Die Pharaonen-Rallye befindet sich auf der Zielgeraden. Der Siegerchampagner ist bereits kalt gestellt, die Anspannung unter den Fahrern spürbar. Nur einer kann sich vor den letzten Kilometern Richtung Kairo gemütlich zurücklehnen: Christian Lavieille. Der Franzose hat in der Gesamtwertung einen Vorsprung von drei Stunden auf den Zweiten Patrick Sireyjol. Hingegen scheint bei den Enduro-Piloten ein Sturm aufzuziehen. Marco Polli hatte auf der zweiten Etappe der Pharaonen-Rallye vor drei Tagen seine Startposition getauscht und damit eine Lawine ausgelöst.

Kodex gebrochen

Vor fünf Jahren führte die FIM eine neue Regel ein, die es den Top-Fünf-Fahrern erlaubte, ihre Startpositionen zu tauschen, was in Fahrerkreisen vielen unangenehm aufstieß. Die Folge: die Piloten beschlossen untereinander die Regel nicht anzuwenden.

Polli brach am Dienstag erstmals diesen Ehrenkodex, was zur Folge hatte, dass auf der heutigen sechsten Etappe die italienischen Fahrer Alessandro Zanotti und Luca Manca ebenfalls ihre Positionen tauschten - und auch Polli tauschte erneut seine Position. Von ihren "alten" Startpositionen gingen die beiden Vectra-Piloten David Casteu (Platz vier) und Frans Verhoeven (Platz neun) ins Rennen.

Schwerer Sturz

"Es war heute ein gutes, schnelles Rennen von mir. Allerdings würfelten die Italiener mit ihren Spielchen die Startreihe vollkommen durcheinander", erklärte ein sichtlich genervter Verhoeven, der vor der letzten Etappe drei Minuten hinter Casteu liegt. "Es ist für mich fast unmöglich David noch einzuholen, denn wir haben denselben Fahrstil. Aber ein Doppelsieg wäre für das Team super", zeigt sich der Holländer als Teamplayer.

Überschattet wurde die heutige Wüstenschlacht von einem schweren Unfall Marco Sartoris. Der Italiener kam nach einem langen Jump über die Dünen zu Sturz. Der herannahende Luca Manca sah den verletzten Piloten und verständigte unmittelbar den Rettungshubschrauber, der den bewusstlosen Italiener ins Krankenhaus nach Kairo flog. Genauere Informationen zum Gesundheitszustand Sartoris sind derzeit noch nicht bekannt.

Ergebnisse, Enduro:

1. David Casteu (FRA), Team Vectra, KTM 690 Rally, 4.17.45 Stunden
2. Frans Verhoeven (HOL), Team Vectra, KTM 690 Rallye, 4.17.55 Stunden
3. Jakub Przygonski (POL), Orlen Team, KTM 690 Rally, 4.28.03 Stunden
4. Alessandro Zanotti (ITA), Team Aprilia, Aprilia 450 RXV, 4.28.38 Stunden
5. Matteo Graziani (ITA), Il Team, KTm 690 Rally, 4.31.34 Stunden

Ergebnisse, Auto:

1.David Lavieille, Co-Pilot Jean-Michel Polato, Dessoude-Team, Nissan Hardbody, 4.14.41 Stunden
2. Patrick Sireyjol, Co-Pilot Paul Vidal, Team Cummins, Bowler Wildcat, 4.41.05 Stunden
3. Carlo de Gavardo, Co-Pilot Jean Brucy, Team GT Offroad, Chevrolet D-Max, 4.41.49 Stunden
4. Jerome Pelichet, Co-Pilot Eugenie Decre, Team Pelichet, Bowler Wildcat, 4.52.08 Stunden
5. Philippe Boutron, Co-Pilot Jean-Luc Martin, Team Cummins, Bowler Wildcat, 4.54.46 Stunden