Der zweite Saisonlauf des Porsche Carrera Cup Deutschland in Zandvoort bot alles, was spannenden Motorsport ausmacht: einen souveränen Sieger, Zweikämpfe am laufenden Band - und eine Aufholjagd, die ihresgleichen sucht. Der Niederländer Jeroen Bleekemolen (Team Deutsche Post by tolimit) fuhr in seiner Heimat einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg nach Hause.

Zweiter mit 3,3 Sekunden Rückstand wurde der ehemalige Porsche-Junior Martin Ragginger (Österreich, Schnabl Engineering). Der absolute Held nach 19 Rennrunden auf dem 4,307 Kilometer langen Dünenkurs war Nick Tandy. Vom letzten Startplatz aus ins Rennen gegangen, kämpfte sich der Brite von Konrad Motorsport bis auf Rang drei nach vorne. Damit behält der Auftaktsieger auch nach dem Zandvoort-Lauf die Tabellenführung inne.

Blitzsauberer Start

Dem Trainingsschnellsten Bleekemolen, zweimaliger Meister des Porsche Mobil 1 Supercup, spielte bei seinem Heimsieg alles in die Hände. Nach einem blitzsauberen Start fuhr er als Erster in die erste Kurve und davon, während sich das Starterfeld zunächst hinter Meister Nicolas Armindo (Frankreich) wie an einer Perlenschnur aufgereiht staute. Der Hermes-Attempto-Pilot konnte seine gute Trainingsleistung im Rennen nicht umsetzen, hielt sich zwar einige Runden auf dem zweiten Rang, wurde dann aber förmlich nach hinten durchgereicht und schließlich von einem Konkurrenten im Kampfgetümmel umgedreht.

Damit ist der Meister des Vorjahres in dieser Saison noch ohne Punkte und tief enttäuscht. Ausgelassen freute sich dagegen Martin Ragginger über Platz zwei in seinem ersten Saisonlauf, denn der Elfer des 23-Jährigen war erst am Mittwoch vor dem Rennwochenende ans Team geliefert und gerade noch rechtzeitig rennfertig gemacht worden.

Jubel beim Konrad-Team

Jubel gab es auch beim Konrad-Team und er fiel umso größer aus, als mit dem dritten Platz wirklich nicht zu rechnen war. Vorjahressieger Nick Tandy holte im Qualifying lediglich Rang zwölf und wurde ganz ans Ende des Starterfeldes versetzt, weil er im Freitagstraining gelbe Flaggen missachtet hatte. Nach einem fulminanten Start und einer ebensolchen ersten Rennrunde hatte der Brite bereits sechs Rivalen überholt und lag auf Position zehn.

Auf einer Rennstrecke, von der Fahrer sagen, sie eigne sich nicht für Überholmanöver, zog der entfesselt fahrende Briten nach vorne bis auf Platz drei. Nur beim Versuch, auch noch Ragginger zu passieren, scheiterte er mit einem Verbremser wegen stark strapazierter Reifen.

Wendt scheitert hauchdünn

Auch Stefan Wendt (Attempto Racing) hatte dem Briten bei dessen Aufholjagd nichts entgegensetzen. Ganz knapp verpasste der junge Papenburger als Vierter seinen ersten Podestplatz im schnellsten Markenpokal Deutschlands. Auch der Brite Sean Edwards (Team Deutsche Post by tolimit) konnte sich nicht lange wehren und wurde am Ende Fünfter.

Als Sechster fuhr der Niederländer Jaap van Lagen (Land Motorsport) ins Ziel, der im vergangenen Jahr noch Rang zwei auf dem Podest bejubelt hatte. Auch der kampferprobte und versierte Uwe Alzen konnte Tandys Angriffe nicht parieren und holte sich auf einer seiner Lieblingsrennstrecken nur den siebten Rang. Auf den Plätzen acht, neun und zehn wurden der Däne Nicki Thiim (Hermes Attempto Racing), Jan Seyffarth (Querfurt, SMS Seyffarth Motorsport) und Robert Lukas (Polen, Förch Racing) abgewinkt.

Jeroen Bleekemolen: "Daheim zu gewinnen, ist perfekt. Das Rennen war fast ein wenig langweilig für mich. Ich bin beim Start gut losgekommen und konnte vorne wegfahren, weil die Jungs hinter mir in Zweikämpfe verstrickt waren. Zum Ende hin habe ich dann Tempo rausgenommen, um meinen Sieg nicht zu gefährden."

Martin Ragginger: "Großen Dank ans Team. Die haben das Auto am Mittwochabend bekommen und geschafft, es in der kurzen Zeit rennfertig hinzukriegen. Am Anfang des Rennens hat mich Armindo etwas aufgehalten, dadurch hatte ich auch keine Chance mehr, später zu Jeroen anzuschließen. Aber der zweite Platz ist super. Jetzt freuen wir uns auf das nächste Rennen auf dem Red Bull Ring in meiner Heimat in drei Wochen."

Nick Tandy: "Es war ein großartiger Sonntag. Mein gestriges Pech sorgte dafür, dass es ein Rennen wurde, das mir großen Spaß gemacht hat. Wir wussten vom freien Training am Freitag, dass mein Auto perfekt abgestimmt ist und ich dadurch in Zandvoort sehr schnell unterwegs bin. Man wird mich für verrückt halten, aber ich habe heute Morgen gedacht, dass der zweite Platz drin sein müsste. Das beste Rennen meines Lebens war es nicht, ich habe schließlich nicht gewonnen."