Der Umweltschutz spielt im Motorsport eine wichtige Rolle. Doch manchmal kann man beim besten Willen nicht verstehen, warum und weshalb dem Rennsport Steine in den Weg gelegt werden. Eines der besten Beispiele ist der Circuit Park Zandvoort. Bis zum Jahr 1985 war die Formel 1-WM auf der holländischen Strecke unterwegs, danach musste ein Teil des Kurses einem Ferienpark weichen. Heute unterliegt die Rennstrecke etlichen Bestimmungen.

Dem im Jahre 1939 erstmals genutzten Kurs unweit der niederländischen Nordseeküste wurden von der Provinz Nordholland strenge Maßnahmen auferlegt. Nur an fünf Tagen im Jahr darf die Strecke an den Fassaden der nächstliegenden Gebäude einen äquivalenten Dauerschallpegel von mehr 55 Dezibel erzeugen. Zur restlichen Zeit muss die Geräuschkulisse darunter liegen.

Die DTM nimmt drei Lärmtage in Anspruch, Foto: DTM
Die DTM nimmt drei Lärmtage in Anspruch, Foto: DTM

Der äquivalente Dauerschallpegel, kurz LEQ lässt sich an folgendem Beispiel sehr gut erklären. Zehn Fahrzeuge, die einen Lärmpegel von 80 Dezibel erzeugen, dürften auf dem 4,3 Kilometer langen Dünenkurs an einem Tag 55.000 Runden zurücklegen. Als krasses Gegenteil dazu dürfte die gleiche Anzahl von Autos, die 100 Dezibel laut sind, nur 550 Runden fahren. Nachts sind die Regelungen noch viel härter, was 24 Stundenrennen unmöglich macht.

Bis vor einigen Jahren war diese Vorgabe noch nicht kritisch, denn in den 90er-Jahren fuhr nur das Marlboro Masters als internationaler Top-Event auf dem Circuit Park Zandvoort. Doch seit dem ersten Lauf der DTM im Jahre 2001 werden die fünf Lärmtage vollständig ausgereizt. Schon damals mussten die Formel 3-Teilnehmer des Masters auf die freien Trainingsitzungen am Freitag verzichten, da das Deutsche Tourenwagen Masters drei Tage in Anspruch nimmt.

Im Jahr 2006 wurde eine Ausnahmeregelung gestattet. Zum ersten Mal kam die A1 Grand Prix Serie nach Zandvoort, doch auch die DTM und das Formel 3 Masters waren schon fest im Kalender verankert. Acht Lärmtage waren das Ergebnis. Diese wollte man auch für dieses Jahr genehmigt bekommen, der Antrag wurde jedoch abgelehnt. Glück hatte nur die Tourenwagen-WM. Die Autos des S2000-Reglements sind leise genug und durften fahren.

Als Konsequenz daraus musste das Formel 3 Masters von Zandvoort nach Zolder umziehen. Dies hat nicht nur Folgen für die zahlreichen Fans, die jährlich zu der Kultveranstaltung nach Zandvoort pilgerten, sondern für die komplette Region. "Durch den Verlust des Masters entgehen Zandvoort und den umliegenden Orten nur an diesem Wochenende mehrere Millionen Euro", so der Pressekoordinator Kees Koning gegenüber motorsport-magazin.com. "Nicht nur der Circuit Park macht dadurch Miese, sondern auch alle Hotels, Pensionen, Restaurants und Bars."

In diesem Jahr dürfen die DTM und deren Rahmenserien sowie die A1 Grand Prix Meisterschaft für Schall und Rauch sorgen. Aber auch sie dürfen dies nicht uneingeschränkt tun. Während die DTM mit drei Tagen den Vorzug bekommt, muss der Weltcup des Motorsport sein Programm auf zwei Tage reduzieren.

Der Streit zwischen Strecke, Regierung und Anwohnern geht nunmehr über mehrere Jahre. In etlichen Petitionen gaben Fans, Teams und Fahrer schon ihren Unmut bekannt, doch gebracht hat es bisher nichts. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Politik irgendwann realisiert, welch ein Potential in einer so beliebten Rennstrecke wie dem Circuit Park Zandvoort liegt und nicht noch weitere Steine in den Weg legt.