Am vergangenen Wochenende stand neben dem Rennen der Le Mans Serie der Auftakt zur neuen Formel BMW Europa auf dem Plan. Dort hat mich einer der drei Fahrer aus meinem Team positiv überrascht, auch wenn er letztlich von der Rennleitung eingebremst wurde: David Mengesdorf. Obwohl er noch ein Rookie ist und es gegen die vielen erfahrenen Piloten, die schon im zweiten oder dritten Jahr sind, nicht leicht hat, konnte er in der Qualifikation einen guten sechsten Rang herausfahren.

Im Rennen wurde ihm eine gute Platzierung leider von der Rennleitung genommen, die ihn nach einer Kollision mit einem Konkurrenten disqualifizierte. Unterm Strich war der Kampf mit Christensen jedoch völlig normal - es war auch richtig von ihm nochmal zu attackieren und den Platz nicht kampflos abzugeben. David war schon ganz innen auf dem Randstein und ihm wurde einfach nicht genügend Platz gelassen - die Räder verhakten sich, Christensen stieg auf und überschlug sich.

David Mengesdorf überzeugte seinen Teamchef, Foto: BMW
David Mengesdorf überzeugte seinen Teamchef, Foto: BMW

Für mich war die Disqualifikation eine harte Strafe, vielleicht zu hart - eine Strafe auf Bewährung hätte es auch getan. Natürlich will man gerade den Rookies in den ersten Rennen die Grenzen aufzeigen, damit kein Chaos auftritt. Die Jungs stehen außerdem unter einem gehörigem Druck, schließlich schaut das ganze Formel 1 Fahrerlager mit möglichen zukünftigen Sponsoren und Teamchefs zu. Desweiteren haben die Fahrer nicht viel Zeit, sich auf der Strecke zurecht zu finden, da es kaum Streckenzeit gibt.

Jetzt sind die Teamchefs gefragt. Wir müssen den Druck von unseren Fahrer nehmen und ihnen sagen, dass es auf mehr ankommt als nur ein gutes Resultat. Man darf den Kopf nicht ausschalten und alles auf eine Karte setzen. Wir müssen sie runterholen und ihnen Unterstützung geben. Bei David wäre es zum Beispiel utopisch, wenn man ihn auf die Meisterschaft ansetzt. Für ihn gilt es sich unter den vielen Rookies zu beweisen und das ein oder andere Mal aufs Podest zu fahren.

Ich war am Wochenende in Monza, um meinen Sohn bei seinem Einsatz in der Le Mans Serie zu unterstützen. Leider musste ich auch einen heftigen Unfall von Stéphane Ortelli ansehen, bei dem glücklicherweise nicht mehr passiert ist als ein Knöchelbruch. Wie er sagt, ist das Bremspedal durchgefallen und er hatte keinen Bremsdruck mehr, was mit den Karbonbremsen eigentlich nicht passieren sollte. Obwohl das Monocoque und die Crashbox gehalten haben, zog er sich eine Verletzung an den Füßen zu - aber das kann leicht passieren. Im Gegensatz zum restlichen Körper und dem Kopf bewegen sich die Beine frei herum, gerade bei einem Überschlag kann man sich den Fuß gemein anschlagen.

Stefan Mücke kam in Podestnähe, Foto: Mario Bartkowiak/Jegasoft Media
Stefan Mücke kam in Podestnähe, Foto: Mario Bartkowiak/Jegasoft Media

Aber es gab auch positive Nachrichten, zum Beispiel die gute Performance von Stefan und dem Lola-Aston Martin. Zwar gibt es in der LMS weiterhin eine Dominanz der Diesel-Fahrzeuge, aber im Rennen sieht alles anders aus: was man über eine Runde kann, kann man nicht über sechs Stunden bringen - und genau dort liegt seine Chance. Durch eine gute Boxenstrategie ist er bis an die Spitze gekommen und konnte sich dort auch verteidigen sowie einige Führungsrunden sammeln. Leider lief nach dem regulären Stopp nach 80 Minuten der Motor nicht mehr sauber und die Reparatur an der Box hat viel Zeit gekostet.

Ohne diese Probleme hätte es zwar nicht zum Sieg gereicht, bestimmt aber für einen Platz auf dem Podium. Das wäre sicherlich sehr schön gewesen, aber "hätte, wäre, wenn" gibt es im Motorsport nicht. Was zählt ist die Reihenfolge, wenn die schwarz-weiße-Flagge fällt. Aber wir können ein positives Fazit ziehen: in den letzten zwei Stunden konnte Stefan das Tempo der Spitze mitgehen und die gleichen Zeiten fahren.

Für mich geht es schon am kommenden Wochenende in Mugello weiter, die Jungs mit der Ausrüstung sind schon am Dienstag aufgebrochen. In der Formel 3 muss man realistisch bleiben: nur mit Glück können wir das gute Resultat aus Hockenheim wiederholen, denn die anderen sind gewiss nicht langsam. Man wird im freien Training und dem Qualifying sehen wie sich das Feld ordnet - ich denke schon, dass wir eine Chance haben in der Spitzengruppe dabei zu sein.