Die hektischen Anfangsminuten in der GT3-Schlacht in Spa-Francorchamps sind vorüber und Audi hat sich als Topfavorit herauskristallisiert. Das Belgian Audi Club Team WRT genießt eine Doppelführung nach einem Boxenstopp. Laurens Vanthoor, Markus Winkelhock und Rene Rast haben nach 37 Runden die Nase vorn, die Teamkollegen Christopher Mies, Frank Stippler und James Nash folgen auf der zweiten Position. Der Sainteloc-R8 von Stephane Ortelli, Edward Sandström und Gregory Guilvert hält knapp die dritte Podition, ist aber unter Druck. Bentley muss bereits ein Fahrzeug im Kampf um den Sieg abschreiben, ART hatte gar mit beiden McLaren Probleme.

Startgedränge wirft ersten Bentley heraus

ART erlebte ein Debakel in der Eröffnungsstunde, Foto: Brecht Decancq Photography
ART erlebte ein Debakel in der Eröffnungsstunde, Foto: Brecht Decancq Photography

Ohne Probleme lief die Startrunde ab, in der nicht weniger als 60 Fahrzeuge versuchten, sich durch Eau Rouge, Les Combes und Rivage drängeln mussten. Wie immer wurde der Marathon an der alten Start/Ziel-Geraden freigegeben. Das Feld zeigte sich aber diszipliniert und größere Unfälle blieben aus. Wohl aber gab es kleinere Rangeleien, die in einem solch engen Feld nicht ausbleiben, und das sollte katastrophale Folgen für Bentley haben: Nach wenigen Minuten stand das Fahrzeug von Antoine Leclerc, Jerome D´Ambrosio und Duncan Tappy mit beschädigter Lenkung als Folge einer Berührung an der Box.

Während sich an der Spitze die Startfahrer Laurens Vanthoor und Alessandro Pier Guidi im AF-Corse-Ferrari aus dem Pro-Am-Cup vom Rest des Feldes schnell absetzten, verlor M-Sport sechs Runden durch die Reparatur. Kaum war das Luxusschiff wieder auf Kurs, drehte sich mit Carl Rosenblad im Parker-Racing-Ferrari einer der Favoriten in der Gentlemen-Wertung in der Fanges-Kurve von der Strecke. Auch das in der Pro-Am-Wertung mitfavorisierte Team AF Corse musste durch einen Reifenschaden am Fahrzeug von Hommerson/Machiels/Bertolini/Cioci einen frühen Rückschlag hinnehmen.

Obwohl es sich um ein 24-Stunden-Rennen handelt, war die hektische Anfangsphase von einigen spektakulären Rennszenen geprägt: Steven Kane hielt im in der Gesamtwertung führenden Bentley Continental GT3 eine Gruppe von Fahrzeugen auf, die von Marcel Fässler im WRT-Audi angeführt wurde. Seite an Seite flog er mit Kane auf die Eau Rouge zu und erst im letzten Moment musste Kane nachgeben, wovon die beiden Marc-VDS-BMWs von Maxime Martin und Lucas Luhr profitierten und ebenfalls an Kane vorbeizogen - eine Sternstunde des harten, aber fairen Racings.

Marc VDS folgt Audi auf dem Fuße, Foto: Günter Kortmann
Marc VDS folgt Audi auf dem Fuße, Foto: Günter Kortmann

Riesiges Drama um ART Grand Prix

Das Rennen war noch keine halbe Stunde alt, da schlug der Blitz bei ART Grand Prix ein: Kevin Estre brachte den McLaren MP4-12C GT3 an die Box, blieb aber im Boxeneingang stehen. Dramatische Szenen spielten sich anschießend ab, als der Franzose versuchte, den V8-Turbo selbst zu reparieren. Es erinnerte stark an die Reparaturversuche von Satoshi Motoyama am DeltaWing in Le Mans. Estre gelang die notdürftige Reparatur am Aggregat und er konnte das Fahrzeug bis zu seiner Box bringen. Das Drama kostete drei Runden.

Nur eine Viertelstunde später erwischte es auch das zweite Fahrzeug von ART: Alvaro Parente erlitt einen Reifenschaden und fiel ebenfalls aus der Führungsrunde heraus. Die erste Rennstunde entwickelte sich zum Alptraum für ART Grand Prix. Nun gilt es, den Schaden zu minimieren. Die beiden McLaren liegen nach 90 Minuten auf den Plätzen 37 und 49.

Boxenstopps spülen weitere Audis nach vorn

Seltenes Bild: Bentley liegt außerhalb der top-10 auf Rang 15, Foto: Günter Kortmann
Seltenes Bild: Bentley liegt außerhalb der top-10 auf Rang 15, Foto: Günter Kortmann

Die Boxenstopps brachten einige Änderungen an der Spitze, die sehr zu Gunsten von Audi ausgingen: Markus Winkelhock führte weiterhin im WRT-Audi, Rang zwei übernahm der Sainteloc-Audi mit Stephane Ortelli, auf Rang drei folgte nun der zweite WRT-Ingolstädter mit Christopher Mies am Steuer. Mies, der den R8 in- und auswendig kennt, erteilte dem routinierten Ortelli anschließend eine Lektion und übernahm den zweiten Platz, womit das Belgian Audi Club Team WRT in der Heimat nun eine Doppelführung genießt. Bester Nicht-Audi ist nun der Marc-VDS-BMW von Luhr/Werner/Palttala, der nach vorsichtigem Start nun direkt am Heck des Sainteloc-Audis klebt. Der zweite Marc-VDS-BMW von Martin/Farfus/Müller folgt zehn Sekunden dahinter.

Der Ferrari von Alessandro Pier Guidi, Andrew Danyliw, Simon Knap und Andrea Sonvico, der zu Beginn des Rennens auf der zweiten Position gelegen hatte, verlor rasch an Boden, nachdem Pier Guidi ausgestiegen war. Trotzdem führt der 458 weiterhin die Pro-Am-Wertung vor dem MPM-Sport-Aston-Martin von Abra/Osborne/Poole/Turner an. In der Gentlemen-Wertung liegt ebenfalls AF Corse mit den Fahrern Peter Mann, Alexander Talkanista, Francisco Guedes und Cedric Mezard an der Spitze.

Kurz nach 18 Uhr kam es zu einem furchterregenden Unfall von Vyacheslav Maleev in Eau Rouge. Der Russe stieg unverletzt aus, doch das Safety Car musste das Feld einfangen, so dass sämtliche Abstände nahezu neutralisiert wurden.