Der Showdown am Chicagoland Speedway war nichts für schwache Nerven. Dario Franchitti holte sich in der letzten Kurve den Sieg und sicherte sich somit seinen ersten Titel in einer US Rennserie. Bis dahin stand Scott Dixon als sicherer Sieger des Rennens und des Titels fest, doch der US Amerikaner blieb wenige hundert Meter vor dem Ziel seiner Träume, mit einem trockenen Tank liegen.

"Das ist ganz schlimm, dass ich ohne Sprit stehen geblieben bin", sagte ein schwer enttäuschter Dixon. "Ich war den ganzen Tag sehr schnell unterwegs und habe wirklich geglaubt, dass es sich ausgehen kann. Anscheinend hat es Dario einfach besser hinbekommen mit dem Spritsparen."

Der schottische Titelgewinner war überwältigt von seinem Sieg. Franchitti hatte durch seine zwei Horrorunfälle und seinem Indy 500 Sieg eine abwechslungsreiche Saison. Mit dem heutigen Titelgewinn sparte sich der Schotte den Höhepunkt allerdings fürs Ende auf.

Franchitti führte am Anfang das Rennen an., Foto: Sutton
Franchitti führte am Anfang das Rennen an., Foto: Sutton

"Die meiste Zeit des Rennens habe ich gedacht, dass ich keine Chance habe", sagte Franchitti direkt nach dem Rennen. "Das Auto hat zwar gut funktioniert, doch ich konnte einfach nichts machen. Als wir dann auf die Gegengerade gingen, wollte ich es in der letzten Kurve unbedingt probieren, es war ja auch meine letzte Chance. Als Scott in der letzten Kurve plötzlich langsamer wurde, wusste ich, dass ich es geschafft habe. Dabei sind wir noch fast kollidiert, denn darauf war ich nicht vorbereitet. Einen großen Dank an das Team."

Doch was war passiert? Der gesamte Rennverlauf war packend bis zum Ende. Kurz nach dem Start musste Tony Kanaan, der dritte Titelanwärter, mit einem Plattfuß an die Box. Durch diesen unplanmäßigen Stopp war der Brasilianer vorzeitig aus dem Titelrennen. Franchitti saß zu diesem Zeitpunkt im Sandwich der beiden Teamkollegen Wheldon und Dixon auf Position 4 fest.

In der 35. Runde gab es die erste Gelbphase, ausgelöst durch einen harten Einschlag von Marco Andretti. Der Amerikaner blieb lange in seinem Auto sitzen bevor er von Rettungskräften befreit wurde. Von schwerwiegenden Verletzungen dürfte der Sohn von Michael Andretti allerdings verschont geblieben worden sein.

Die beiden Titelkandidaten absolvierten unter gelb gleichzeitig in Runde 37 ihren ersten Boxenstopp. Auf der Rennstrecke schenkten sich Dixon und Franchitti zu diesem Zeitpunkt sehr wenig, der Abstand blieb auch nach den zweiten Boxenstopps in Runde 92 konstant.

Zur Halbzeit zeigte sich folgendes Bild: Sam Hornish Jr. führte das Rennen an, dahinter lauerten Castroneves, Dixon, Wheldon und Franchitti. Der Abstand war auf unter 0,3 Sekunden geschrumpft. In Runde 138 sorgte eine weitere Gelbphase für große Verwirrung. Dixon kam zwei Runden davor an die Box, Franchitti absolvierte seinen Stopp während der Safety Car Phase. Erst nach einigen Runden gab es wieder Klarheit über die Position: Dixon lag auf P1 vor Franchitti auf P2. Für Spannung war somit gesorgt.

Franchitti erhält den Siegerpokal, Foto: Sutton
Franchitti erhält den Siegerpokal, Foto: Sutton

Nach dem Restart konnte sich Wheldon zwischen das Duo schieben und versuchte seinen Teamkollegen gegenüber Angriffe von Franchitti zu schützen. Dann setzte sich Wheldon plötzlich vor seinen Teamkollegen an die Spitze. Dixon hatte nur noch wenig Benzin und sollte im Windschatten Kraftstoff sparen. Das funktionierte auch perfekt, bis Wheldon selbst mit leerem Tank ausrollte.

Das Showdown spitzte sich nun zu, mit Dixon in Führung liegend knapp vor seinem direkten Konkurrenten. Vier Runden vor Schluss löste Denica Patrick eine erneute Gelbphase aus, als sie sich in der Boxeneinfahrt drehte.

Das Duell für die letzten zwei Runden hieß Dixon gegen Franchitti. Der Amerikaner behielt bis wenige Meter vor der Ziellinie die Führung, erst in der letzten Kurve wurde er, wie sein Teamkollege zuvor, von einem leeren Tank gestoppt. Dario Franchitti gewann darauf das Rennen und die Meisterschaft. Pikantes Detail am Rand: Der Schotte blieb in der Auslaufrunde seines Triumphes ebenfalls ohne Sprit liegen.

Ob Franchitti auch in der nächsten Saison in der IRL an den Start gehen wird steht noch in den Sternen. Die Anzeichen verdichten sich, dass ein NASCAR Engagement für 2008 ganz oben auf der Prioritätsliste des Schotten steht.

"Ich werden den Abend hier genießen, mit meinen Freunden ein wenig feiern, ein paar Nächte darüber schlafen und dann erst entscheiden was ich in Zukunft mache," gab ein zugeknöpfter Franchitti zu Protokoll. Eine spannende und überaus attraktive IRL Saison fand mit dem Finale in Chicago einen würdigen Abschluß.

Das Ergebnis des Chicagoland Indy 300

1. Dario Franchitti
2. Scott Dixon
3. Sam Hornish Jr.
4. Helio Castroneves
5. Scott Sharp
6. Tony Kanaan
7. Ryan Hunter-Reay
8. Hideki Mutoh
9. Buddy Rice
10. A.J. Foyt IV