im Alter von 18 Jahren erstmalig einen GT-Boliden von Porsche in Silverstone testen. Edwards merkte sofort, dass er sich bei den Sportwagen wohler fühlte als in Formel-Boliden. Nur einen Monat später feierte er auf selbiger Strecke bei seinem GT-Debüt gleich seinen ersten Sieg bei einem Zwei-Stunden-Rennen. Der Brite war von da an gefesselt von den schnellen, geschlossenen Autos und schrieb sich 2006 für die FIA GT3-EM ein, die er nach drei Siegen und vier weiteren Podiumsplätzen in zehn Rennen auch gewinnen konnte.

2008 gab er 21-jährig sein Debüt im Porsche Supercup, wo er im fünften Rennen erstmals am Podium stand und im siebenten seinen ersten Triumph feierte - ausgerechnet in Silverstone, wo einst seine Lust für die Sportwagen so richtig entfesselt wurde. Den Porsche Cups blieb Edwards bis zuletzt verbunden. Acht Supercup-Siege konnte der Brite seit 2008 einfahren, vor dem Finale der aktuellen Saison in Abu Dhabi liegt er sogar in Führung. Im deutschen Carrera-Cup wurde er in den vergangenen beiden Jahren zwei Mal in Folge Vizemeister.

Neben seinen Einsätzen für Porsche gehörte Edwards zuletzt zu den meistbeschäftigten Motorsport-Profis. Wie viele Sportwagen-Fahrer war der Brite an fast jedem Wochenende im Renneinsatz. Alleine im Vorjahr bestritt er Rennen in sechs verschiedenen Serien plus die Langstrecken-Klassiker in Le Mans, Sebring, Dubai und der Nordschleife sowie die City Challenge in Baku. Gerade die 24- und 12-Stunden-Klassiker hatten es Edwards in den vergangenen Jahren angetan.

Im Mai siegte Edwards auf der Nordschleife, Foto: Patrick Funk
Im Mai siegte Edwards auf der Nordschleife, Foto: Patrick Funk

Mit Black Falcon gewann er auf einem Mercedes SLS GT3 die letzten beiden Ausgaben des 24-Stunden-Rennens in Abu Dhabi. Im Mai diesen Jahres fuhr er gemeinsam mit Bernd Schneider, Jeroen Bleekemolen und Nicki Thiim auf der Nordschleife den historischen ersten Mercedes-Gesamtsieg ein und war zudem der erste Brite der beim Klassiker von obersten Treppchen lachen durfte. "Ich denke, das war der größte Sieg meiner Karriere, der steht noch über meinem Sieg in Monaco [im Porsche Supercup]", meinte Edwards damals.

Bei all seinen Reisen quer über alle Kontinente war ihm ein Rennen in Australien nie vergönnt gewesen. Umso größer war die Vorfreude, als er Mitte Oktober erstmals Down Under einen Besuch abstattete. "Mein erstes Mal in Australien! Ich habe viele großartige Dinge gehört, deshalb freue ich mich auf meine beiden Tage dort", hatte Edwards am 11. Oktober als letzte Nachricht auf Facebook geschrieben. Vier Tage später sollte er bei seinem Test am Queensland Raceway den Tod finden. Sean Edwards wurde nur 26 Jahre alt.