Der Schweizer Ex-125ccm-Weltmeister Thomas Lüthi kommt in der Viertelliterklasse einfach nicht zurecht. Das letzte Quäntchen fehlt ihm zur Weltspitze. Über Rang vier kam er dieses Jahr noch nicht hinaus, stand in den letzten beiden Jahren gar nur 2008 zwei Mal auf dem Podium. Trotz intensiver Saisonvorbereitung, vielem und breit gefächertem Training im Winter, kam der Aprilia-Pilot auch in der aktuellen Saison noch nicht über Rang vier hinaus. Zuletzt in Assen wurde er von Mattia Pasini vom Motorrad geholt.

Geht man nun aber nach seinem Manager Daniel Epp, so muss man für die MotoGP nicht unbedingt der Spitzenfahrer sein. "In Spanien und Italien hat MotoGP eine Bedeutung, die nahe an die Formel 1 herankommt", sagte Epp gegenüber 20 Minuten online. "Und wir haben Partner, die an einer Präsenz in diesen Ländern sehr stark interessiert sind." Wenn also sich die Gönner und Geldgeber sicher seien, dass man in der gleichen Klasse präsent ist, wie wo ein Valentino Rossi oder ein Jorge Lorenzo fahren, dann seien auch Platzierungen im hinteren Mittelfeld nicht tragisch. Es ginge mehr nach dem olympischen Gedanken "Dabei ist alles".

"Wir haben mit Honda die 125er-WM gewonnen und unsere Kontakte zu den Japanern sind nach wie vor sehr gut", deutete Epp an, dass er mit dem größten der japanischen Werke in Verhandlungen steht. Er will zwei Motorräder für die MotoGP-Klasse auftreiben. Die Dorna als Vermarkter der MotoGP habe bereits das ok gegeben und man sei mit Lüthi als Fahrer sehr willkommen.

Daniel Epp möchte seinen Schützling Lüthi in die MotoGP hieven., Foto: PHOTOPRESS/Salvatore Di Nolfi
Daniel Epp möchte seinen Schützling Lüthi in die MotoGP hieven., Foto: PHOTOPRESS/Salvatore Di Nolfi

Auch wenn Epp den Kostenaufwand als "schwer abzuschätzen" betitelt, rechnet er mit rund vier Millionen Schweizer Franken, was gut 2,6 Millionen Euro entspricht. "Das ist finanzierbar", kommentierte Epp. "Und das ist im Interesse unserer aktuellen Geldgeber, die international ausgerichtet sind." Dabei handelt es sich vor allem um Emmi und Interwetten, die sich wohl lieber internationaler präsentieren wollen. Eben dies gibt Epp die nötige Zuversicht.

Abgesehen von den MotoGP-Plänen hat er der ehemalige Autowerkstatt-Besitzer Plätze in der Moto2 angemeldet. "Das wäre bloß die Notlösung, ein Plan B, wenn alle, wirklich alle Stricke reißen sollten. Die interessiert uns eigentlich nicht. Es ist die Lehrlingskategorie für die Königsklasse. Warum sollten wir bei den Lehrlingen antreten, wenn wir die Möglichkeit haben, ganz oben, in der Klasse MotoGP zu fahren? Es gibt ja von den Anforderungen her kaum Unterschiede."

Eines, was Teamchef Epp aber mit Sicherheit verkünden konnte, ist: "Die Karriere von Tom Lüthi geht nach dieser Saison auf jeden Fall weiter." Man darf also gespannt sein, wo und was der Schweizer nächstes Jahr fahren wird.