Wann kann eine Rennserie den Titel "Welt" in ihrem Namen tragen? Mindestens drei Kontinente müssen laut Statuten der FIA befahren werden. Die GT1-Weltmeisterschaft hatte stets Probleme dies zu erreichen und der für 2013 anvisierte Titel einer "GT World Series" aus FIA-GT-Meisterschaft und Blancpain Endurance Series scheiterte unteren anderem am gleichen Grund. Doch in der Mitte der 2000er-Jahre konnte GT-Organisator Stéphane Ratel mit seiner FIA-GT-Meisterschaft aus dem Vollen schöpfen - und war einer GT-WM vor 2010 nie näher als 2005.

Land der Sehnsucht: 2005 gastierte die FIA-GT-Serie in Zhuhai und fasste zunächt Fuß auf chinesischem Boden, Foto: Sutton
Land der Sehnsucht: 2005 gastierte die FIA-GT-Serie in Zhuhai und fasste zunächt Fuß auf chinesischem Boden, Foto: Sutton

Von der Welt ins europäische Exil

1997 und 1998, auf dem Höhepunkt der GT1-Werkswagen, war die FIA-GT-Meisterschaft bereits in Europa, Japan und den USA zu Gast gewesen. Etwas anderes wär vermutlich für McLaren-BMW, Porsche und Mercedes nicht standesgemäß gewesen. Dann verschwanden die glamourösen und teuren GT1 und Ratel blieb 1999 mit den GT2 aus der zweiten Reihe zurück.

Von 2000 bis 2003 fuhren die Chrysler Viper, Lister Storm und Ferrari 550 nur noch auf europäischen Rennstrecken. Für die Teilnehmer, die überwiegend aus europäischen Privatteams bestanden, ergab dies aus finanziellen und logistischen Gründen Sinn.

Mit dem Wirtschaftsboom im Rücken expandierte die FIA-GT-Meisterschaft nach Asien. 2004 fuhr man in Dubai und im chinesischen Zhuhai, das bereits zur Zeiten der BPR Serie in den mittleren 1990er-Jahren Gastgeber gewesen war: zunächst auf einem Stadtkurs, dann auf der permanenten Rennstrecke vor den Toren der Stadt.

Traditionell vor leeren Rängen: Rennsport im türkischen Istanbul Park, Foto: Sutton
Traditionell vor leeren Rängen: Rennsport im türkischen Istanbul Park, Foto: Sutton

Mit Nachdruck nach Osten

2005 bildete jedoch den Höhepunkt der Entwicklung. Zu den traditionellen Veranstaltungen gehörten etwa das 500-Kilometer-Rennen in Monza, die ehrwürdige Tourist Trophy in Silverstone und der 24-Stunden-Marathon von Spa-Francorchamps. Dazu gesellten sich am Saisonende die Läufe in der Türkei, China, Dubai und Bahrain: Vier der elf Saisonrennen wurden nicht in Europa abgehalten. Mehr Veranstaltungen umfasste auch kein vorangegangener oder nachfolgender FIA-GT-Kalender. Maserati und Porsche dominierten in ihren Klassen fast nach Belieben.

Das Gastspiel im 2005 neu eröffneten Istanbul Park - einen Monat nach dem F1-Grand-Prix - blieb eine leblose Eintagsfliege. Aber anderen Rennserien ging es dort nicht anders. Danach kam Zhuhai als bewährte Veranstaltung bevor es den Petro-Dollars folgend an den Arabischen Golf zu den abschließenden Läufen ging.

Das Dubai Autodrome war im Vorjahr mit der FIA-GT-Meisterschaft und der Tourenwagen-EM eröffnet worden. Das Finale in Bahrain beendete die Saison im ausgehenden November mit einem Sieg von Aston Martin: Eine neue Generation GT1-Autos stellte sich den übermächtigen Maserati.

Am Übergang von der FIA-GT-Serie zur GT1-WM: der Kurs von San Luis in Argentinien, Foto: DPPI
Am Übergang von der FIA-GT-Serie zur GT1-WM: der Kurs von San Luis in Argentinien, Foto: DPPI

Auf dem Weg zur offiziellen GT-Weltmeisterschaft

Auf dem Höhepunkt des Jahres 2005 zerstritten sich GT-Organisator Ratel und sein Tourenwagen-Pendant Marcello Lotti, so dass ab dem folgenden Jahr die erfolgreich Super Racing Weekends nicht mehr gemeinsam veranstaltet wurden. Lottis Tourenwagenserie erhielt dank des Rennens im mexikanischen Puebla seit 2005 den WM-Status, den sie bis heute innehat.

Ratel konnte von den asiatischen Rennen 2006 nur Dubai halten, das damit drei Jahre in Folge im Kalender war. 2007 wurde dann lediglich der Saisonbeginn in Zhuhai abgehalten und anschließend für die restlichen Veranstaltungen nach Europa zurückgekehrt.

Im Jahr 2008 beschloss die FIA-GT-Meisterschaft ihre Saison zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in Amerika: Der spektakuläre Kurs im argentinischen San Luis blieb jedoch das einzige nicht-europäische Rennen. Erst mit der GT1-WM 2010 war Stéphane Ratel erstmals seit 1999 wieder auf drei Kontinenten aktiv - aber nur zwei Jahre lang.