Dank seiner beiden Markenkollegen Freddy Loix und Stéphane Sarrazin auf den Plätzen zwei und drei befand sich das Siegerpodest im Fürstentum fest in der Hand des französischen Automobilhersteller mit dem Löwen im Emblem. BFGoodrich feierte sogar einen Sechsfach-Erfolg, denn Jan Kopecky (Skoda), Giandomenico Basso und Anton Alén (beide Fiat Abarth) auf den Rängen vier bis sechs vertrauten bei schwierigen winterlichen Straßenverhältnissen ebenfalls auf die Pneus der amerikanischen Marke.

Die "Monte" präsentierte sich in ihrer 77. Auflage dank wechselhafter und winterlicher Wetterbedingungen besonders anspruchsvoll - und unterstrich damit nachdrücklich, warum sie nach wie vor als "Königin der Rallyes" gilt. Ihrem "Hofstaat" in Gestalt der versammelten IRC-Piloten gab sie damit vor allem in puncto Reifenwahl immer wieder Rätsel auf. Bei jedem Service-Aufenthalt mussten die Lenkradartisten abwägen, wie sich das Wetter und damit die Straßenverhältnisse entwickeln würden. Auf Basis dieser Überlegungen wählten sie dann jeweils die Pneu-Option aus, die den besten Kompromiss versprach.

Qual der Wahl

Auf der ersten Wertungsprüfung (WP) mit zum Teil geschlossener Schneedecke markierte der amtierende Meister und Peugeot 207-Pilot Nicolas Vouilloz mit "spikelosen" Winterreifen die Bestzeit, während die beiden "Slicks"-Fahrer Luca Rossetti (Fiat Abarth Grande Punto S2000) und Didier Auriol (Peugeot 207 S2000) - der Weltmeister von 1994 - jeweils nach Unfällen ausfielen.

Aber schon auf der zweiten WP, die nach einer 200-Kilometer-Verbindungsetappe mit dem gleichen Satz Reifen absolviert werden musste, konnte Vouilloz' Markenkollege Stéphane Sarrazin die Vorteile seines Trocken-"Slicks" in eine Bestzeit ummünzen. Auf der dritten und letzten WP des Tages - vor deren Start die Pneus gewechselt werden durften - erwiesen sich schließlich die Spike-Reifen als das Maß der Dinge, für den sich auch die überwiegende Mehrheit entschieden hatte.

"Dank der Informationen der ‚Asphalt-Spione' wählten wir heute immer die richtigen Reifen aus", freute sich Juho Hänninen am Ende des ersten Tages. Der finnische Skoda Fabia S2000-Bändiger lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz eins.

Vorentscheidung am zweiten Tag

Schneefall über Nacht verschärfte am Donnerstag die Bedingungen auf den zum Teil vereisten Straßen der Rallye Monte Carlo nochmals. Zwar herrschte unter den Piloten nun größere Einigkeit bei der Reifenwahl, unterschiedliche Auffassungen gab es jedoch hinsichtlich der den Verhältnissen angemessenen Fahrweise. Gleich auf der ersten Prüfung des Tages büßten Vouilloz und Sarrazin nach Kollisionen ihre Plätze zwei und drei ein. Vouilloz beschädigte sich dabei die Lenkung stark und musste wenig später ganz aufgeben.

Auf WP 6 erlaubte sich Kris Meeke mit seinem Peugeot 207 S2000 einen heftigen Ausritt und verabschiedete sich damit ebenfalls aus dem engeren Favoritenkreis. Hänninen baute seinen Vorsprung zunächst mit einer Reihe von Bestzeiten aus, verspielte seine glänzende Ausgangslage dann aber auf der neunten Prüfung, als er kurzzeitig von der Strecke abkam.

Am Ende des zweiten Tages übernahm damit der amtierenden Junioren-Weltmeister Sébastien Ogier die Führung vor Loix und Hänninen. Der Pilot des BFGoodrich Driver Teams hatte sich mit konstant schnellen Zeiten nach vorne gearbeitet - und sich dabei auch von einem defekten Schalthebel nicht aus der Ruhe bringen lassen. "Das war wegen der vereisten Straßen und dem kleinen mechanischen Problem am Auto ein schwieriger Tag", analysierte der Franzose, der sich über einen Vorsprung von mehr als 30 Sekunden freuen konnte. "Wir wollen morgen das Tempo weiter hoch halten und werden die Zeiten unserer Verfolger ganz genau beobachten."

Hellwach in der "Nacht der langen Messer"

Seine Taktik setzte der amtierende Junior-Weltmeister vorbildlich um: Nachdem Ogier am Freitagmorgen - in unmittelbarer Nähe seiner Heimatstadt Gap - die Führung mit einer Bestzeit nochmals ausbaute, beschränkte sich der 25-Jährige auf den vier Prüfungen der "Nacht der langen Messer" damit, das Geschehen zu kontrollieren. Das Ziel nach knapp 300 WP-Kilometern erreichte das Riesentalent schließlich mit mehr als 1.40 Minuten Vorsprung auf den Belgier Freddy Loix. Weitere rund 40 Sekunden dahinter folgte Sarrazin vor Jan Kopecky, der das IRC-Debüt des Skoda Fabia S2000 damit trotz des Aufalls seines Teamkollegen Hänninen positiv gestaltete. Der Finne war ebenso wie der Brite Meeke am Freitagmorgen ausgefallen.

"Fantastisch! Ein großer Dank an die gesamte Mannschaft und all jene, die mir mit ihrer Stimme bei der Wahl ins BFGoodrich Driver Team den Start in Monte Carlo ermöglicht haben", so Sébastien Ogier nach seiner erfolgreichen IRC-Premiere. "Wir haben versucht, so sauber wie möglich zu fahren, und lagen bei der Reifenwahl immer richtig. Ich glaube, dass unsere eher vorsichtige Herangehensweise angesichts der schwierigen Bedingungen die einzig richtige war."