Im malerischen Barber Motorsports Park erlebte die IndyCar-Serie einen beispiellosen Thriller in der Schlussphase zwischen Gesamtleader Simon Pagenaud und Graham Rahal. Ein bärenstarker Rahal, überrundeter Verkehr und eine Berührung sorgten dabei besonders für Aufsehen. Am Ende hatte Pagenaud das bessere Ende für sich und feierte damit nach zwei zweiten Plätzen zum Auftakt und dem Sieg in Long Beach seinen zweiten Saisonerfolg und setzt sich damit in der Gesamtwertung weiter ab. Aber der Reihe nach.

Die Startaufstellung: Schon im Qualifying zementierte Pagenaud seine derzeitige Vormachtstellung in der US-Formel-1. Der Penske-Pilot sicherte sich mit einem neuen Rundenrekord von 1:06.7262 die Pole-Position vor seinem Teamkollegen Will Power. Aus der zweiten Reihe gingen Josef Newgarden und Scott Dixon ins Rennen, gefolgt von Sébastien Bourdais und Rahal. Helio Castroneves stellte seinen Penske-Boliden auf Startplatz sieben, Juan Pablo Montoya dagegen verpatzte das Qualifying und wurde nur von Platz 21.

Chaotische Startphase beim IndyCar-Rennen im Barber Motorsports Park

Die Startphase: Das Rennen war noch gar nicht freigegeben, da wurde schon die erste Gelbphase nötig. Beim Aufreihen für den fliegenden Start fährt Carlos Munoz dem vor ihm liegenden Mikhail Aleshin ins Heck und verursachte damit einen Unfall. Munoz und Aleshin mussten beim zweiten Versuch eine Runde später von ganz hinten starten. Auch beim zweiten Start lief nicht alles reibungslos ab. Takuma Sato leistete sich in Kurve zwei einen Ausritt in die Wiese, in der engen Haarnadel von Turn 5 verschätzte sich zudem Bourdais und drehte dadurch Dixon um.

Dixon nahm das Rennen von ganz hinten wieder auf, Bourdais musste zum Frontflügel-Wechsel hereinkommen. Als ob das nicht schon genug wäre, erhielt der Franzose noch obendrauf eine Durchfahrtsstrafe für das Verursachen einer vermeidbaren Kollision. An der Spitze hingegen behauptete Pagenaud seine Führung, während dahinter Newgarden in Runde drei an Power vorbeizog und die zweite Position übernahm. Rahal und Tony Kanaan übernahmen durch den Zwischenfall Bourdais vs. Dixon die Plätze vier und fünf.

Der weitere Rennverlauf: Nach der ersten Boxenstopp-Runde holte sich Power die zweite Position von Newgarden wieder. In Runde 39 der erste entscheidende Move für den Ausgang des Rennens: Rahal überholte Newgarden für Platz drei. Newgarden ging direkt im Anschluss an die Box. In der zweiten Rennhälfte spielte der Verkehr eine immer größere Rolle. Pagenaud wurde eingebremst, Power und Rahal kamen dem Franzosen immer näher und lauerten nur auf Fehler.

Überrundungen bringen Spannung ins IndyCar-Rennen

Eine Vorentscheidung fiel bei der dritten und letzten Boxenstopp-Runde: Die Crew von Power brauchte zu lange für den Service, der Champion von 2014 fiel hinter Rahal zurück und musste in den letzten Runden auch Newgarden wieder ziehen lassen - Platz vier. Der packende Schlusskrimi zwischen Pagenaud und Rahal war jedoch eröffnet. Neun Runden vor Schluss presste sich Rahal mit Berührung an Pagenaud vorbei! Der Franzose blieb aber dran und lauerte auf seine Chance. Als er es in Turn 5 außenrum gegen Rahal versuchte, wurde der vom überrundeten Jack Hawksworth behindert.

Rahal behielt die Führung zwar hauchdünn, fuhr aber auf Hawksworth auf und verlor dadurch ein Teil seines Frontflügels. Mit nicht mehr optimalen Downforce vorne konnte sich Rahal letztendlich nicht mehr erfolgreich verteidigen. Fünf Runden vor Schluss überholte ihn Pagenaud endgültig. Der Weg zum zweiten Sieg in der IndyCar-Saison 2016 war frei für den Penske-Piloten. In den letzten fünf Runden verwaltete er das Rennen und fuhr ungefährdet als Erster über die Ziellinie.

Die Platzierungen: Hinter Sieger Pagenaud kam Rahal noch als Zweiter ins Ziel, vor Newgarden und Power. Juan Pablo Montoya fuhr ein bärenstarkes Rennen, hielt sich noch dazu aus allen Scharmützeln heraus und wurde so vom letzten Startplatz aus noch Fünfter. Dahinter reihten sich James Hinchcliffe, Helio Castroneves, Tony Kanaan und Charlie Kimball ein. Die Top-10 beschließt nach furioser Aufholjagd Scott Dixon.

Die Zwischenfälle/FCY's: Die einzige Caution des Rennens wurde durch den Zwischenfall zwischen Munoz und Aleshin am Start hervorgerufen. Weder der Vorfall Bourdais vs. Dixon, noch Rahal vs. Hawksworth verursachten eine Gelbphase oder gar Full Course Yellow, sodass letztlich für 89 der 90 IndyCar-Rennrunden im Barber Motorsports Park galt: Feuer frei!

Die Gesamtwertung: Mit 48 Punkten Vorsprung führt Pagenaud die Gesamtwertung nach vier Rennen an - das ist schon fast ein kompletter Sieg. 188 Zähler hat der Franzose auf dem Konto, Scott Dixon als Zweiter hält bei 140 Punkten. Montoya (136) ist dem Neuseeländer wieder auf die Pelle gerückt, mit Castroneves (118) liegt noch ein Penske-Fahrer in den Top-4.