Nach drei Stunden und ebenso vielen Boxenstopps ist in Daytona bereits einiges geschehen: Eine Kollision in der Startrunde, ein spektakulärer Dreher, mehrere Rempeleien bei den GT-Fahrzeugen, ein Wutanfall am Mikrofon und mehrere prominente Ausfälle. Ganassi Racing ist in den ersten Stunden am Drücker; es führt nach 180 Minuten der Riley-Ford mit der Startnummer 02 von Scott Dixon, Tony Kanaan, Kyle Larson und Jamie McMurray vor dem Corvette DP von Wayne Taylor Racing und dem zweiten Ganassi-Boliden. In der GTLM-Klasse gab es einige brutale Kämpfe. Aston Martin ist schon draußen und Porsche hat mit einem Fahrzeug viel Zeit eingebüßt, außerdem musste DeltaWing Racing zusammenpacken.

Eine erste Gelbphase gab es nach knapp einer Stunde, als Satoshi Hoshino im Flying-Lizard-Audi, auf dem unter anderem Markus Winkelhock genannt ist, sich zunächst drehte und dann nicht wieder losfahren konnte. Eine weitere Full Cause Caution löste eine halbe Stunde später der DeltaWing bei seinem erwarteten technisch bedingten Ausfall aus. Gleichzeitig verteilte ein PC-Oreca Öl in Turn 1; Damien Faulkner im GB-Autosport-Porsche erwischte den Schmierfilm und legte einen fulminanten Dreher bei 250 km/h hin, durchschlug mehrere Werbetafeln und wäre beinahe in den gegenüberliegenden Teil der Strecke gesegelt, kam aber ohne Einschlag noch rechtzeitig zum Stillstand und konnte ohne Probleme weiterfahren.

In Schlagdistanz: Die Vorjahressieger Barbosa, Fittipalidi und Bourdais liegen auf P4, Foto: Rolex
In Schlagdistanz: Die Vorjahressieger Barbosa, Fittipalidi und Bourdais liegen auf P4, Foto: Rolex

Scott Dixon nutzte beim Start seine IndyCar-Erfahrung, um sich an Ozz Negri vorbeizuarbeiten und erarbeitete sich so eine Führung, die er und seine Teamkollegen bislang nicht wieder hergegeben haben. Negri richtete sich auf der dritten Position ein, dahinter entstand ein sehenswerter Kampf zwischen dem zweiten Ganassi-DP von Scott Pruett, dem DeltaWing mit Andy Meyrick am Steuer und Joao Barbosa im Meisterfahrzeug von Action Express Racing. Meyrick konnte schneller als Pruett, kam aber nicht vorbei, so dass sich DeltaWing Racing zu einem vorgezogenen Boxenstopp nach einer halben Stunde entschied. Das sollte sich aber nicht auszahlen, denn Meyrick lag nach dem ersten Schwung Boxenstopps nur noch auf Rang sechs, bevor sein Gefährt ausrollte.

Der MSR-Ligier, der von der Pole Position gestartet war, geht eine ordentliche, wenn auch keine wie nach den Trainings befürchtet dominante Pace. Doch der LMP2-Bolide verliert regelmäßig Zeit bei den Boxenstopps. Außerdem verfügen die Ganassi-Boliden über einen Reichweitenvorteil gegenüber den Corvette DPs und dem MSR-Ligier. Zwischenzeitlich genossen die Boliden von Chip Ganassi sogar eine Doppelführung, die aber nur kurzlebig war. Nach drei Stunden liegen noch sieben Prototypen in der Führungsrunde.

Desaster für Porsche und Aston Martin

Schrecksekunde zu Beginn: Pierre Kaffer im Risi-Ferrari, Foto: Rolex
Schrecksekunde zu Beginn: Pierre Kaffer im Risi-Ferrari, Foto: Rolex

Oliver Gavin verteidigte seine Pole Position beim Start der GT-Fahrzeuge, doch Gimmi Bruni übernahm schnell die Spitze für AF Corse. Später sollte AF Corse jedoch aus der Führungrunde herausfallen, da der Ferrari nicht durchgängig mit Profi-Fahrern besetzt ist. Aktuell haben die WEC-Champions eine Runde Rückstand. Der Kampf der GT-Werke wurde bereits in der ersten Stunde mit brachialen Methoden geführt; insbesondere Corvette und Porsche beharkten sich mit Bump-Drafting und Abdrängen heftig. Schließlich berührten sich die beiden Corvetten an der schnellsten Stelle des Kurses auch noch gegenseitig.

Einen grauenhaften Start in das Rennen erlebte das Porsche Team North America: Schon nach einer Runde musste Jörg Bergmeister seinen Porsche 911 RSR mit einer defekten Lichtmaschine an die Box schleppen. Die Reparatur kostete den Porsche mit der Startnummer 912 sechs Runden. Die einzig verbliebene Hoffnung für Bergmeister/Bamber/Makowiecki/Christensen ist nun ein cleveres Ausnutzen der Gelbphasen, um verlorene Runden irgendwie noch gut zu machen. Bislang konnten sie sich eine Runde durch Gelb zurückholen.

Eine große Schrecksekunde gab es nach 25 Minuten, als sich Shane Lewis im RG-Racing-Riley-DP in der Schikane drehte und auf eine dermaßen dilettantische Weise auf die Strecke zurückfuhr, dass das gesamte GTLM-Feld in riesige Bredouille geriet, den mitten auf die Ideallinie gewendeten Riley-BMW zu umfahren. Eine Reihe von Fahrzeugen kam im Millimeterabstand vorbei, doch Pierre Kaffer erwischte im Risi-Ferrari den DP an der hinteren linken Ecke und musste durchs Gras pflügen. Das hatte einen unplanmäßigen Stopp zur Folge, der aber keine Runde kostete.

Beide Corvetten tauschten untereinander Lack aus, Foto: Rolex
Beide Corvetten tauschten untereinander Lack aus, Foto: Rolex

Die Ereignisse überschlugen sich nach kurzer Ruhephase wieder zu Beginn der dritten Stunde: Eine Kollision zweier PC-Boliden zwang einen GTD-Porsche zum Ausweichen, der wiederum mit verschmutzten Reifen in der nächsten Kurve die führende Corvette von Gavin umdrehte. Dieser musste daraufhin an die Box, blieb aber in der Führungsrunde. Schlechter erging es Bill Auberlen, der nach einem Kontakt mit Nick Tandy einen Reifenschaden erlitt und eine Runde zurückfiel. Auberlen beschimpfte daraufhin im Interview den Porsche-Piloten aufs Übelste. Fast zeitgleich rollte Pedro Lamy im Aston Martin aus - Feierabend.

Die Führung hält nach drei Stunden der Übeltäter-Porsche von Nick Tandy, Patrick Pilet und Marc Lieb vor dem Risi-Ferrari, dem die Schrecksekunde nichts anhaben konnte. Insgesamt hat sich das Feld schon mächtig gelichtet; nur noch sechs GTLM-Boliden liegen in der Führungsrunde - der führende und der Falken-Porsche, die beiden Corvetten, beide BMW, nachdem Bruno Spengler sich in die Führungsrunde zurückrunden konnte, und der Risi-Ferrari.

Wilder Auftakt auch bei den Amateuren

Zahlreiche Teams kämpfen um den GTD-Sieg, Foto: Rolex
Zahlreiche Teams kämpfen um den GTD-Sieg, Foto: Rolex

Einen turbulenten Auftakt gab es in der PC-Kategorie. Eine Kollision in der ersten Runde warf Tom Kimber-Smith im Oreca FLM09 von PR1/Mathiasen Motorsports in die GT-Meute zurück, der anschließende Rückstau sorgte für einige Auffahrunfälle - nicht unbedingt das, was man zu Beginn eines 24-Stunden-Rennens braucht. Zunächst aber blieben die Kollisionen ohne gröbere Folgen, doch ein möglicher Folgeschaden führte nebst der Ölspur in Turn 1 zu einem Verlust von sieben Runden für PR1. In Führung liegt momentan der Oreca von JDC/Miller Motorsports mit Mikhail Goikhberg, Chris Miller, Stephen Simpson und Rusty Mitchell. Fünf Fahrzeuge liegen noch in einer Runde.

In der GTD wechselten sich die Spitzenreiter immer wieder ab; nach drei Stunden führt die Riley-Viper von Jeroen und Sebastiaan Bleekemolen, Ben Keating, Al Carter und Marc Goosens. Acht Fahrzeuge liegen allerdings noch in einer Runde und je nachdem, ob gerade ein Amateur oder ein Profi am Steuer sitzt, ist mit größeren Zeitsprüngen in dieser Klasse zu rechnen. Einen Favoriten hat es auch hier erwischt: Der Turner-BMW von Marsal/Palttala/Priaulx/Said kam nach 37 Runden an die Box und verweilt dort seitdem.