"Es ist unglaublich", meinte Helio Castroneves nachdem er kurz zuvor zum zweiten Mal in Folge das IRL-Rennen in St. Petersburg in Florida gewonnen hatte. Zuvor musste der Pilot des Penske-Rennstalls aber hart gegen zwei Fahrer vom Hauptkonkurrenten Chip Ganassi Racing kämpfen. Der eine bekam dabei einen Stoß und der andere verpasste um 0.6 Sekunden den Sieg.

Der Angestoßene war Dan Wheldon, der in der 35. Runde während einer Gelbphase auf nicht an die Box gekommen war und direkt vor dem Restart von Castroneves auf die Hörner genommen wurde. Kurz vor dem Zusammenprall war Wheldon sichtbar langsamer geworden. Sein Teamchef Chip Ganassi meinte danach: "Es sieht so aus, als ob Castroneves sich entschieden hat, ihn vor der grünen Flagge zu treffen. Das ist nicht NASCAR. Wir sind momentan mit dem Penske Team nicht besonders glücklich. Jemandem vor der grünen Flagge anzustoßen, sollte irgendeine Strafe geben, oder nicht?" Für Wheldon blieb am Rennende übrigens noch Platz neun.

Scott Dixon musste mit Platz zwei Vorlieb nehmen, Foto: Sutton
Scott Dixon musste mit Platz zwei Vorlieb nehmen, Foto: Sutton

Für Castroneves selbst zählte die Kritik von Ganassi relativ wenig, er war nach dem Rennen zu sehr damit beschäftigt, zu feiern. "Man muss so fokussiert sein. Ich musste wirklich aufpassen, keinen Fehler zu machen. Aber dies ist meine Zeit. Wir haben gewonnen", freute er sich.

Viel Raum für Fehler hatte er am Schluss aber wirklich nicht, denn der zweite Ganassi-Pilot saß ihm dicht im Nacken. Scott Dixon wäre von außen betrachtet auch im schnelleren Auto gesessen, fand aber auf dem engen Stadtkurs keine Möglichkeit zu Überholen, weswegen er schließlich knapp hinter Castroneves ins Ziel kam. "Das war frustrierend, vor allem Helio den ganzen verdammten Tag hinterher zu fahren", sagte Dixon, "das fordert irgendwann seinen Tribut. Man sitzt nur da und wartet darauf, dass der Typ einen Fehler macht. Das ist alles was man tut." Doch auch wenn Dixon Runde um Runde in Castroneves Heck hing, so machte der Spitzenreiter keinen Fehler, weswegen sein direktester Konkurrent, Dixon, dann auch meinte: "Er ist ein großartiges Rennen gefahren."

Einer der auch großartig unterwegs war, war Tony Kanaan. Nachdem er im Qualifying sein Auto recht heftig beschädigt hatte, kam er mit dem zusammengeflickten Boliden noch auf den dritten Rang. Da er im Zeittraining sehr schnell gewesen war, als Folge des Unfalls aber weiter hinten starten musste und im Rennen dann "nur" Dritter wurde, war Kanaan dementsprechend enttäuscht: "Ich sollte nicht zufrieden sein, wenn ich ein Auto habe, dass für einen Sieg gut ist und dann nicht gewinne. Wenn es etwas ist, das wir kontrollieren können - vor allem wenn ich einen Fehler mache - dann bin ich recht streng zu mir. Ich habe das Gefühl, dass ich meine Jungs an diesem Wochenende im Stich gelassen habe."

Damit hat Kanaan vielleicht nicht nur auf seinen Ausrutscher im Qualifying angespielt, sondern auch auf den leichten Zusammenstoß mit seinem Teamkollegen Dario Franchitti in der ersten Runde. Danach musste Franchitti an die Box und Kanaan drehte sich. "Ich bin mir nicht sicher was passiert ist", erklärte Franchitti, "Tony wollte außen an mir vorbei. Ich wollte mich aus Problemen heraushalten und wir kamen zusammen. Die Jungs haben einen tollen Job gemacht, indem sie das Auto wieder gerichtet haben. Sie haben es nicht hundertprozentig wieder hinbekommen, aber sie haben einen verdammten guten Versuch gewagt."

Danica Patrick erreichte den achten Platz, Foto: Sutton
Danica Patrick erreichte den achten Platz, Foto: Sutton

Zwar kam auch Franchitti wie Kanaan nach dem Zwischenfall wieder weit nach vorne, doch der Sieg war außer Reichweite. Der Schotte holte sich schließlich den fünften Rang hinter seinen Teamkollegen Kanaan und Marco Andretti. Das vierte Andretti-Green-Auto mit Danica Patrick an Bord kam hinter Tomas Scheckter und Sam Hornish Jr. auf den achten Platz. Angesichts der teamintern verspielten Siegchance meinte Tony Kanaan: "Es ist immer etwas ironisch, wenn man mit dem Teamkollegen die Reifen zusammenschlägt, vor allem wenn es dein bester Freund ist. Ich denke aber nicht, dass Michael [Andretti] so denkt, also werden wir uns wahrscheinlich unterhalten. Wenn ich heute Dario sehe, werden wir darüber lachen, aber ich glaube nicht, dass Michael bei dem Vorfall gelacht hat. Es hätte nicht passieren sollen, aber es ist passiert."

Das Ergebnis des IRL-Rennens in St. Petersburg

1. Helio Castroneves Penske 100
2. Scott Dixon Ganassi 100
3. Tony Kanaan Andretti-Green 100
4. Marco Andretti Andretti-Green 100
5. Dario Franchitti Andretti-Green 100
6. Tomas Scheckter Vision 100
7. Sam Hornish Jr Penske 100
8. Danica Patrick Andretti-Green 100
9. Dan Wheldon Ganassi 100
10. Buddy Rice Dreyer & Reinbold 100
11. Scott Sharp Rahal-Letterman 100
12. Darren Manning Foyt 99
13. AJ Foyt IV Vision 98
14. Jeff Simmons Rahal-Letterman 97
15. Sarah Fisher Dreyer & Reinbold 97
16. Vitor Meira Panther 96
17. Kosuke Matsuura Panther 83
18. Ed Carpenter Vision 45