Macau calling! An diesem Wochenende steigt auf dem legendären Stadtkurs in China das wichtigste Formel-3-Rennn der Welt. Wer in Macau gewinnt, hat gute Chancen auf eine große Karriere im Motorsport. Zu den vergangenen Siegern gehören Legenden wie Ayrton Senna, Michael Schumacher und David Coulthard. Lucas Auer startet dieses Wochenende zum dritten Mal beim Macau Grand Prix - der junge Österreicher verfügt also über beste Kenntnisse über den gut 6 km langen Kurs.

"Wenn du in Macau schnell sein willst, brauchst du Eier", macht Lucas kein Geheimnis aus der Herausforderung der insgesamt 22 Kurven, die mit teilweise extremen Geschwindigkeiten und kaum Abtrieb durchfahren werden. Auer hat sich mit Motorsport-Magazin.com zusammengesetzt und erklärt den Kurs aus Sicht eines Rennfahrers im Detail.

1. Sektor Kurve 1 und 2

"Im ersten Sektor hast du zwar zwei Kurven, aber im Formel-3-Auto fahren wir diesen Abschnitt komplett mit Vollgas. Die zweite Kurve hat zwar einen leichten Rechtsknick, wird aber auch voll durchfahren. Das klingt einfach, aber wir sind voll am Limit. Du hast hier so viel Speed drauf und dabei so wenig Flügel - das ist schon brutal. Zum Ende der langen Gerade bremsen wir mit bis zu 290 km/h für Turn 3 - die erste richtige Kurve - an. In Kurve 1 ist im Rennen eine der besten Überholmöglichkeiten."

Foto: Formula 3 Euro Series
Foto: Formula 3 Euro Series

Kurve 3: Lisboa

"Bei der Einfahrt zur Lisboa-Kurve steigst du das erste Mal überhaupt auf die Bremse. Du orientierst dich erst rechts und dann wieder seitlich links. Du bremst ganz nah an der Mauer an und musst dabei auf die Bodenwellen aufpassen. Der Bremspunkt liegt hier bei 100 Metern, das ist echt heftig. Da gehst du fast über dein eigenes Limit. Wenn du wirklich schnell bist, streifst du die Mauer ganz leicht mit deinem Auto. Wichtig, hier wieder früh am Gas zu sein für die folgenden Kurven."

Kurve 4 bis 7: San Francisco Hill

"Nach Kurve 4 ist es unheimlich wichtig, möglichst früh aufs Gas zu gehen. Hier besonders, weil es in diesem Bereich den Berg hoch geht und du dafür guten Speed brauchst. Wichtig: So nah wie möglich an der Mauer vorbeifahren, um wirklich schnell zu sein. Die Kurven 5, 6 und 7 fahren wir wieder Vollgas, dann bremst du richtig hart für die 8. Kurve an."

Foto: VW Motorsport
Foto: VW Motorsport

Kurve 8 und 9: Maternity Bend

"Eine ziemlich knifflige Angelegenheit: Du bist noch voll mit Kurve 7 und den heftigen Bodenwellen in diesem Bereich beschäftigt, bremst aber schon in die 8. Kurve rein. Dieser Abschnitt ist eine sehr enge Kurvenfolge. Wichtig ist der richtige Ausgang aus Kurve 9, weil es im anschließenden Teil wieder bergab geht."

Foto: Motorsport-Magazin.com
Foto: Motorsport-Magazin.com

Kurve 10 bis 15: Solitude Esses

"Bei Kurve 10 überschätzt man gern mal den Bremspunkt, weil man erst sehr spät auf die Bremse steigen will. In diesem Bereich gibt es ein leichtes Banking, das du nutzen musst. Du fährst hier ganz nah an der Mauer entlang und muss schauen, dass du dich nicht zu weit raustreiben lässt, damit Kurve 11 schnell geht. Die Kurven 12 und 13 sind eine Vollgasschikane. Unglaublich, das ist brutal, wenn du die im Qualifying voll nimmst! Es sind einzelne Kurven, aber alles läuft in einem flüssigen Rhythmus ab. Heißt: Wenn der Eingang in Turn 10 nicht passt, klappt der Rest auch nicht. In Kurve 14 hast du ein riesiges Banking und musst schauen, dass das Auto gut liegt. "

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Kurve 16 bis 19: Moorish Hill, Dona Maria

"Nach Turn 16 warten mit den Rechtskurven 17 und 18 zwei Spitzkehren. Da geht es richtig eng zu, zweiter Gang ist angesagt in den beiden Ecken. Die anschließende lang gezogene Kurve 19 hat es auch in sich. Wenn du da zu weit anbremst, hast du immer ein stehendes linkes Rad. Deshalb musst du hier versuchen, ein bisschen von der Mauer weg zu bleiben und auch hier das Banking richtig zu nutzen. In dieser Passage kann man leicht drei Zehntelsekunden holen."

Kurve 20: Melco Hairpin

"Die Melco ist sowas von eng! Klassische Spitzkehre, da geht's im 1. Gang durch. Es ist irrsinnig wichtig, mit dem Bremspunkt hier voll am Limit zu sein, dann passt das auch. Interessant ist die Haltung des Lenkrads, denn hier wird voll eingeschlagen. Du kannst nicht mal ein bisschen drehen, sonst steckt du in der Mauer. Ich lasse das Lenkrad mit der rechten Hand komplett los, damit ich voll einlenken kann. In diesem Bereich herrscht übrigens Überholverbot."

21 und 22: Fishermans, R Bend

"Aus der Melco Hairpin heraus hängst du dann wieder früh am Gas. Bis in Turn 21, die Fishermans Bend, geht alles mit Vollgas. Das ist eine sehr schnelle Kurve, die durchfahren wir je nachdem im 3. Oder 4. Gang. Die letzte Kurve ist eine echte Mutkurve im 4., 5. Gang. Es ist sehr wichtig hier früh aufs Gas zu steigen und sich weit an die Mauer herantreiben zu lassen, um ans Limit zu kommen. Danach folgt wieder der 1. Sektor und wenn du da nicht schnell auf Geschwindigkeit kommst, hast du eh schon verloren und wirst links und rechts überholt."