Bereits mit einem wenig regelkonformen Regen-Qualifying unter teilweise haarsträubenden Wetterbedingungen hatte die GP2 am Freitag in den Ardennen für Aufsehen gesorgt. Am Samstag sollte es kaum ruhiger werden. Pole-Mann Rio Haryanto verpatzte seinen Start - ganz anders als Esteban Gutierrez, der aus Reihe zwei kommend in Richtung Spitze stürmte. In La Source wurde er von Haryanto dann aber aufs Grad gedrängt, sodas dieser seine Führung vor dem Lotus-Duo um James Calado und Gutierrez behaupten konnte. Marcus Ericsson schnappte sich dann bereits in Les Combes Gutierrez und war Dritter. Dahinter ging es zwischen Jolyon Palmer, Giedo van der Garde und Davide Valsecchi heftig zur Sache, wobei Letzterer Fabio Leimer abräumte.

Haryanto verspielt die Führung

Bei Lotus gab es ein ärgerliches Missverständnis, Foto: Sutton
Bei Lotus gab es ein ärgerliches Missverständnis, Foto: Sutton

Anschließend leistete sich im Spitzenpulk Calado einen Fehler, wodurch Ericsson an ihm vorbeischlüpfte. Das versuchte auch Gutierrez - zwar gelang es dem Mexikaner ebenso an seinem Teamkollegen vorbeizugehen, doch fand dieses Manöver unter geschwenkten gelben Flaggen statt und obwohl Calado noch versucht hatte seinen übereifrigen Stallkollegen via Handzeichen vor dieser Dummheit zu warnen, zog dieser den Überholvorgang durch. Dann überschlugen sich jedoch die Ereignisse: Nigel Melker sorgte ausgangs der gefürchteten Eau Rouge mit einem heftigen Abflug für Aufsehen.

Nach dem Unfall des Ocean-Piloten wurde das Rennen neutralisiert - der Niederländer war zwar bei Bewusstsein, konnte sich aber nicht aus eigener Kraft aus dem Wrack befreien und musste ins Krankenhaus geflogen werden. Nur Sekunden vor dem Highspeedcrash hatte Ericsson an der gleichen Stelle in Raidillion besser aus Eau Rouge hinausbeschleunigt und Haryanto die Führung abgeluchst. Nach Erscheinen des Safety-Cars ließ auch Gutierrez, der seinen Fehler erkannt hatte, Calado wieder vorbei - die Stewards hatten aber kein Erbarmen mehr und brummten dem Lotus-Piloten ein Durchfahrtsstrafe auf.

Nigel Melker hatte einen heftigen Abflug, Foto: GP2 Series
Nigel Melker hatte einen heftigen Abflug, Foto: GP2 Series

Als das Boxenstoppfenster öffnete, strömten alle Top-Autos an die Box. Haryanto konnte sich seine Führung dabei zwar kurzzeitig zurückerobern, warf sie mit einem Dreher auf offensichtlich noch zu kalten Pneus in les Combes aber wieder weg. Da sich anschließend die Arbeiten am durch den Melker-Unfall beschädigten Reifenstapel hinzogen und auch die Absenz des Hubschraubers, der Melker ins Hospital transportierte, für eine weitere Verzögerung sorgte, wurde das Rennen für lange Zeit unterbrochen. Als es hinter dem Safety-Car wieder losging, gab das Führungsfeld kein klares Bild mehr ab, mussten die vorne positionierten Van der Garde, Richelmi, Trummer und Coletti doch alle noch ihre Pflichtstopps absolvieren.

Letzten Endes profitierte davon Ericsson, der sich hinter diesem Pulk und noch vor den Verfolgern Calado und Valsecchi befand. Bis ins Ziel konnte er so einen Vorsprung von über elf Sekunden herausfahren. Besonders für Valsecchi bedeutete das Resultat einen Schub in Sachen Meisterschaftsambitionen. Er liegt nun punktgleich mit Luiz Razia in Front - da der Italiener in den Boxen aber in eine kontroverse Situation mit Coloni-Pilot Fabio Onidi verwickelt war, könnte ihm noch eine nachträgliche Strafe drohen. Hinter Valsecchi wurde Josef Kral Vierter, noch vor van der Garde und Meisterschaftsleader Razia, der sich von P18 auf den sechsten Rang nach vorne kämpfte. Julian Leal fuhr auf Platz sieben, Felipe Nasr schnappte sich P8 und damit die Pole-Position für den Sprint.