Wenn das Gespräch auf die legendäre Südschleife kommt, legt Helmut Kelleners noch heute die Stirn in Falten. "Sie war eng und schwierig und ohne Leitplanken", erinnert sich der dreifache Tourenwagen-Europameister von 1980, 1981 und 1982. Mit dieser einst 7,747 Kilometer langen Piste verbindet ihn ein nicht mehr trennbares Band: Der schnelle Mann vom Niederrhein stanzte am 18. Oktober 1970 am Steuer eines March 707 als letzter Rennfahrer überhaupt einen Rundenrekord in den welligen Asphalt – mit einer Rundenzeit von 2.38,6 Minuten, was einer unglaublich klingenden Durchschnittsgeschwindigkeit von 175,8 km/h entsprach. Es sollte ein Bestwert für die Ewigkeit sein, den niemand mehr unterbieten konnte: 1971 begannen Umbauarbeiten an der Nordschleife, denen die Südschleife mit ihren bis zu elf Grad steilen Gefällstrecken größtenteils geopfert wurde.

Es war die Hoch-Zeit der legendären Interserie, dem europäischen Pendant zur US-amerikanischen CanAm-Meisterschaft. Das erstaunlich offene Reglement, das kaum mehr als die Außenmaße der Boliden begrenzte, führte zu spektakulären Rennwagen. "Unser Werks-March entwickelte bis zu 850 PS bei einem Leergewicht von 900 Kilogramm", blickt Kelleners 35 Jahre zurück und schüttelt dabei den Kopf, als würden ihn diese Daten heute noch verblüffen. "Die Porsche 917, die einzigen mit Turbo-Motoren, leisteten sogar um die 1000 PS. Doch diese Autos waren selbst für die etwas kultiviertere Nordschleife denkbar ungeeignet, da zu schnell, zu schwer und zu breit."

Doch was unterschied die Süd- von der wesentlich bekannteren Nordschleife? "Die Südanbindung wurde nur selten für Rennen genutzt, sie stand eher für die Testarbeit der Automobilhersteller zur Verfügung", weiß Helmut Kelleners. "Mit Ausnahme der Zielgeraden und der 1,3 Kilometer langen Rückführung ging es so gut wie nie geradeaus", lässt der heute 66-Jährige, der zuvor bereits mit Tourenwagen auf diesem Parcours glänzen konnte, die damalige Streckenführung noch einmal Revue passieren. "Überholen war ohne Rücksichtnahme des Vordermanns so gut wie unmöglich." Wirklich gemocht hat er die Südschleife nie: "Ich habe das Fahren auf der Nordschleife immer vorgezogen", so der Ex-Rennfahrer aus Moers. "Aber wenn man das Rennen gewonnen hat, dann ist im Rückblick jede Strecke schön."